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Once Upon a Time – Fantastic Narratives in Contemporary Video

von Julia Schmidt (12.07.2011)


Once Upon a Time – Fantastic Narratives in Contemporary Video

Wundersame Geschichten der etwas anderen Art sind in der Ausstellung Once Upon a Time – Fantastic Narratives in Contemporary Video im Deutschen Guggenheim zu sehen. In Form von modernen Märchen werden unterschiedlichste Aspekte des Lebens hervorgehoben. Gleichzeitig wird gezeigt wie das Medium Video ermöglicht, neue Ebenen von Märchen und Mythen mit Hilfe von adaptierten Motiven und diversen Erzähltechniken zu erschaffen. Präsentiert wird eine Auswahl von sechs Videoarbeiten aus der Sammlung des Salomon R. Guggenheim Museums, kuratiert von Joan Young. Bei den ausgestellten Künstlern handelt es sich um Francis Alÿs, Cao Fei, Pierre Huyghe, Aleksandra Mir, Mika Rottenberg und Janaina Tschäpe.

Eingeführt wird der Besucher durch ein kurz zusammengefasstes Konzept der Ausstellung im Eingangsbereich – die Frage wie mittels Videoarbeiten moderne Märchen und Geschichten erzählt werden können. Eine architektonisch ansprechende und farblich ausbalancierte Raumgestaltung leitet durch die Korridore von Raum zu Raum in Form von breit oder schmal werdenden Gängen, spitzen Winkeln und variierenden Lichtverhältnissen. Die unterschiedlichen künstlerischen Position sind in einzelnen Räumen untergebracht, die jeweils als ineinander geschlossene Welten anmuten. So steht jedes Werk für sich, schafft eine eigene Bilderwelt, eine andere Erzählsituation, behandelt ein eigenes Thema und doch wird der erzählerische Charakter, das Märchenmotiv und die darin enthaltene kritische Auseinandersetzung mit diversen gesellschaftlichen Situationen deutlich, was sich als roter Faden durch die Videoarbeiten zieht. In Janaina Tschäpes “Lacrimacorpus” (2004) löst sich die adaptierte Gestalt des Squonks (Lacrimacorpus dissolvens) vor märchenhaften Kulissen in seinen eigenen Tränen auf. Das verkleidete Mädchen mit einer Krause aus Ballons, welche ihre Tränenflut symbolisieren, tanzt durch den Ballsaal des Schlosses Ettersburg, welches sich nahe dem ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald befindet. In märchenhaften Kontext gebettet ist hier der Rückschluss auf eine Auseinandersetzung mit kritischen Momenten der deutschen Geschichte, allerdings nur bei Vorlage der entsprechenden Informationen möglich.

Märchen, Fabeln und Mythen sind ein fester Bestandteil jeder Gesellschaft. Sie erzählen Geschichten, unterhalten, inspirieren, bilden. Jede dieser, in der Tradition verankerten, Erzählformen beeinflusst den Rezipienten – sei es in belehrender Weise, durch Vermitteln einer Moral, Aufzeigen einer Situation und das daraus folgende Nachdenken oder gar der Wunsch nach Veränderung. So wie jedes Märchen, jede Fabel eine Kernaussage über bestimmte gesellschaftliche Aspekte enthält, so findet man sie in den Videoarbeiten von Once Upon a Time wieder. In dem Video “Whose Utopia” (2006) von Cao Feis ist der Fokus auf die industrielle Arbeitswelt und die Menschen darin gerichtet, so wie Ängste und Träume jedes Einzelnen, die sich vor dem Hintergrund ihrer Fabrik manifestieren. Der märchenhafte Charakter liegt hierbei in der visuellen und akustischen Darbietung der Mitarbeiter, beispielsweise als Balletttänzerin im Engelskostüm, so wie der Märchen in deren Köpfen mit Potenzial zur Realität.

Die Künstler setzen sich subtil, verpackt in geistreiche Geschichten, mit komplexen Themen aus Politik, Geschichte und Wirtschaft, mit Arbeitsbedingungen, Gleichberechtigung, moderner Mythologie, Ängsten und Träumen auseinander. Jede Arbeit enthält diesen gesellschaftskritischen Kern, umhüllt von einer surrealen, fantasievoll konstruierten Bilderwelt. Von tiefgründigem Charakter geprägt, treten in den Werken zum Einen fantastische Wesen auf, zum Anderen stehen vom Künstler erschaffene abstrakte Handlungsräume im Mittelpunkt, die von Schönheit und Dynamik zeugen.

Hier wird deutlich wie Moderne Medien, wie Film und Fotografie, dem Künstler zusätzliche Möglichkeiten eröffnen neue Erzählstrukturen zu erschaffen und damit jene modernen Märchen und Fabeln zu kreieren, die in ihrer Wirkungsweise ebenso vielfältig wie eindringlich sind. Die unterschiedlichen Filmlängen bewegen sich zwischen 3 und 34 Minuten.

Das moderne Märchen mit gesellschaftskritischem Hintergrund ist in der Kunstgeschichte zwar nicht neu, bleibt jedoch in der Ausstellung Once Upon a Time – Fantastic Narratives in Contemporary Video spannend. Dem Zuschauer wird ermöglicht, die Arbeiten sowohl auf einer ästhetischen als auch auf einer kritisierenden Ebene zu betrachten. Eine Werkauswahl, die eine Vielfalt an Themen und Umsetzungsmöglichkeiten bietet, wird unterstützt von einem ausgedehnten Rahmenprogramm, das unter anderem aus täglichen kostenlosen Führungen, so wie Sonderführungen besteht.

Abbildungen:
- Aleksandra Mir, First Woman on the Moon, 1999
Color video with sound, 12 min., publicity stills, and open-ended archive originating from the live event on August 28, 1999, produced by Casco Projects, Utrecht, on location in Wijk aan Zee, The Netherlands,
Solomon R. Guggenheim Museum, New York. Purchased with funds contributed by the International Director´s Council and Executive Committee Members 2005.62.
© VG Bild-Kunst, Bonn 2011
- Francis Alÿs, When faith moves mountains (Cuando la fe mueve montanas), April 11, 2002, Lima, Peru
Three-channel color video installation, with sound, two channels transferred from 16mm film, projected. 34 min. each, one channel on monitor, 6 min., overall dimensions variable. Edition 1/4
Solomon R. Guggenheim Museum, New York. Purchased with funds contributed by the International Director´s Council and Executive Committee
Members 2002.59.
© 2011 Francis Alÿs. Courtesy Galerie Peter Kilchmann, Zürich
- Mika Rottenberg, Dough, 2006
Color video installation, with sound, 7 min., with drop ceiling, wood, sandbags, and ceiling fan, overall dimensions variable. Edition 3/5
Solomon R. Guggenheim Museum, New York. Purchased with funds contributed by the Young Collectors Council 2006.44 6
© 2011 Mika Rottenberg, Courtesy Nicole Klagsbrun Gallery

Ausstellungsdauer: 08.07 - 09.10.2011

Öffnungszeiten: täglich 10 - 20 Uhr

Deutsche Guggenheim
Unter den Linden 13/15
10117 Berlin
deutsche-guggenheim.de

Julia Schmidt

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Titel zum Thema Once Upon a Time:

Once Upon a Time – Fantastic Narratives in Contemporary Video
Wundersame Geschichten der etwas anderen Art sind in der Ausstellung Once Upon a Time – Fantastic Narratives in Contemporary Video im Deutschen Guggenheim zu sehen.

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