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Ausstellungsbesprechung: re.act.feminism in der Akademie der Künste Berlin

von Carola Conradt (16.12.2008)


Ausstellungsbesprechung: re.act.feminism in der Akademie der Künste Berlin

Yoko Ono ist der Aperitif. In der von Bettina Knaup und Beatrice E. Stammer kuratierten Ausstellung re.act.feminism. Performancekunst der 1960er und 70er Jahre heute, die derzeit in der Berliner Akademie der Künste zu sehen ist, begegnet man zuerst Yoko Ono. Genauer Onos berühmtem Cut Piece, das sie 1964 in Japan erstaufgeführt hat. Bei dieser Performance, die Onos Instruction Pieces zuzurechnen ist, werden die Rezipienten aufgefordert, mit einer Schere die Kleidung der Künstlerin in Fetzen zu schneiden. Die Künstlerin bleibt dabei ganz passiv, lässt die Angriffe geschehen und liefert damit ein äußerst eindringliches Sinnbild von Gewalt und Verletzlichkeit. Mit einer Wiederaufführung im Jahr der amerikanischen Irak-Invasion 2003 erbrachte Yoko Ono den Beweis, dass sich ihr Stück so schnell nicht verbraucht. Das bezeugen nun auch die beiden Video-Dokumentationen von 1964 und 2003 als gelungener Auftakt von re.act.feminism.

Auf Yoko Ono folgt zunächst ein Videoarchiv. Aus etwa 80 Performance-Dokumenten, Videoperformances und Künstlerinnen-Interviews kann sich dort jeder Besucher sein eigenes Programm zusammen stellen. Um viereckigen Augen vorzubeugen gilt jede Eintrittskarte für einen zweiten Besuch. Dass es sich bei dem Projekt re.act.feminism um weit mehr als eine Ausstellung handelt, äußert sich zudem in einer Tagung zur theoretischen Vertiefung und vor allem in einem beeindruckenden Programm an Live-Performances – beispielsweise von Tanja Ostojic oder Antonia Baehr.

In der Ausstellung selbst werden ausgewählte Performances von 24 Künstlerinnen zweier Generationen vorgestellt. Neben prominenten Arbeiten europäischer und amerikanischer Künstlerinnen sind Performances von ost- und südosteuropäischen Künstlerinnen wie Sanja Ivekovic oder Ewa Partum und von Künstlerinnen der DDR wie Gabriele Stötzer vertreten. Darüber hinaus werden zeitgenössische Neuformulierungen, archivarische Ansätze und Re-enactments gezeigt, in denen die frühen Positionen der Pionierinnen Resonanz finden.

Bei der Performance Art werden die Körper der Künstler und ihre Handlungen ebenso wie die Reaktionen des Publikums zu Kunst. Auf diese Weise entsteht eine unmittelbare Verschmelzung von Künstler und Werk, Kunst und Leben. Zudem häufig außerhalb traditioneller Kunstorte angesiedelt, ermöglicht die Performance direkte gesellschaftliche Intervention. In der gesellschaftlichen Umbruchszeit der 1960er und 70er groß geworden, konnte die Performance als immaterielle und dynamische Kunstform gegen Materialismus, gesellschaftliche Konventionen und festgelegte Identitäten eingesetzt werden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich vor allem Frauen dieser Kunstform bedienten, um ihre Rolle zu reflektieren und neu zu entwerfen. Ihre zentralen Themen wie Identität oder Gewaltverhältnisse spiegeln sich in der Ausstellung entsprechend wider.

Wie kann man jedoch Performancekunst formal dokumentieren, wie dem Widerspruch entgegentreten? Mit einem mehrteiligen Projekt wie re.act.feminism, in dessen Rahmen Pionierinnen und jüngere Künstlerinnen hier und jetzt performen – sodass das Problem mit der Kunstform selbst konfrontiert wird. Doch auch den meisten hier ausgewählten Fotodokumentationen gelingt es, die Aufführungen nahe zu bringen, oft nicht weniger als den Videos. Ansprüche und Ziele der Künstlerinnen lassen sich weitgehend erschließen. Der Aufführungskontext hingegen naturgemäß eingeschränkter. Davon geben die installativen Neuauflagen von Ulrike Rosenbach, Colette oder Maja Bajevic etwas mehr Vorstellung. Re.act.feminism. Performancekunst der 1960er und 70er Jahre heute. Man kann dabei sein und wäre auf jeden Fall gerne dabei gewesen!

Öffnungszeiten: Dienstags bis sonntags 11-20h

Ausstellungsdauer: 13. Dezember 2008 – 8. Februar 2009

Akademie der Künste
Hanseatenweg 10, 10557 Berlin

adk.de/reactfeminism/index.htm

Carola Conradt

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Daten zu Re.act.feminism:


- Manifesta 14 2022


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Titel zum Thema Re.act.feminism:

Performance- und Tagungswochenende zu der Ausstellung "re.act.feminism"
Veranstaltungstipp: Vom 22.-25. Januar 2009 werden 8 internationale Künstlerinnen im Rahmen der Ausstellung "re.act.feminism" Performances aufführen, darunter Faith Wilding, Andrea Saemann, Lilibeth Cuenca. Zudem wird eine Tagung mit Künstlergesprächen ...

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Anzeige: re.act.feminism - performancekunst aus den 1960er und 70er Jahren heute.
Ausstellung - Videoarchiv - Live Performances - Tagung (13. Dezember 08 bis 08. Februar 09)
Akademie der Künste, Berlin,
Hanseatenweg 10, 10557 Berlin

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