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Schafft Kunst neues Handeln?

von chk (30.11.2012)
vorher Abb. Schafft Kunst neues Handeln?

"Schafft Kunst neues Handeln?" war die zentrale Frage, der das Frankfurter Allgemeine Forum in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler e.V. (BVDG) am gestrigen Donnerstag im Café Moskau nachgegangen ist. Die Kunstmarktkonferenz unterteilte sich in Diskussionsrunden und Vorträge, von denen hier über einzelne berichtet werden soll.

Eingangs referierte Kulturstaatsminister Bernd Neumann, Schirmherr der Veranstaltung, über die Aufgabe von Staat, Galerien und Museen und hob hervor, dass der „Kunstmarkt als zweitältestes Gewerbe der Welt“ im Wesentlichen auf dem Schaffen der Künstler beruhe. Was heißen sollte, seit es Kunst gibt, gab es den Handel damit. Die Aufgabe des Staates sei es, die gesellschaftliche Bedeutung von zeitgenössischer Kunst und Künstlern immer wieder bewusst zu machen und bspw. durch Ankaufspolitik, die Förderung von Kunstmessen, Steuergesetzgebung, Preise oder Atelierförderungen zu unterstützten. In Zeiten knapper Kassen kommt den Galerien ein wachsender Anteil zu, die Vielfalt der Kunstlandschaft aufrecht zu erhalten, so Neumann.
Klaus Gerrit Friese, Vorsitzender des BVDG, unterstrich die wichtige Vermittlungsaufgabe der Galerien. Galerien versuchen wertkonservativ jenseits von Kunst als Anlageobjekt oder der Wertsteigerungsspiralen von Auktionshäusern, Künstler - oft mit geringsten finanziellen Mitteln - aufzubauen. Nicht unerwähnt blieb, dass es weder die Mehrheit der anwachsenden Zahl aus den Akademien und Hochschulen entlassenen Künstler noch der Großteil der Galerien schaffen, auf dem Kunstmarkt erfolgreich zu agieren.
In Anbetracht der Globalisierung des Kunstmarktes kein leichtes Unterfangen. So unterstrich David Juda (Annely Juda FinArt, London) in der anschließenden Diskussionsrunde unter der Moderation von Dr. Rose-Maria Gropp (F.A.Z.) nochmals kämpferisch, dass Galerien sich zwar verändern müssten, aber nicht abgewirtschaftet werden dürfen. Wobei Simon de Pury (Phillips de Pury & Company, N.Y.) aus der Sicht des Auktionators die Globalisierung des Kunstmarktes positiv bewertete. Er verwies auf das Internet und seine vielfältigsten Möglichkeiten der Präsentation für Künstler oder auf die steigende Zahl der internationalen Kunstbiennalen. Auch Matthew Slotover (Frieze, London/N.Y.) unterstrich die Möglichkeiten durch das Internet, was auf dem Kunstmarkt zu erheblicher Transparenz führe.

Während sich diese Diskussionsrunde den Strukturen des Kunstmarktes widmete, lag der Schwerpunkt in dem anschließenden Panel auf den Finanzen. Die Gesprächspartner waren u.a. Thaddaeus Robac (Galerie Thaddaeus Robac Salzburg/Paris), Dr. Thomas Rusche (Sammler, SØR Rusche, Oelde) oder Florian Greiner (Deltax Steuerberatung, Köln). Nochmals wurde ausführlich über die Rolle der Galerien und über die Verknappung der Ressourcen - vor allem von Alter Kunst – gesprochen, was zwangsläufig zu einer Veränderung des Handels führt. Wie die zunehmende Klientel, die Kunst als Statussymbol und als Objekt zur Wertsteigerung kauft. So bestimmen, laut Rusche „große Namen – Fetisch und Dollarzeichen“ den Markt. Auktionshäuser wie Sotheby´s und Christie´s werden dabei zu „Markttreibern“. Ropac, der als Galerist sehr genau überlegt, wem er Arbeiten seiner Künstler verkauft und wie er die Sammlung seiner Kunden aufbaut (was zu einem müden Lächeln der weniger betuchten Galeristen im Publikum führte), sieht die zeitgenössische Kunst hingegen „im Leben“ angekommen.

Wie sich die Entwicklung des Kunstmarktes auf den Wissenschaftsbetrieb auswirkt, berichtete der Kunstwissenschaftler und Medienphilosoph Prof. Dr. Wolfgang Ullrich (Hochschule für Gestaltung) und beleuchtete die Frage, ob Kunst neues Handeln schafft, nochmals aus einer anderen Perspektive. Ullrich konstatierte, dass die Logik des Kunstmarktes auf die Kunstwissenschaft abfärbt. Statt bspw. durch kunstwissenschaftliche Vergleiche von Künstlern oder Werken nach Erkenntnisgewinn zu streben, kungelt die Wissenschaft mit dem Markt und erhebt den Vergleich zur Königsdisziplin der Wertschöpfung. Ständig finden sich in Ausstellungen aktuelle Highlights des Kunstmarktes und werden etablierter Kunst aus der Vergangenheit gegenübergestellt. Auktionskataloge verweisen dann wiederum auf den Kontext, in den die zu versteigerten Werke kunstwissenschaftlich einzuordnen sind. Das heißt nichts anderes, als dass die Kunstwissenschaftler sich in ihren Analysen, Untersuchungen oder wissenschaftlichen Arbeiten an dem orientieren, was marktnah ist. Immer weniger wird gefragt, was die Ursprünge über einen bestimmten Kanon auf dem Kunstmarkt sind.
Dem Vortrag von Wolfgang Ullrich schlossen sich zwei weitere Panels über „Künstler“ und „Sammeln“ an. U.A. mit Prof. Harald Falckenberg, Chris Dercon, Christiane zu Salm, Prof. Kasper König und Prof. Karin Kneffel.

Eine insgesamt interessante, hochkarätig besetzte Veranstaltung, die sich vor einem Fachpublikum an einigen Stellen etwas zu lange über Bekanntes ausließ. Dennoch gab es viele wichtige Anregungen zur Beurteilung der aktuellen Entwicklung auf dem Kunstmarkt, die auf eine Fortführung der Veranstaltung hoffen lassen.

chk

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Schafft Kunst neues Handeln?
Besprechung: "Schafft Kunst neues Handeln?" war die zentrale Frage, der das Frankfurter Allgemeine Forum ...

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