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Zur Ausstellung: Giacometti, der Ägypter

von Carola Conradt (05.11.2008)


Zur Ausstellung: Giacometti, der Ägypter

Wer dem großen Berliner „Kult des Künstlers“-Reigen ins Ägyptische Museum folgt, sieht sich nicht nur den eindringlichen Blicken von Nofretete und Echnaton ausgesetzt, sondern derzeit auch denen von „Diego“, „Annette“ und „Lotar“. Denn genauso wie vor den altägyptischen Portraitköpfen wird der Betrachter auch vor den Portraitbüsten Alberto Giacomettis in erster Linie selbst zum Betrachteten. Mit den momentan integrierten Werken aus der Giacometti-Stiftung Zürich überwachen für die Dauer der von dem Ägyptologen-Kunsthistoriker-Duo Dietrich Wildung und Christian Klemm konzipierten Ausstellung „Giacometti, der Ägypter“ noch mehr scharf umrandete Augen und unbeirrbare Blicke als sonst die Skulpturensäle des Ägyptischen Museums im Alten Museum. Dass die Werke Altägyptens und der klassischen Moderne eine Spanne von mehr als 3000 Jahren zwischen sich entfalten, kann dabei leicht in Vergessenheit geraten – sodass Maurizio Nannuccis Lichtinstallation „All Art has been contemporary“ an der Fassade des Alten Museums zur Zeit einen großen Auftritt hat.

Warum gerade Alberto Giacomettis Skultpuren und Zeichnungen es verdienen, in die ägyptische Sammlung integriert zu werden, erschließt sich jetzt, da der direkte Dialog hergestellt ist, intuitiv. Ganz offensichtlich wird die Analogie in den zahlreichen Zeichnungen. Giacometti, der zeitlebens eine Faszination für die Kunst Altägyptens hegte, hat sich außer in Schriften und Interviews vor allem in Studien nach Originalen – darunter auch einige Berliner Objekte – intensiv mit ihr auseinandergesetzt. Die Zeichnungen hinterlassen ihre Spuren in Plastiken und Gemälden – so zum Beispiel Giacomettis Skizze des Portraitkopfes von Echnaton im Selbstbildnis des jungen Künstlers. Dieser schaut mit einem ähnlich konzentrierten, geraden Blick und eben jenen Lippen aus dem Bild heraus.

Indem die Zeichnungen den Originalen nun erstmals direkt gegenübergestellt werden, entspinnt sich ein lebhafter Dialog. Zahlreiche Portraitskizzen, wie beispielsweise die zum „Grünen Kopf“, offenbaren mit ihren gitterartigen Strukturen Giacomettis formales Interesse. Um ikonographische Fragen ging es ihm weniger. Stattdessen hat er mit dem Kugelschreiber die Gesichter und ihre Strukturen abgetastet und in unruhigen Strichen allmählich Verdichtungen entstehen lassen, um den wesentlichen Formen auf die Spur zu kommen. Solche Zeichnungen erhellen den Blick auf die altägyptischen Skulpturen. Sie scheinen Unterirdisches freizulegen und die unnahbaren Mienen transparenter zu machen. Gleichzeitig lässt sich – dank des so offensichtlichen formalen Ringens Giacomettis – auch hinter diesen unnahbaren Mienen ein Künstlerindividuum erahnen, das um Form ringt. Anstatt in dieser Ausstellung der Serie „Kult des Künstlers“ also die großen Meister Altägyptens vorzustellen, wird vielmehr der Kult eines Künstlers um die verehrte Kunst einer vergangenen Epoche beleuchtet. Künstlerindividuen scheinen dennoch durch.

Befruchtend ist der Dialog auch im Gegenzug, wenn die tiefe Verwurzelung von Giacomettis Kunst in der altägyptischen Tradition deutlich wird. Es handelt sich um Grundstrukturen, die übereinstimmen. Der direkte stechende Blick ist dabei nur ein Aspekt. Ein anderer die Beschränkung auf wenige Grundhaltungen, wie die Sitzfigur oder die stehende, ausschreitende Statue. Besonders beeindruckend gelingt der Transfer bei der Raumgestaltung. Genauso wie die altägyptischen Skulpturen stehen auch Giacomettis fragile Figuren häufig auf großen rechteckigen Sockeln. Erst durch den so entworfenen Raum, entsteht die große Spannung zwischen Figur und Umgebung. Erst durch die strenge Ausrichtung an diesem Raum gewinnt die Bewegung der Figuren an Bedeutung und Kraft. Es wird schwer fallen, Alberto Giacometti nach dieser Ausstellung nicht mehr als Ägypter zu sehen.

Ausstellungsdauer: 28.10.2008 - 15.2.2009
Öffnungszeiten: Mo / Di / Mi 10:00 Uhr - 18:00 Uhr; Do 10:00 Uhr - 22:00 Uhr; Fr / Sa / So 10:00 Uhr - 18:00 Uhr

Ägyptisches Museum und Papyrussammlung
Bodestraße 1-3
10178 Berlin

Carola Conradt

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