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Ephraim-Palais

TANZ AUF DEM VULKAN



Paul Grunwaldt
Varieté, 1925
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Michael Setzpfandt


Das Berlin der Zwanziger Jahre – ein Mythos, Gegenstand zahlreicher Publikationen, Features und Ausstellungen in wechselnden Zusammenhängen. Doch fehlte bisher ein ganzheitlicher Blick, der die politische, soziale und geistige Entwicklung mit deren künstlerischen Reflexionen verknüpft. Die Ausstellung Tanz auf dem Vulkan fängt die Stimmungslage der Bevölkerung zwischen Aufstieg und Niedergang, zwischen Luxus und Elend, ein. Erstmals werden Zeugnisse der bildenden Kunst, der Architektur, des Designs, der Mode, des Theaters, des Varietés und der Revue in ihrer materiellen und zugleich historischen Komplexität nachgezeichnet. Hinzu kommen z. B. Film- und Tondokumente wie Ausschnitte aus „Berlin Alexanderplatz“ mit Heinrich George von 1931 oder Rundfunk-Reportagen, so von Alfred Döblin über die Ausstellung der Berliner Secession im selben Jahr.

Mit über 500 Werken von rund 200 Malern, Grafikern, Fotografen, Kunsthandwerkern und Mode-schöpfern – sämtlich aus den reichen Sammlungsbeständen des Stadtmuseums Berlin – illustriert die Ausstellung nicht nur die Existenzbedingungen der Bevölkerung, sondern vermittelt auch einen detaillierten Einblick in das vielfältige Kulturleben der Zwischenkriegszeit. Neben bekannten Namen wie Max Beckmann, Otto Dix, George Grosz, Karl Hofer, Käthe Kollwitz, Wilhem Lehmbruck oder Rudolf Schlichter finden sich zahlreiche Entdeckungen wie der Gebrauchsgrafiker Bruno Böttger-Steglitz mit seinen traumatischen Schilderungen von Aufruhr und Lustmord oder der „Mann mit dem geheimnisvollen Rock“ Max Grünthal, der unter dem Pseudonym Mac Walten atemberaubende Werbefotografien seiner Artistenkollegen anfertigte.

Die luxuriöse Seite der Zwanziger Jahre zeigt die parallel laufende Schau „IA – Duft | Schwarzlose & Das Berliner Parfüm“ in der 3. Etage des Ephraim-Palais. Spektakulär ist die Rekonstruktion der legendären Duftkollektion von Schwarzlose. Die Düfte und das edle Design der Flakons sowie Werbung im Stile des Art Déco nehmen die Besucher mit auf eine sinnliche und glamouröse Zeitreise.


Wilhelm Lehmbruck
Kopf eines Denkers, 1918
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Michael Setzpfandt


Das Berlin der Weimarer Republik zeigte sich zerrissen, autoritäre Strukturen und Werte des Kaiserreiches blieben bestehen. In Reaktion auf politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Krisen kam ein hektisches, in weiten Kreisen hedonistisches und körperbetontes Lebensgefühl auf. Es äußerte sich in den stakkatoartigen Bewegungen des Charleston, im Exhibitionismus des Tingeltangels, im Spott der Cabaret-Nummern, im Styling der „Neuen Frau“, kurz: im sprichwörtlichen Tempo der Großstadt.

Nervenkitzel und Sinnesrausch schufen in der Inflationszeit Ausgleich für den täglichen Überlebenskampf. Die Hauptstadt als Sündenbabel – die junge Demokratie ließ bisher ungeahnte Freiheiten zu, wovon erotische Fotografien aus dem Nachlass des Sexualwissenschaftlers Wilhelm Schöffer künden. Die Hautevolee frönte ausschweifenden Unternehmungen, vorzugsweise nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die Flanierviertel um die Gedächtniskirche zu glitzern begannen. Vor allem die im Stil des Neuen Bauens errichteten Kinos mit ihren leuchtenden Reklametafeln wirkten als Anziehungspunkte. Fotografie und Malerei inszenierten die Effekte künstlicher Beleuchtung, aber auch die Geheimnisse der Dämmerung. Jene, die einen gehobenen Lebensstil pflegten, verliehen als Kunden Raumausstattern und Couturiers wichtige Impulse. Das Motto des Themenraums „Bubikopf ist Mode“ signalisiert hingegen nicht nur einen Modetrend, sondern ein gewandeltes Selbstverständnis der modernen, berufstätigen Frau.


Hans Wolter
Richard Rau beim Training zu den Internationalen
Motorradrennen auf der Avus, 20. September 1924
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Michael Setzpfandt


Für die Satire-Zeitschrift „Ulk“ gezeichnete Karikaturen nehmen mit Vorliebe eine neureiche Gesellschaft aus Kriegsgewinnlern und Spekulanten aufs Korn, Publikationen des Malik-Verlags geißeln den fortbestehenden Militarismus oder den Unternehmer als Ausbeuter. Die Kunst verlieh den sozial Benachteiligten ein Gesicht, sei es in der Form einfühlsamer Milieuschilderung oder als politische Anklage. George Grosz vertritt den Prototypen des politisierten Künstlers, der mehrfach mit der Justiz aneinander geriet. Die Mitglieder der 1928 gegründete Association Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands suchten die Arbeiter an die Kultur heranzuführen und ein selbstbewusstes Abbild des Proletariats zu vermitteln. Auch Theater und Oper griffen mit teils radikalen Neuerungen gesellschaftliche Verwerfungen auf. Die Piscator-Bühnen wurden zum Inbegriff eines linken Avantgardetheaters. Gigantische Ausstattungsrevuen und spektakuläre Manegen-Schauspiele zielten hingegen auf die Sensationslust des Publikums.

Der Tod des Reichsaußenministers Gustav Stresemann am 3. Oktober 1929, dessen Politik die Aufnahme des Deutschen Reiches in den Völkerbund zu verdanken war, bildete das Fanal für das Ende der Sorglosigkeit. Im Grunde hatten die „Goldenen Zwanziger“ nur fünf Jahre gedauert. Was nach Machtantritt der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 folgte, reflektiert die Ausstellung mit den Augen von Künstlern, die in die „innere Emigration“ gingen, weil ihr Werk als „entartet“ galt, oder die aus politischen bzw. „rassischen“ Gründen Deutschland verlassen mussten.

Ein vielfältiges Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung, siehe: stadtmuseum.de/begleitprogramm/

Zur Ausstellung erscheint im Verlag M ein Begleitkatalog mit einführendem Essay von Bodo-Michael Baumunk.

Infoline Tel. (030) 24 002-162 | info@stadtmuseum.de
Laufzeit 04.09.2015 bis 31.01.2016
Öffnungszeiten Di, Do–So 10–18 Uhr | Mi 12–20 Uhr
Eintritt 6,00 / erm. 4,00 Euro | jeden 1. Mittwoch im Monat Eintritt frei,
angemeldete Schulklassen und Kinder / Jugendliche bis 18 Jahre
Eintritt frei
Sonderticket 8,00 / erm. 5,00 Euro | Berechtigt zum Besuch der Häuser Ephraim-Palais und Märkisches Museum bis 31.01.2016.

EPHRAIM-PALAIS | Stadtmuseum Berlin
Poststraße 16 | 10178 Berlin
Ephraim-Palais

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