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Kommunale Galerie Berlin

Ordnung und Obsession - Portraits in Serie

Birgit Kleber


Eröffnung: Samstag, 29. September 2018, 19 Uhr

Begrüßung
Heike Schmitt-Schmelz | Bezirksstadträtin
Elke von der Lieth | Kommunale Galerie Berlin

Einführung
Moritz Müller-Wirth | DIE ZEIT

Birgit Kleber schaut den Menschen genau ins Gesicht, manchmal minutenlang. Und diese schauen zurück, unmittelbar und intensiv; es ist eine faszinierende, eher regungslose Intensität des Blicks.


CLARA, 1997 aus der Serie CLARA 1995 – 2004 Schwarzweiß Fotografien, Präsentation auf Monitor, verschiedene Formate © Birgit Kleber

Die Fotografin zeigt in der Serie „PHOTOGRAPHERS“ zahlreiche ihrer Kollegen. Interessanterweise sind sogar solche darunter, die sich selbst nicht gern fotografieren lassen. Birgit Kleber verfügt demnach über ein sehr feines Gespür und ein überzeugendes Einfühlungsvermögen ihren Mitmenschen gegenüber, und so begegnet uns hier ein Who’s Who der internationalen Kunstszene: von Anton Corbijn über Bettina Rheims, Cindy Sherman, James Nachtwey, Rinko Kawauchi, Jeff Wall bis zu Wolfgang Tillmans, alle sehr eng ins Bildformat eingepasst, mit der Konzentration auf das Gesicht und den Blick – zurück in die Kamera. Die Portraitierten sitzen auf einem Stuhl und beugen sich weit vor, ein Versuchsaufbau, den Birgit Kleber vor einigen Jahren entwickelt hat. Es ist kein Zufall, dass die Langzeitstudie als Serie respektive Tableau im Zentrum der Ausstellung hängt, arbeitet Birgit Kleber doch sehr häufig seriell. Manchmal halten die Portraitierten ihre Augen auch geschlossen oder sind hinter sonderbaren Brillen verborgen. Männer unterschiedlichen Alters sind hier unter dem Titel „Camouflage“ in einer ungewöhnlichen Versuchsanordnung vereint. Die bisher unveröffentlichte Arbeit, bestehend aus 12 Portraits, gleicht einer Untersuchung menschlicher Physiognomie.


EVA #1 aus der Serie EVA, 1997 Fine Art Print auf Hahnemühle Photo Rag Baryta, 100 x 100 cm © Birgit Kleber

