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Savvy Contemporary: NAME - Daniel Daoudi / Sebastian Kurth

von Rebecca Freiwald (23.05.2013)
vorher Abb. Savvy Contemporary: NAME - Daniel Daoudi / Sebastian Kurth

Sebastian Kurth, Perfomance "NAME", copyright savvy contemporary

Die vielzitierte Frage „Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?“ stellten sich auch die beiden Performancekünstler Daniel Daoudi (lebt in Berlin) und Sebastian Kurth (geb. 1984 Schweiz, lebt in Berlin und London), die sie auf ihre ganz eigene Weise zu beantworten versuchten. Ihre Performance, „NAME“, die am 17./18. Mai 2013 in dem Projektraum Savvy Contemporary in Berlin-Neukölln gezeigt wurde, beschäftigte sich mit Fragen der Identitätsbildung im Zeitalter der digitalen Kommunikation. In diesem Kontext standen insbesondere Wechselbeziehungen zwischen Identität und „virtueller Realität“ im Vordergrund.

Die veränderte Kommunikation in der virtuellen Welt könnte sinnbildlich ein Grund dafür gewesen sein, dass die Performance parallel, in zwei getrennten Räumen der Galerie stattfand. Von der Decke der hinteren Wand, die den Hauptraum vom Nebenraum trennte, fiel eine circa drei Meter breite, leere weiße Papierbahn herab, die über den ganzen Boden ausgerollt wurde. An der Schnittstelle zwischen Wand und Boden stand ein Fernseher. Am Fuße der Papierbahn, vor der Fensterwand, gab es zudem einen kleinen Schemel, auf dem sich ein Laptop, ein Cutter und Holzstifte befanden. Von der Decke hingen ein paar Angelschnüre zu Boden. Der Nebenraum, der mit einem schwarzen Vorhang mit dem Schriftzug NAME verhangen worden war, blieb dem Zuschauer zunächst verborgen. Lediglich durch den mit einer Kamera verbundenen Fernseher, ließ sich ein vager Eindruck des Nebenraums erahnen.

Die beiden Künstler hatten während der gesamten, ca. 40 minütigen Dauer, keinerlei Augenkontakt. Jeder begab sich in seinem Raum auf seine eigene Suche, folgte seinem eigenem Konzept. Während Sebastian Kurth im Hauptraum barfüßig begann, Umrisse seiner Füße immer wieder nachzuzeichnen, sah man über den Bildschirm, Sebastian Daoudi in einem weißen Maleroverall agieren. Hier und da ließen sich ausschnitthaft Gesichtszüge Daoudis erkennen und es klangen gedämpfte Töne aus dem verborgenen Raum. Kurth, der durch das Nachziehen weiterer Körperpartien, im Laufe der Zeit ein organisches Muster zu Papier brachte, hielt immer wieder inne, um Gedanken in den Laptop zu tippen: „It happend that I am overwhelmed. So I stop. I walk and wander. My eyes wander and my mind follows.“

Kurz darauf ertönten Geräusche eines Druckers aus dem Nebenraum und Daoudis Stimme aus dem Off, der die Gedanken seines Gegenübers laut vortrug, zumeist in modifizierter Form. Es fand eine Interaktion statt. Ein Austausch der Gedanken des Einen und zugleich eine Verfremdung bzw. Aneignung dieser durch den Anderen.

Daniel Daoudi, Perfomance "NAME", copyright savvy contemporary

Nach und nach begann Kurth damit, einige seiner Formen mit dem Cutter soweit aus dem Papier zu lösen und mit der Angelschnur zu verknüpfen, das dreidimensionale „Papier-Skulpturen“ entstanden. Auch sein „virtuelles Gegenüber“ arbeitete mit dem Raum: Daoudi spannte Klebeband und befestigte vereinzelt ausgedruckte Gedanken Kurths daran. Beim Betreten des Nebenraums, sah man seltsame geometrische Formen aus Paketschnur an den Wänden. An einigen Stellen der Wand haftete ein Zettel mit einem der Gedanken. Ein flimmernder Laptop stand auf einem Sockel. Daoudi filmte mit der Handkamera immer wieder Sequenzen von sich und dem Raum und verlas die Gedanken, die aus dem Drucker strömten. Manchmal schaltete er das Licht aus und überließ die Zuschauer der Dunkelheit. Seltsame mit Leuchtfarbe gemalte Zeichen erschienen an den Wänden, das Wort „Silence“ war an einer der Wände zu lesen. Assoziationen an das Innenleben eines Computers drängten sich auf und wurden durch Daoudis Äußerungen bestätigt: “Er wolle das Eigenleben der Virtualität darstellen", so der Künstler über seine Arbeit. "Die Dunkelheit verkörpere die Unsichtbarkeit der Internetwelt. Er selbst wolle, durch seinen Anzug „maskiert“, den unbekannten Anderen darstellen, der seinem virtuellen Gegenüber nicht immer seine wahre Identität preisgibt.“

Insgesamt lag bei der Performance zu viel Gewicht auf den individuellen Selbstfindungsprozessen, wodurch die Auseinandersetzung mit virtuellen Kommunikationsabläufen in den Hintergrund gedrängt wurde. So beschlich einen nach der Präsentation das Gefühl, dass hier versucht wurde, zwei große Themenkomplexe etwas zu vereinfacht unter einen Hut zu bekommen.

SAVVY CONTEMPORARY
Richardstrasse 43/44
12055 Berlin
savvy-contemporary.com

Rebecca Freiwald

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