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Al-Halqa Kinetics im Haus der Kulturen der Welt, Berlin

von Julia Schmidt (06.07.2011)


Al-Halqa Kinetics im Haus der Kulturen der Welt, Berlin

Mit dem immateriellen Erleben einer Kultur beschäftigt sich derzeit die Ausstellung Al Halqa – Ein kinetischer Raum der beiden Künstler Hannes Nehls und Thomas Ladenburger im Haus der Kulturen der Welt.

„Halqa“ bezeichnet ein im Kreis stehendes Publikum, welches einem Künstler, sei es Musiker, Tänzer, Schlangenbändiger oder Geschichtenerzähler, seine Aufmerksamkeit schenkt und sich unterhalten lässt. Diese „Halqas“ sind bezeichnend für den Djemaa El-Fna („Platz der Gehenkten“, welcher früher tatsächlich als Hinrichtungsplatz diente), einen Marktplatz in Marakkesch, Marokko, der eine Vielfalt an immateriellen Künsten bietet, die lediglich durch mündliche Überlieferung am Leben erhalten werden. Von Touristen und Einheimischen gleichermaßen geschätzt, wurde der Platz 2001 in die Unesco-Liste des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen, um dieses kulturelle Reichtum in unserer modernen, einem ständigen Wandel ausgelieferten Gesellschaft zu bewahren. Am 28. April 2011 wurde ein gut besuchtes Café auf dem Djemaa El-Fna zum Ziel eines Terroranschlags.

Betritt der Ausstellungsbesucher Al-Halqa, wandelt er eine Treppe in einen großen dunklen Raum hinab. Vereinzelte Lichtquellen heben unterschiedlich große, im Raum hängende helle Stoffbahnen hervor, welche aus diversen Richtungen akustisch begleitet, eine Eigendynamik zu haben scheinen. Der komplexe Schwerpunkt der Installation wird von sieben weniger aufwändigen Konstrukten aus Stoffbahnen eingeleitet. Insgesamt wird eine minimalistische, jedoch ästhetisch ansprechende und durch die Kombination aus Beleuchtung und Bewegung orientalisch anmutende Atmosphäre erzeugt, die je nach Perspektive ihre Wirkungsweise variiert.
Die Hauptkomponente des kinetischen Raums, eine große, scheinbar schwebende, runde Fläche lässt den Blick frei auf die mechanischen Steuerelemente der Stoffbahnen, die gleichzeitig als dezente Lichtquellen fungieren. In ständiger Bewegung und Neuformation entsteht eine Choreografie der Stoffe, welche mithilfe von Projektionen zum Leben erweckt werden. Bilder von Menschengruppen – Akteure und Zuschauer, die Halqas – in reger Interaktion, erscheinen auf den leinwandähnlichen Stoffbahnen. Orientalische Musik und Stimmengewirr schallt von allen Seiten. Die projizierte Menschenmenge ist in Bewegung.
Der Besucher ist aufgefordert selbst aktiv zu werden. Er kann den Stoffbahnen folgen, sich einen Weg bahnen, die Reaktionen der Stoffe auf sich selbst erleben, wie sie ihn führen oder den Blick auf neue Bildwelten lenken. Vom Außen beobachtet man eine belebte interagierende Menschenansammlung. Im Inneren der Skulptur erlebt man diese. Musik, Stimmen, eine Bilderflut. Ein lebendiges, turbulentes Treiben, das einer Reizüberflutung nahe kommt, reißt mit, vereinnahmt, verstört.
So wie die Menschen in einer Gruppe untereinander agieren, sich neu formieren, neue Räume und Beziehungsebenen schaffen, so geschieht dies zwischen Besucher und Stoffbahnen. Ebenso wie der Platz selbst in stetiger Bewegung einem ständigen Wandel unterliegt, tut es die Installation. Sie ahmt das Gruppenverhalten nach, ebenso wie sie die Lebendigkeit und Vergänglichkeit eines Moments nachempfindet.

Die Ausstellung Al-Halqa versinnbildlicht ein kulturelles Erleben und stellt eine gelungene zeitgemäße Umsetzung des Künstlers Hannes Nehls, der unter anderem Architektur und Digital Media Design studierte und des Medienkünstlers Thomas Ladenburger, einer Tradition dar. Eine nachempfundene lebendige Form des Erzählens erweckt die Installation zum Leben und ruft diese aussterbende, infolge der Modernisierung gänzlich zu verschwinden drohende Form der Überlieferung ins Bewusstsein.
Die doch so sinnlich und leicht wirkende Arbeit stellt einen gewaltigen Kraftakt dar. Als eine konzeptuelle und statische Herausforderung transformiert die kinetische Raumskulptur die Essenz des Djemaa El-Fna und macht sie im neuen Kontext intensiv erfahrbar. Diese abstrakte Interpretation vergänglicher lebendiger Ausdrucksformen lässt den Platz und seine Geschichte aufleben.

Im Rahmen der am 11.07. / 19 Uhr stattfindenden Finissage wird der Dokumentarfilm „Al-Halqa-im Kreis der Geschichtenerzähler“ von Thomas Ladenburger gezeigt. Im Anschluss findet ein Gespräch mit den Künstlern statt.

Ausstellungsdauer: 01.07.2011-11.07.2011
Öffnungszeiten: Mi – Mo 11 – 19 h
Haus der Kulturen der Welt
John-Foster-Dulles-Allee 10
10557 Berlin
hkw.de
alhalqa.com

Julia Schmidt

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Titel zum Thema Al-Halqa Kinetics:

Al-Halqa Kinetics im Haus der Kulturen der Welt, Berlin
Ausstellungsbesprechung: Mit dem immateriellen Erleben einer Kultur beschäftigt sich derzeit die Ausstellung Al Halqa – Ein kinetischer Raum der beiden Künstler Hannes Nehls und Thomas Ladenburger im Haus der Kulturen der Welt.

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