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19 Uhr: mit dem Klangkünstler und Performer Antti Tolvi aus Turku, Finnland im Rahmen der Ausstellung "Sound, light, silence" Galerie Pleiku | Eugen-Schönhaar-Str. 6a | 10407 B

Das Museum als Zeitmaschine

von Rebecca Freiwald (05.07.2013)
vorher Abb. Das Museum als Zeitmaschine

Foto: Armin Herrmann, Sammlung Museum der Dinge

Ausstellungsbesprechung: Mitten beim Ausstellungsbesuch im Museum der Dinge ging plötzlich das Licht aus! Verursacht wurde diese unvorhersehbare Dämmerung nicht durch eine defekte Leuchtstoffröhre, sondern, wie Alexis Hyman Wolff, die Kuratorin der Ausstellung “Zur Zeit. Zeitdinge aus der Sammlung des Museum der Dinge”, erläuterte durch eine alte Zeitschaltuhr. Der Einwurf eines 5 Cent Stücks in das fossile Gerät, das aus einer Waschküche eines alten Berliner Mietshauses stammt, bringt sogleich „Licht ins Dunkel“- eine Freude, die allerdings nur von begrenzter Dauer ist. Alle 20 Minuten fordert die Zeitschaltuhr ihren Tribut. “Dieser Effekt ist Teil des Ausstellungskonzepts“, erklärte Hyman Wolff, die die Uhr extra für die Ausstellung erwarb. Die Uhr ermöglicht dem Besucher durch ihre 20-minütige Taktung eine intensivere Zeitwahrnehmung und lässt ihn zugleich an das berühmte Sprichwort Benjamin Franklins „Zeit ist Geld“ denken, das hier im wahrsten Sinne des Wortes für bare Münze genommen wird. Auf kritisch-ironische Weise verbindet sich die ökonomische Dimension der Zeit unmittelbar mit bewusster Wahrnehmung.

Für die Entwicklung der modernen Gesellschaft war die Erfindung und Verbreitung der Zeitmessgeräte, der mechanischen Uhren, eine wesentliche Voraussetzung.
Der ökonomische Aspekt ist nur eine von vielen Facetten der Zeit, die Alexis Hyman Wolff mit ihrer Ausstellung beleuchtet. Die Ausstellung ist ein studentisches Projekt der UdK-Berlin, das die Kuratorin im Rahmen ihres Masterstudiums „Artistic Museum Studies“ in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistoriker Michael Fehr und dem Museum der Dinge realisiert hat. Anhand von unterschiedlichen Gegenständen, die sie kategorisch einordnet, versucht sie das Phänomen der Zeit in seinen vielfältigen Dimensionen zu erfassen. So gliedert sich die Ausstellung unter anderen in Kapitel wie “Körperzeiten”, “Der Zahn der Zeit” oder “Zeitgeist”. Neben Uhren, Stundenplänen und Tagebüchern, verweist eine Sonnenuhr beispielsweise auf die „natürliche Zeit“.

Foto: Armin Herrmann, Sammlung Museum der Dinge

Einer der Schaukästen zeigt konservierte Dinge und Lebensmittel, deren Haltbarkeit künstlich verlängert wurde. Ein anderer Kasten mit einer Abbildung des Jungbrunnens von Cranach dem Älteren und Anti Aging Produkten verweist dagegen auf den Wunsch vieler Menschen nach ewiger Jugend und danach, die Zeit anzuhalten oder sogar zurückzudrehen. Eine weitere Kategorie, „Momente“, versammelt Dinge, mit denen der Mensch versucht, Erinnerungen an bestimmte Orte und Zeiten festzuhalten. Präsentiert wird unter anderem ein Stein mit der griechischen Aufschrift „Akropolis“ und der Jahreszahl 1885, der im 19. Jahrhundert als Reise-Souvenir diente. Es handelt sich also sowohl um ein persönliches als auch um ein historisches Andenken.

Dass die Zeitwahrnehmung unabhängig von der Realität verändert und reflektiert werden kann, verdeutlicht auch die Literatur, der die Ausstellung einen eigenen Schaukasten widmet. Dieser zeigt Biografien und Romane wie bspw. Ulysses von James Joyce, in denen die erzählte Zeit ganz erheblich von der Erzählzeit abweicht.

Doch auch das Museum als Institution wird zum Gegenstand der Reflexion. Als Ort, an dem die Zeit still zu stehen scheint, ermöglicht es eine Zeitreise in unterschiedliche Epochen und Kulturen.
So verdeutlicht die Ausstellung, wie und in welchen Dingen uns die Zeit im Alltag begegnet und welches kulturelle Verständnis von Zeit darin erkennbar ist.

Seit den 1970er Jahren stellt das Museum der Dinge einen Teil seiner umfangreichen Sammlung zur Design- und Alltagskultur des 20. und 21. Jahrhunderts aus. Die ca. 30 000 Objekte sind in Mustersammlungen zusammengestellt und vermitteln allgemeine Aspekte der Material-, Form-, Funktions- und Nutzungsgeschichte der Dinge sowie zeitgenössische Produktkultur. Die Grundlage, auf der die Sammlung aufbaut, bildet die Werkbundprogrammatik zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Wollen Sie sich auf eine Zeitreise begeben? Dann haben Sie noch Zeit bis zum 5. August 2013.


Sonderausstellung:
Zur Zeit. Zeitdinge aus der Sammlung des Werkbundarchiv-Museum der Dinge
Museum der Dinge
Oranienstraße 25 (U8 Kottbusser Tor)
D-10999 Berlin

Öffnungszeiten: Freitag bis Montag: 12-19h
Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro

museumderdinge.de

Rebecca Freiwald

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Das Museum als Zeitmaschine
Ausstellungsbesprechung: Mitten beim Ausstellungsbesuch im Museum der Dinge ging plötzlich das Licht aus! ...

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