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Eine Galerie finden – Ratgeber für Künstler

von Teresa Reichert (13.01.2012)
vorher Abb. Eine Galerie finden – Ratgeber für Künstler

Nur zwei Prozent der Künstler in Deutschland können von ihrer Kunst leben. Von einer angesehenen Galerie vertreten zu werden, gilt als ein bewährter Weg, um mit seiner Kunst einen Großteil seines Einkommens zu verdienen. Wenn es optimal läuft, erhält der Künstler Unterstützung und Beratung durch den Galeristen, Zeit, seine Arbeiten anzufertigen, Ausstellungsmöglichkeiten und Öffentlichkeitspräsenz. Das Problem: Das Zahlenverhältnis Galerie – Künstler. Über 60.000 Künstler leben in Deutschland. Und rund 3.000 Galerien gibt es, von denen jedoch nur ein Viertel ein professionelles Geschäft betreibt, die anderen sind Hobby- oder Liebhaberprojekte.

Wie also kommt ein Künstler an eine der begehrten Galerievertretungen? Mit genau jener Frage beschäftigt sich Cai Wagners Buch „Eine Galerie finden – Ratgeber für Künstler“, erschienen im Jovis Verlag.
Das Anspruch des Buches ist es, Künstlern detailliert zu erläutern, wie eine erfolgversprechende Bewerbung bei einer Galerie funktionieren könnte. Dieser Prozess wird ausführlich und anschaulich beschrieben, mit vielen handfesten Tipps. Anfangen sollte man, so Wagner, mit der Selbsteinschätzung der eigenen Kunst und Persönlichkeit, was nicht immer leicht fallen dürfte. Als nächstes muss der Kontext der ins Auge gefassten Galerie systematisch recherchiert werden.
Cai Wagner erwähnt auch Strategien der Kontaktaufnahme, zum Beispiel wie man am Telefon nicht sofort abgewimmelt wird, sowie Hinweise zur Vermeidung von Fehlern (bloß nicht unangemeldet in der Galerie samt Mappe erscheinen oder sich am Messestand bewerben).

Der Autor, ursprünglich aus der Theaterbranche, ist seit Jahren als Galerist tätig. 2000 eröffnete Cai Wagner seine erste Galerie, 2008 gründete er Wagner + Partner in Berlin. Seine Position im Vorstand des Landesverbands Berliner Galerien und als Gastdozent an verschiedenen Kunsthochschulen bilden einen guten Ausgangspunkt, um den Leser einiges über seine Branche wissen zu lassen.
Besonders aufschlussreich sind die Abschnitte, die den Leser etwas tiefer hinter die Kulissen des Galeriewesens blicken lassen. So beschreibt Wagner beispielsweise die Verhältnisse zwischen einzelnen Galerien und erläutert ihre finanzielle Lage, die oft vertuscht wird, um, so der Autor, "Schönwetterpolitik" zu machen. Doch vieles bleibt hingegen vage und undurchsichtig – so erfährt man als Künstler beispielsweise nie, wann, wie und ob Galerien nach neuen Künstlern suchen.
Die am Anfang dieses Artikels erwähnten Zahlen und Fakten zum Kunstmarkt, denen Wagner das letzte Kapitel des Buches widmet, sind, auch dank seiner eigenen Interpretationsversuche, wiederum durchaus informativ, wenn auch äußerst ernüchternd.

Ein Kapitel des Buches behandelt Methoden der Selbstvermarktung. Neben Internetpräsenz und Atelierveranstaltungen werden Konzepte wie die Produzentengalerie beschrieben, bei der sich Künstler zusammenschließen, um eine eigene Galerie zu eröffnen. Jene etwas anderen Wege werden jedoch eher nebenbei und nicht als wirkliche Alternative zur klassischen Repräsentation durch eine angesehene Galerie erwähnt. Wagners eigener Berufsstatus mag ihn da beeinflussen, und natürlich ist es auch nicht Thema des Buches. Aber wäre dies nicht gerade in dem Zusammenhang interessant? Wenn, wie in den ersten Kapiteln des Buches ausführlich erläutert, die Lage auf dem Kunstmarkt so schlecht ist, ist es denn dann die richtige Strategie, an traditionellen Wegen festzuhalten und auf Biegen und Brechen zu versuchen, eine Galerierepräsentation zu erhaschen? Wagner selbst zitiert eine IFSE-Studie, die besagt, dass die Vertretung durch eine Galerie dem Künstler noch lange keine finanzielle Sicherheit garantiere. Jedoch sind Erfolg und Präsenz ohne Galerievertretung in der Öffentlichkeit wesentlich schwerer zu erlangen.

Das Buch ist ehrlich, dabei oft desillusionierend. Hilfsmittel wie To-Do-Listen oder die verständliche Erläuterung des Künstlervertrages, samt Blanko Beispiel sind nützlich. Insgesamt jedoch bleibt auch die Endaussage, wie bei so vielen Ratgebern für Künstler, sehr vage: Erfolg und Misserfolg hängen letztendlich doch nur zu geringen Teilen vom eigenen Können und Bemühen ab, vieles wird von äußeren Umständen bestimmt, die sich täglich ändern können. Trotzdem findet Wagner einige aufmunternde Worte zum Schluss: „Der Kunstmarkt bleibt ein Wachstumsmarkt“.

Eine Galerie finden. Ratgeber für Künstler
Cai Wagner
144 Seiten
Jovis Verlag, 2011
Euro 16.80
ISBN 978-3-86859-131-6

Teresa Reichert

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Eine Galerie finden – Ratgeber für Künstler
Buchbesprechung: Nur zwei Prozent der Künstler in Deutschland können von ihrer Kunst leben. Von einer angesehenen Galerie vertreten zu werden, gilt als ein bewährter Weg, um mit seiner Kunst einen Großteil seines Einkommens zu verdienen.

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