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Corinne Wasmuht. Supracity - eine Ausstellung im Haus am Waldsee in Berlin

von Agnieszka Bulak (21.12.2009)


Corinne Wasmuht. Supracity - eine Ausstellung im Haus am Waldsee in Berlin


Ausstellungsbesprechung: Die Wahrnehmung verliert das Gleichgewicht: ein Wechselspiel zwischen Tiefenperspektive und Flächigkeit, zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem.


Haus am Waldsee

Haus am Waldsee
Die Malerin Corinne Wasmuht fasst die Welt so in einzelne Bilder ein, dass man von einem eigentümlichen, fast magischen Sog ihrer Werke nicht mehr losgelassen wird. Sie malt, so bemerkt Stephan Berg, „die schnellsten und haltlosesten Bilder der Welt auf die langsamste und gehaltvollste Art und Weise, die man sich überhaupt vorstellen kann“.

Das Haus am Waldsee präsentiert Werke der 1964 in Dortmund geborenen, in Argentinien und Peru aufgewachsenen und heute in Berlin lebenden Künstlerin. Die Arbeiten stammen aus den letzten 20 Jahren und sind zum Teil noch nicht öffentlich gezeigt worden. Meist großformatige, in einer altmeisterlichen, lasierenden Schichttechnik in Öl auf Holz gemalte Bilder mit mehrmonatige Entstehungszeit.
Dabei zeigt die Ausstellung, dass Wasmuhts Bilder in zwei Gruppen eingeteilt werden können: Die erste Werkgruppe aus dem 20. Jahrhundert umfasst Bilder mit Motiven von Schildkröten, Fischaugen, Kröten, Raupen, Kristallen, Feuer, Haaren und mikroskopischen Anatomien. Die zweite Werkgruppe beginnt im Jahr 2000 und stellt architektonische bzw. urbane Stadtlandschaften dar.

„Feuer“ (144 x 156 cm), das älteste Werk der Ausstellung von 1989, besteht aus unzähligen, sowohl rechteckigen als auch diagonal verzogenen Quadrat-Fragmenten. Es entsteht der Eindruck einer Motivwiederholung, der sich allerdings beim genaueren Hinsehen auflöst, zeigt doch jeder Teil trotz aller Ähnlichkeit ein anderes Motiv. Die Fragmente sind wie Puzzleteile diagonal, horizontal und vertikal aneinander gereiht. Sie bilden orange-gelb-rote Feuerflammen und blau-graue Glut ab. Die fragmentarische Aneinanderreihung wird durch diese abwechselnde Farbgebung kontrastiert und lässt das Bild als Entität in der dritten Dimension erscheinen. Aber nur so lange, bis das Auge die einzelnen Fragmente wahrnimmt und unerwartet in die zweite Dimension wechselt.
Unabhängig von der Art der Bildbetrachtung stellt sich eine geradezu psychedelische Wahrnehmung ein. Die Flammen erwärmen die gefühlte Körpertemperatur und bannen den Blick durch das Knistern der Feuer und das blendende Licht. Die zwei unterschiedlichen Dimensionen fließen ineinander über. Das visuelle Gleichgewicht kommt ins Schwanken, das Oszillieren des Auges beginnt: die Tiefe wird zur Fläche, die Fläche zur Tiefe, die Tiefe zur Fläche usw.

Die großformatige Arbeit „50 U Heinrich-Heine-Str.“ (251 x 543 cm) von 2009 stellt eine Straßenszene in einer Großstadt dar: Fassaden, Hochhäuser, Straßenkreuzung, Polizeiwagen, Autos, Straßenbahn, U-Bahn-Eingang, Menschenmengen. Es handelt sich hier nicht um eine einzige Straßenszene, sondern um viele verschiedene, die in-, neben-, unter- und übereinander angeordnet sind. Sie erscheinen wie dramatische Perspektivfluchten. Menschen, die in Mengen, gesichtslos und teils durch Bekleidungsstücke ins Bild gesetzt sind, weisen eine ungewöhnliche, im Schwebezustand gehaltene Anordnung auf und erwecken den Eindruck, als könnten sie sich nicht aus der Flächigkeit befreien. Saugende Tiefenperspektive und strikte Flächigkeit stehen abrupt nebeneinander. In unterschiedlichen Bildmotiven wird die kontrastreiche farbige Behandlung der Bildoberfläche ausgelassen, so dass manche Partien des Bildes mit der Leuchtkraft der Lasurfarbe wie von innen glänzen und nur leichte Innenkonturen der jeweiligen Elemente andeuten. Das Unsichtbare erscheint dem Sichtbaren übergeordnet, das Sichtbare tritt aus dem Unsichtbaren hervor. Die Gründung von „Supracity“, der „Über-Stadt“, ist abgeschlossen. Das Fremde und das Mystische stehen als Machtinstanzen neben den wissenschaftlichen (Natur-)Gesetzen und dem Gewöhnlichen.

Die beiden Arbeiten sind typische Beispiele für das gesamte künstlerische Spektrum von Wasmuht. Sie sind von einem strengen, konzeptuellen Bildaufbau geprägt, dem eine akribische Recherche vorausgeht. Corinne Wasmuht, offensichtlich eine leidenschaftliche Sammlerin, bedient sich eines Bildarchivs, in dem sie unterschiedliche fotografische Abbildungen zu verschiedenen Themen zusammenträgt, um aus den vielfältigen Motiven eine collagierte Vorlage für ihre Malerei zu machen.


Abbildung:
- Corinne Wasmuht, Raupen, 1995
Foto: Friedrich Rosenstiel
- Corinne Wasmuht, Pathfinder, 2002
Foto: Heinz Pelz

Ausstellungsdauer: 11.12.2009 - 21.02.2010

Haus am Waldsee
Argentinische Allee 30
14163 Berlin
hausamwaldsee.de

Öffnungszeiten: Täglich 11-18 Uhr

Agnieszka Bulak

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Daten zu Corinne Wasmuht:


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