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Schmidt Galerie
"Deleted Scenes" - Bilder und Objekte
Jutta Scheiner
Jutta Scheiner - "Deleted Scenes"
Irgendwo auf der Computertastatur sitzt für gewöhnlich die Delete-Taste. Per Knopfdruck lassen sich unliebsame Informationen tilgen, Fehler ausmerzen, Erinnerungen und Eindrücke stornieren. Im digitalen Zeitalter ist das eine saubere Sache. Eine simple Funktion leistet ganze Arbeit. Nun hat ausgerechnet die Filmindustrie Strategien entwickelt, diesem schnelllebigen "Löschvorgang" etwas entgegenzusetzen. Deleted Scenes beschreibt ein Verfahren, bei dem Szenen, die es aufgrund der Fülle an Daten und Informationen nicht in die Endfassung (eines Filmes) geschafft haben, aufgehoben und - in einer Art Zwischenspeicher - konserviert werden. Das Resultat, der klassiche Bonustrack, entsteht durch Sampling und Montage.
Diese Vorgehensweise hat erstaunlich viel mit den Bildern der 1973 geborenen Jutta Scheiner zu tun. Sie hat sich das Verfahren des Bildsamplings angeeignet, kommt dabei jedoch ohne technische oder digitale Eingriffe aus. Erfinderisch und experimentell lotet sie schon seit Jahren die Möglichkeiten aus, die in dem Medium Malerei stecken. Ohne die Spuren traditioneller, künstlerischer Bildmedien zu leugnen, überwindet sie mühelos jeden Zwang. Immer wieder hat sie die Leinwand gegen Bildträger unterschiedlichen Materials eingetauscht. Hat Gattungsgrenzen gesprengt, montiert und modelliert und dabei unnachahmliches Geschick im Arrangieren des Fiktiven bewiesen.
Nun zeigt die Schmidt Galerie die Künstlerin in ihrer zweiten Einzelausstellung. Auch mit ihren neusten Arbeiten bricht Jutta Scheiner nicht mit der bislang ausgeübten Disziplin. Sie führt fort und experimentiert aufs Neue mit den aufgeworfenen Überlegungen früherer Jahre. Und wie bei den Deleted Scenes gibt ihr diese ästhetische Praxis nicht nur die Chance, lieb gewonnene Eindrücke zu bewahren, sondern schafft die Voraussetzung, die Erlebniswirklichkeit aus einem ungewohnten Blickwinkel zu betrachten und Gegensätze miteinander zu vereinen. Schließlich gilt: nichts erscheint archaischer, rätselhafter und eindrucksvoller als das vermeintlich Vertraute.
Andrea Schmidt, im August 2007
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