Wenn uns die Fotografin den Blick in die Augen ihres Gegenübers verweigert, die gemeinhin für Emotion und Mimik, ja für die Seele des Menschen stehen, lenkt sie dadurch unsere Aufmerksamkeit auf andere Bereiche des Physiognomischen. Und tatsächlich: Unser Gesichtsausdruck ändert sich mitweilen, nicht nur durch eine wechselnde Gefühlslage, sondern auch abhängig davon, ob wir uns unbeobachtet fühlen oder gerade exponiert sind. Und schließen wir die Augen, so entspannt sich beispielsweise unsere Mundpartie, und das macht sich Birgit Kleber in der Reihe „UNTITLED“ zu eigen. Porträts sind Momentaufnahmen, können, als Sequenz über Jahre angelegt, aber auch zum Zeitdokument einer Veränderung werden, so geschehen in der Serie „EMIL“ mit acht Aufnahmen und „CLARA“ mit elf Bildmotiven, eines pro Jahr und jeweils im engen Bildausschnitt aufgenommen, die in der Ausstellung als Loop jeweils auf einem Monitor präsentiert werden. Die Systematik des vergleichenden Sehens lässt uns am Älter- und Erwachsenwerden von zwei Teenagern teilhaben. Häufig ist es ein ganz besonderer Gesichtsausdruck, den die Fotografin einfängt. Doch die Charakterisierung einer Person muss nicht zwangsläufig über den Blick in ihr Gesicht – und im besten Fall in ihre Augen – geschehen, sie kann in manchen Fällen sogar gelingen, wenn nur ihr Hinterkopf zu sehen ist, wie uns Kleber in der Arbeit „EVA“ eindrucksvoll zeigt. Birgit Klebers Ausdrucksmittel ist normalerweise das klassisch-zeitlose Schwarz-Weiß, und die Übersetzung der farbigen Welt in die Zweitonigkeit inklusive subtiler Grauabstufungen gelingt ihr geradezu meisterlich. Das resultiert, vergleichbar dem Schauspiel, aus einer Mischung von Erfahrung und Intuition. Gelegentlich experimentiert sie aber auch mit dem Farbportrait, so etwa vor knapp 20 Jahren in der 10-teiligen Serie „Decamerone“: 1999 fotografierte Kleber eine Freundin mit einem 6 x 6-Rollfilm, dessen Haltbarkeit schon eine Weile überschritten war. Sie tat dies an zehn aufeinanderfolgenden Tagen, jeweils abends um die gleiche Uhrzeit und im identischen Blickwinkel. Wir sehen nun zehnmal dasselbe Gesicht mit nur minimalen Differenzierungen, die unter anderem durch die leichten Farbverschiebungen des minderwertigen Filmmaterials entstanden sind. Hier wird ebenfalls Zeit thematisiert, jedoch nicht als Faktor einer visuellen Veränderung, eher als Paraphrase auf Nietzsches ewiger Wiederkehr des Gleichen – in geringster Varianz. Birgit Kleber nennt ihre Berliner Ausstellung „Ordnung und Obsession“, und der Titel spiegelt sich in dieser stillen Serie, zum Tableau angeordnet, besonders überzeugend wider. Im Ausstellungsraum tauchen die Gesichter und Köpfe einzeln, als Diptychen oder innerhalb einer Sequenz auf, mal sind die Fotografien lebensgroß, mal überlebensgroß abgezogen. Die unterschiedliche Präsentation hat entscheidende, wenn auch häufig nur unbewusste Auswirkungen auf die Rezeption des Einzelbildes und des Motivs selbst. Ist der Kopf – in Augenhöhe gehängt – so groß wie unserer, spüren wir eine emotionale Unmittelbarkeit, eine Art konkretes Gegenüber. Ändert sich das Format oder die Positionierung an der Wand des Ausstellungsraumes, blicken wir „nur“ auf das Abbild eines Menschen, so scheint es. Im ersten Fall spielt ein Fotograf mit einer bloßen Illusion, die auf einer vermeintlichen Zwiesprache in einer Begegnung mit einer realistisch gezeichneten Person zu fußen scheint. Das Exponierte des Einzelporträts wird von Birgit Kleber durch die installative Hängung am Ende wieder nivelliert, als verwandele sich der Ausstellungsraum in eine Art Bühne, auf der wir Besucher – wiederum unter den Blicken der Portraitierten – agieren würden. Gute Portraits überwinden die Distanz, die zwischen den Menschen meist herrscht, und führen uns – in der Rezeption – zu einer Art empathischen Neubegegnung mit dem visualisierten Gegenüber. Das findet sich nicht häufig in der zeitgenössischen Fotografie, bei Birgit Kleber hingegen immer wieder.
Matthias Harder


talking heads # 7 aus der Serie talking heads, 2013 Pigmentdruck auf Hahnemühle Photo Rag Baryta, 44 x 32 cm © Birgit Kleber

Zur Ausstellung erscheint eine Künstleredition in limitierter Auflage mit einer Originalfotografie.

Birgit Kleber, geboren in Hannover, Ausbildung als Fotografin; Aufenthalt in USA, Workshops bei Lotte Jacobi und Berenice Abott; seit 1984 freie Fotografin und Künstlerin. Sie erhielt mehrere Stipendien, unter anderem das Auslandsstipendium des Berliner Senats für Moskau. 29 Einzelausstellungen seit 1981, u.a. 1993 Kunst-Werke Berlin, 1998 Neuer Berliner Kunstverein, 1999 Staatliche Galerie Schloss Moritzburg Halle, 2011 Galerie Johanna Breede PHOTOKUNST, 2011 Deutscher Sparkassen- und Giroverband Berlin, 2015 Galerie 206, Berlin. Zahlreiche Gruppenausstellungen im In- und Ausland, 2015/16 DAS SIND WIR, Berlinische Galerie, 2017/18 Blicke, die bleiben, Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen. Arbeiten in öffentlichen Sammlungen, unter anderem in der Berlinischen Galerie, Berlin, Bibliothek Nationale, Paris, im Deutschen Filmmuseum Frankfurt a. Main und in der Sammlung F.C.Gundlach, Hamburg. Begleitveranstaltung

Führung durch die Ausstellung mit der Künstlerin
Moderation: Rainer Traube (Deutsche Welle)
Mittwoch, 17. Oktober 2018, 18 Uhr | Eintritt frei

Das Projekt wird aus Mitteln des Ausstellungsfonds für die Kommunalen Galerien der Berliner Bezirke gefördert
Ausstellung vom 30. September bis 18. November 2018
Ort: Kommunale Galerie Berlin, Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin

Kommunale Galerie Berlin

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