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Kunst im Stadtraum (Teil 7) - Michaela Meise

von Lilian Engelmann (24.05.2006)


Kunst im Stadtraum (Teil 7) - Michaela Meise

Auf Einladung durch den Verein zur Förderung von Kunst und Kultur am Rosa-Luxemburg-Platz entwarf Michaela Meise für den Platz eine Sitzbank die zugleich auch eine autonome Skulptur ist. Ihre aus verschieden farbigen Travertinen und Granit gestaltete Bank besteht nicht nur aus sehr hochwertigen Materialien, sondern hebt sich auch durch ihre Form von üblicher Stadtmöblierung ab.
Ihre Sitzfläche ist so lang, dass man sie auch als Liege nutzen kann. Die seitlich an die Sitzfläche anschließenden turmartigen Blöcke können als Abstellfläche genutzt werden, bieten aber auch die Möglichkeit erhöht zu sitzen. Michaela Meise selbst sieht die Bank als ein Geschenk an die Bewohner, Besucher und Nutzer des Platzes, den Geschenkcharakter wollte sie auch mit der Auswahl des besonderen Materials Travertin betonen. Durch die Verwendung eines stark strukturierten Materials schafft es Michalea Meise ihre Bank zu einer "bildhaften Skulptur" werden zu lassen. Der unbehandelte Naturstein ist in Struktur und Farbe bereits ein sehr ornamentales Material. Die verschiedenen Steinfarben (schwarz, beige, braun und gelb) und Steinarten (Travertin und Granit) rhythmisieren die Bank-Skulptur in ihrer eigenen Weise durch Struktur, Farbe und Oberfläche ebenso wie durch den Materialcharakter. So entstand eine Skulptur, die im gleichen Maße komponiert wie zufällig erscheint. Die stoffliche, oder auch organische Dimension wird zu einer bildhaften Dimension, sobald man das Material als Bildträger identifiziert hat. Travertin ist ein witterungsanfälliges Material, das im Laufe der Zeit eine gewisse Patina ansetzen wird. Der bildhafte Charakter der Skulptur
wird sich somit über die Zeit verändern und die Bank auf diese Weise auch zu einem "work in progress" werden lassen.

Durch die Bank-Skulptur weist Michaela Meise einem Ort am Platz eine völlig neue Funktion zu. Die bisher ungenutzte und durch einen Zaun abgegrenzte Grünfläche, auf der die Bank nun steht, wird die Rolle eines Treffpunkt und Kommunikationsort zugewiesen, die sich über die tatsächliche Benutzung jedoch erst beweisen muss. Im Gegensatz zu vielen städtischen Sitzmöbeln, kann die Bank von Michaela Meise durch ihre lange Sitzfläche auch zum Schlafen genutzt werden. Damit schließt sie Jene, die im städtischen Raum einen Platz zum Schlafen suchen nicht von der Benutzung der Bank und dem öffentlichen Raum aus.

Im zweiten Teil ihres Projektes hat Michaela Meise veranlasst, dass die Miete ihrer Wohnung an den Frauenzimmer Verein e.V. gespendet wird. Diesen Teil des Projektes will Michaela Meise bewusst nicht durch eine Plakette o. ä. in der Öffentlichkeit visualisieren. So sieht sie ein Bezug zwischen Bank und Spende eher zufällig und nicht von ihr intendiert. Möbel sind elementare Bestandteile des menschlichen Lebens, sie sind nicht nur funktional, sondern definieren Räume auch in öffentlich oder privat und über Möbel lassen sich auch Aussagen über den sozialen Status einer Person treffen. Im Zusammenhang der von Michaela Meise veranlassten Spende an den Frauenzimmer Verein in Berlin ist die Bank, wenn auch nicht konkret bezeichnet, so doch als Möbelstück auch ein Verweis auf einen privaten Raum, der im Besonderen für Frauen in Notsituationen obsolet ist.

Michaela Meise wurde 1976 in Hanau geboren und studierte von 1996 bis 2000 an der Kunsthochschule Kassel und von 2000 bis 2003 an der Städelschule in Frankfurt. Sie arbeitet in den Medien Rauminstallation, Zeichnung, Malerei und Performance. Sie kann bereits auf eine Vielzahl von Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland zurückblicken und nimmt unter anderem in diesem Jahr an der 4. Berlin Biennale teil. Im vergangenen Jahr gewann sie den Ars Viva (Kulturpreis des BDI).
weitere Infos: www.rosa-luxemburg-platz.net

Lilian Engelmann

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