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Eine Liebeserklärung an die Fotografie – Carlos Saura im Instituto Cervantes

von Rebecca Freiwald (17.07.2013)
vorher Abb. Eine Liebeserklärung an die Fotografie – Carlos Saura im Instituto Cervantes

Carlos Suara: Geraldine Chaplin und Ana Torrent, 40 x 50 cm, Copyright Carlos Saura

Carlos Saura hatte sich in sie bereits mit neun Jahren verliebt: in die Fotografie – nein, eigentlich zuerst in ein kleines Mädchen aus der Nachbarschaft. Diese Liebe führte ihn jedoch zur Fotografie. Der 81-Jährige spanische Filmregisseur und Fotograf Saura (geb. 1932, Huesca/Spanien), dessen Fotografien derzeit als Teil der Doppelausstellung „Saura und Pomés: Portraits“ im Instituto Cervantes zu sehen sind, lächelt verschmitzt, als er die Anekdote erzählt. Um dem Nachbarsmädchen seine Gefühle zu gestehen, stahl er die Kamera seines Vaters und machte heimlich ein Foto von ihr. Auf dieses malte er ein Herz und versah es mit einer Liebeserklärung.

Obwohl die romantische Geste nicht von Erfolg gekrönt war, beschäftigte sich Saura in der Folge häufig mit der Kamera des Vaters und lernte mit ihr umzugehen. Durch ein fotografisches Projekt über Spanien entdeckte Saura sein Interesse am Dokumentarfilm und gelangte über diesen schließlich zum Spielfilm. Sein früher Traum, Fotoreporter für ein großes Magazin zu werden, erfüllte sich nicht, da ein entsprechendes Angebot erst kam, als er sich bereits dem Film verschrieben hatte. Doch verlor der 2004 für sein Lebenswerk mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnete Regisseur nie sein Interesse am Medium der Fotografie, das für ihn eine „Insel der Ruhe“ darstelle. Sie diene ihm der Unterhaltung und Erholung, wenn er vom Schreiben müde sei. Saura betonte dabei, „dass er sich selbst, im Unterschied zu Leopoldo Pomés, als Amateurfotografen verstehe und keinerlei künstlerischen Anspruch erhebe.“

Dieses Verständnis spiegelt sich auch in den 40 von ihm ausgewählten Arbeiten wider, die bis auf ihr Format auf den ersten Blick wenig zu verbinden scheint. In Schwarz-Weiß oder Farbe zeigen sie Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, bekannte Persönlichkeiten wie Schriftsteller, Filmproduzenten oder Mitglieder seiner Familie. So stellt eines seiner Portraits auf einfühlsame Weise die traurigen Blicke seiner Frau Geraldine Chaplin und der Schauspielerin Ana Torrent dar, die mit ihren großen Augen den Blick des Betrachters fokussieren. Beide spielen in seinem Film „Cría Cuervos“ (dt. Titel: „Züchte Raben“, 1975) die Hauptrollen. Der Film thematisiert die spanische Nachkriegszeit, die die Gesichter der beiden Darstellerinnen gezeichnet hat. Auf weiteren Arbeiten ist der Schriftsteller Pío Baroja (1956) auf dem Sterbebett oder sein verkleideter Sohn Diego Saura, beim Spielen zu sehen. Maskiert, in einem Karton steckend, inszeniert ihn Saura atmosphärisch vor einer Natursteinwand.

Ein weiteres Foto lässt das Maul eines aggressiv die Zähne fletschenden Hundes erkennen, während zwei andere ein Albinopferd abbilden. Letzteres ist einmal friedlich da liegend, in einer einhornhaften Pose inszeniert und einmal ist nur ein Detail des Pferdekopfes erkennbar, bei dem das ängstlich blickende Auge des Pferdes in die Kamera stiert. Die Tierbilder lassen sich, nach Sauras Verständnis, in die Gattung des Portraits einordnen und verleihen seiner Fotoauswahl mehr Abwechslung.

Für den Regisseur und Fotografen war es eine große Herausforderung, auf Anfrage des Instituto Cervantes, 40 aus seinen 600 bis 700 Portraits auszuwählen. Die Fotoarbeiten, die sich aufgrund ihrer formalästhetisch und inhaltlichen Unterschiede, eindeutig nicht als Serie beschreiben lassen, haben dennoch einen gemeinsamen Nenner: Sie gewähren einen intimen Einblick in die Vergangenheit Sauras und mitunter auch in die Psyche der Porträtierten.
Genau das ist es auch, was Saura am Medium der Fotografie fasziniert: „In dem Moment, in dem wir den Auslöser drücken, halten wir die Vergangenheit bereits in unseren Händen. Wie ein Spiegel reflektieren Fotos unsere Vergangenheit - so genau, wie es unser Gedächtnis niemals zustande bringt. Dabei zeigen sie die Menschen so wie sie wirklich sind.“

Doch eine seiner Fotografien verweist sowohl auf die Vergangenheit als auch auf die Zukunft. Zu sehen ist die Silhouette des kürzlich verstorbenen langjährigen Freundes und Filmproduzenten Elías Querejeta vor Picassos berühmten Antikriegs-Gemälde „Guernica“ (1937). Es vereint zwei Themen, zu denen Saura eine enge Beziehung hat. Den Bürgerkrieg, den er selbst miterlebte und die Malerei, mit der er durch seinen Bruder und Maler Antonio Saura vertraut ist. Das Foto könnte man als Ankündigung des neuen Filmprojekts des 81-Jährigen lesen, das im Januar gedreht werden soll. Es thematisiert die Entstehung des Gemäldes Guernica im Kontext des Bürgerkriegs, das nach Saura die Überwindung einer Schaffenskrise Picassos markiert.

Die Fotoausstellung „Saura und Pomés: Portraits“ läuft noch bis zum 6. September im Instituto Cervantes.

Instituto Cervantes Rosenstraße 18-19
10178 Berlin-Mitte
Öffnungszeiten: Mo-Do 9-19 Uhr/ Fr. 9-15.30 Uhr
http://berlin.cervantes.es

Rebecca Freiwald

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