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>Wirklich< - Zur Hans Haacke Retrospektive in der Akademie der Künste

von Stefanie Ippendorf (20.11.2006)


>Wirklich< - Zur Hans Haacke Retrospektive in der Akademie der Künste

Vor ihm ist keiner sicher. Hans Haacke macht Kunst, die wachrüttelt und aufklärt über die Verhältnisse in der (Kunst) Welt. Nun wird der siebzigjährige Künstler durch eine Doppelretrospektive beehrt, die zeitgleich in der Berliner Akademie der Künste und den Deichtorhallen Hamburg zu sehen ist. Das Hauptaugenmerk der von Matthias Flügge kuratierten Berliner Ausstellung liegt auf Haackes politisch und historisch orientierten Arbeiten, wohingegen die von Robert Fleck konzipierte Schau in Hamburg vorrangig Werke zeigt, welche die Themenschwerpunkte Wirtschaft und Ökonomie umkreisen.

In Berlin bildet eine extra für die Retrospektive entworfene Installation an der Akademiefassade den Auftakt der Ausstellung. Sechsundvierzig Fenster wurden hier mit Digitaldrucken abgeklebt. Jeder Druck ein Name, jeder Name ein Toter. >Kein schöner Land. Weil sie nicht deutsch aussahen<, so der Werktitel, listet die Opfer afrikanischer, türkischer, libanesischer, portugiesischer oder syrischer Abstammung auf, die zwischen 1990 und 2006 durch fremdenfeindlich motivierte Angriffe in Deutschland ihren Tod fanden. Somit legt Haacke an einem der touristischsten Orte Berlins überhaupt (Pariser Platz) einen Finger in die Wunde der Nation und spricht dezidiert aus, was viele lieber unter der Teppich kehren würden. Haacke selbst möchte die Installation als Anschlußkapitel zu der vor sechs Jahren im nördlichen Innenhof des Reichstagsgebäudes verwirklichten Arbeit >Der Bevölkerung< verstanden wissen. Wegen des kritischen Umgangs mit der Widmung auf der Reichtagsfassade (>Dem deutschen Volke<) hatte die Installation ihrer Zeit für Furore im Bundestag und den Medien gesorgt. Die Aufzeichnung der Bundestagsdebatte wird im ersten Ausstellungsraum abgespielt.

Aber nicht nur das Befinden unserer Nation wird in Haackes meist prozeßorientiert und konzeptualistisch angelegten OEuvre reflektiert. Im >Manet-Projekt ´74< (1974) betreibt der Künstler Provenienzforschung und deckt auf, wie Monets >Spargelstilleben< (1880) aus anfangs jüdischem Familienbesitz durch die Bemühungen Hermann J. Abs, einem ehemaligen Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, der während des Nationalsozialismus für die "Arisierung" jüdischen Vermögens mitverantwortlich war, in die Sammlung des Kölner Wallraf-Richartz-Museums gelangen konnte.
Um die fragwürdigen Machenschaften eines amerikanischen Immobilienspekulanten dagegen geht es in >Shapolsky et al. Manhattan Real Estate Holdings, A Real Time Social System, as of May 1< (1971) und das Gemälde >Taking Stock (unfinished) / Bilanz ziehen (unvollendet)< spielt auf die Rolle der Saatchi - Brüder in der britischen Kulturpolitik und deren Beziehungen zu Margaret Thatcher an.

Haacke geht es um die Offenlegung von Beziehungsgeflechten, das Erkunden von gesellschaftlichen (im Frühwerk aber auch biologischen oder physikalischen) Prozessen, die den Betrachter zum Nachdenken über all jene Strukturen anregen sollen. So nimmt Haacke konstant Bezug auf die Welt, in der er lebt. Seit den 1960ern wohnt der Künstler in New York und es nimmt daher nicht Wunder, daß er sich vor allem in den neueren Arbeiten mit den USA und deren Politik auseinandersetzt. In der Akademie der Künste zeugen z.B. Haackes Vorschläge für ein World Trade Center Memorial oder die zerrissene Sternenflagge >State of the Union/ Zur Lage der Nation< davon.

Schon lange nicht mehr gab es eine Austellung mit so konsequent >Wirklichen< Arbeiten, die so viel Substanz haben wie die von Hans Haacke.

Abbildung: - Porträt Hans Haacke - Hans Haacke "Kein schöner Land. Weil sie nicht deutsch aussahen"", 2006, 46 Fenster mit Digitaldrucken beklebt.

Hans Haacke >Wirklich<
Werke von 1959-2006

18.11. 2006-14.01.2007
Akademie der Künste
Pariser Platz 4
10117 Berlin
www.adk.de
Es wird auch eine Exkursion zur Hamburger Ausstellung angeboten.

Stefanie Ippendorf

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Titel zum Thema Hans Haacke:

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Vor ihm ist keiner sicher. Hans Haacke macht Kunst, die wachrüttelt und aufklärt über die Verhältnisse in der (Kunst) Welt. Nun wird der siebzigjährige Künstler durch eine Doppelretrospektive beehrt, die zeitgleich in der Berliner Akademie der Künste und den Deichtorhallen Hamburg zu sehen ist.

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