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Nina Schmitz & Oliver Mauelshagen: Bitte einmal zum Mond und retour
Wie in einem Science Fiction erscheinen die Szenerien auf den Fotografien von Nina Schmitz & Oliver Mauelshagen. „Skyangels“ stehen in wüstenartiger Landschaft: Menschen, meist Frauen, mit grellblauen Pagenkopfperücken. Sie gestikulieren wild, posieren dramatisch, zücken Pistolen oder sind wie tot hingeworfen. Manches ist vertraut: die dramatische Geste oder der Landschaftsausschnitt oder die Ausbeleuchtung: bekannt aus Westernfilmen. Nur die Protagonisten mit der blauen Frisur passen nicht in dieses Genre. Sie könnten eher einer Werbung oder einem Science Fiction oder einem Comic entsprungen sein. Diese Kombination befremdet. Sie katapultiert uns Betrachter von der Illusion des Bildes in die Wirklichkeit zurück und das Bildpersonal von der theatralen Bühne in eine nicht zuordenbare Ebene. Klar ist nur: Wir sehen die Inszenierung eines Spiels; wissen jedoch nicht, um welches ‚Stück’ es sich handelt. Indem die Skyangels häufig aus dem Bild hinausschauen, ist ein Kunstgriff angewandt worden, welcher die Erzählung öffnet und auf ein Davor bzw. Danach verweist. Doch die Geschichten spielen sich nur in unseren Köpfen ab.
Mit ihrer bewusst ambivalenten Erzählweise, die mit der Phantasie des Betrachters geschickt hantiert, ist das Künstlerpaar schon bekannt geworden. Ihre erste Einzelausstellung in der Galerie Andrieu kombiniert die Serie „Skyangels“ mit anderen Serien. Mit Bildern der Serie „Helden“, „Love Fiktion 2“ und „Desert Dreams“. Nun fällt auf, wie raffiniert die Künstler die Bildhintergründe einsetzen, damit bei den Betrachtern der ‚Film im Kopf’ ablaufen kann. Auch haben die Künstler für die Präsentation in der Galerie Andrieu solche Bilder ausgewählt, in denen vorwiegend zwei Protagonisten zu sehen sind, wodurch sie die Aufmerksamkeit auf die Beziehung der Bildfiguren untereinander lenken: Körperhaltung, Mimik und Gestik sind auch in diesen Farbfotografieserien sehr dramatisch. Mit der Interpretation dieser sichtbar großen Gefühle wird der Betrachter jedoch wiederum auf sich selbst zurück geworfen: Handelt es sich wirklich um die so genannten großen Gefühle? Oder werden diese nur nachinszeniert, von Laienschauspielern wieder aufgeführt? Oder befinden wir uns im falschen Film? Am falschen Ort, zur falschen Zeit?
Andrea Domesle
Künstlergespräch: Donnerstag 20. November 2008, 19.00 Uhr mit Nina Schmitz et Dr. Andrea Domesle, Frei Kuratorin & Kritikerin, Wien
GALERIE ANDRIEU Christburger Straße 25, 10405 Berlin
galerieandrieu.com Sponsored