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Gerhard Richter. Editionen 1965-2011 im me Collectors Room Berlin

von Vivi Kallinikou (13.02.2012)


Gerhard Richter. Editionen 1965-2011 im me Collectors Room Berlin

Kerze II, 1989, © Gerhard Richter, 2011, Foto: Olbricht Collection, Jana Ebert

Ausstellungsbesprechung: Wer was zur Party mitbringt, kann auch was vom Kuchen haben.

Gerhard Richter hat am 9. Februar seinen 80. Geburtstag gefeiert. Zu Ehren des Künstlers eröffnen etwa zeitgleich vier große Schauen deutschlandweit. Das Besondere und Einmalige für Berlin: Zwei Ausstellungen in einer Stadt. Die Retrospektive in der Neuen Nationalgalerie und Richters Editionen im me Collectors Room Berlin. Das malerische und das grafische Werk, Unikate und Editionen, staatliche Institution und eine Privatsammlung. Gegensätzlicher könnten die Konzepte der beiden Ausstellungen nicht sein. Und Berlin könnte sich nicht glücklicher schätzen, Gerhard Richters reiches Bildprogramm im direkten Vergleich zu feiern.

Der me Collectors Room Berlin zeigt 150 Editionen, bis auf eine Ausnahme alle Editionen Richters zwischen 1965 und 2011. Nur das Museum of Fine Arts Dallas überbietet die Sammlung Thomas Olbricht mit allen Editionen. Wolfgang Schoppmann, Freund und Berater Olbrichts und Chefkurator des Hauses, und Hubertus Butin, Kunsthistoriker und Richters Assistent, haben die Editionen kuratiert. Die Sammlung ging 1992 von der Fotografie „Ema“ aus, einer Reproduktion nach dem Gemälde "Ema", Richters erster Ehefrau.
Spaß am Finden und Lust am Besitzen von Seltenheiten treiben den Sammler seitdem an, alle Editionen zu jagen. Mittlerweile sammeln Olbricht und Schoppmann seit 20 Jahren Richters Editionen. Die Krönung der Ausstellung ist wohl der Siebdruck eines Hundes von 1965, den es in einer Auflage von nur 8 Exemplaren gibt. Nur vier sind in einem guten Zustand, einer hängt im me Collectors Room.

Richters Spielereien mit Stilen, Genres, Formen und Farben, seine Experimente mit fotomechanischen Reproduktionstechniken können in den großzügigen Ausstellungsräumen studiert werden. Das druckgrafische Werk besteht ausschließlich aus industriell hergestellten Arbeiten: Siebdruck, Offsetdruck, Zeitungsdruck, Editionen von Künstlerplakaten, von Richter konzipierte Künstlerbücher und Gemäldeeditionen. Nach Lithografien, Radierungen oder Holzschnitten sucht man vergeblich, Richter vermeidet den künstlerisch subjektiven Duktus dieser Techniken.
Aus einem gesellschaftspolitischen Impetus heraus wünschte sich Richter seit den 60ern, möglichst viele Leute mit seiner Kunst zu erreichen. Öffnung und Demokratisierung der Kunst also, ein willkommener Ausgleich für die Produktion von Gemälden, eine Möglichkeit, Arbeiten einer größeren Öffentlichkeit zu vermitteln.

Die Ausstellung versteht sich als Retrospektive der Editionen. Wie in seinem malerischen Werk reflektiert Richter auch darin kritisch Bedingung und Möglichkeit zeitgenössischer Kunst. Ein einheitlicher Stil, eine verpflichtende Gattung oder Darstellungsweise ist nicht auszumachen. Der Künstler spielt mit den Konventionen, betreibt eine Art Grundlagenforschung der bildnerischen Kategorie und lotet die Grenzen des Bildes aus. Was ist ein Bild, was macht es aus? So führt die Arbeit „Mirror“ von 2008 am Eingangsbereich im Essensaal in die Ausstellung ein. Ein Spiegel aus Kristallspiegelglas reflektiert den Kontext des Raumes – Einrichtung, Perspektive, der Betrachter beim Essen. Er zeigt alles, erklärt nichts. Ein Spiegelbild ist also auch ein Bild, meint Richter und die Kuratoren spielen einen erfolgreichen ersten Streich.

Die Ausstellungsmacher sind sichtlich bemüht, Beziehungen herzustellen. Bis auf den ersten mit Richters druckgrafischen Anfängen chronologisch bespielten Ausstellungsraum präsentieren alle anderen Räume die Arbeiten in einem Verhältnis zueinander, sie sind nach Themen und Sujets organisiert. Eine Offsetreproduktion von „Betty“ – Betty schaut auf eine graue monochrome Wand – hängt neben einer grauen monochromen Edition. Die Hängung stellt nicht nur formal eine Verbindung her, sondern auch inhaltlich. Eine Ästhetik der Abwesenheit verbindet beide sehr unterschiedlichen Arbeiten: „Betty“ suggeriert mit dem Titel ein Portrait zu sein. Als gesichtsloses Portrait bricht es aber mit der traditionellen Funktion einer Charakterisierung des Gesichts. Auch „Grau“, ein monochromes graues Bild aus dem Jahr 1974, verweist nur auf sich selbst. Keine visuelle Expressivität, keine sinnliche Materialität des Farbauftrags sind relevant, alle traditionellen Funktionen monochromer Malerei negiert.

Thomas Olbricht gibt uns einen Einblick in seine beeindruckende und beneidenswerte Privatsammlung. 150 Editionen parallel zu einer großen Retrospektive der Nationalgalerie und anlässlich Richters 80. Geburtstag zu zeigen, ist nicht nur ein cleverer Marketingstreich! Will da jemand was vom Kuchen haben? Ja! Lohnt sich ein Besuch? Aber ja! Denn nur wer was zur Party mitbringt, kann auch was vom Kuchen haben. Die 150 Editionen sind vom 12. Februar bis 13. Mai 2012 im me Collectors Room Berlin zu sehen, ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung: Eine Gesprächsreihe mit Richter-Experten, darunter Dietmar Elger, Leiter des Richter-Archivs in Dresden, der Dokumentarfilm „Das Porträt: Meine Bilder sind klüger als ich – Gerhard Richter“ von Victoria von Flemming, Katalogmaterial, Sammlergespräche, eine Lesung und Führungen sind um eine Vermittlung der Editionen bemüht. Ein Besuch beider Richter-Ausstellungen ist absolute Pflicht!

Gerhard Richter – Editionen 1965-2011
me Collectors Room Berlin / Stiftung Olbricht
Auguststraße 68, 10117 Berlin
Ausstellungsdauer: 12.02.-13.05.201
Öffnungszeiten: Di-So 12-18 Uh
me-berlin.com/

Vivi Kallinikou

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