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Berlin Daily 20.04.2024
Künstlerinnengespräch

17 Uhr: im Rahmen der Ausstellung Luise Marchand & Laura Schawelka »All Beauty Must Die« Villa Heike | Freienwalder Str. 17 | 13055 Berlin

Hunger nach Bildern

von Inge Pett (17.01.2014)
vorher Abb. Hunger nach Bildern

Janne Räisänen, Rainer von und zu Zufall, 2012, Tinte, Acryl und Öl auf Leinwand, 87 x 116cm, Copyright Janne Räisänen

„Jetzt ist die Malerei dran.“ Ritva Röminger-Czakos Ansage kommt gerade heraus. Sie ist die Kuratorin der Gruppenausstellung „Hunger nach Bildern – junge finnische Malerei in Berlin“, die bis zum 7. März 2014 im Felleshus der Nordischen Botschaften zu sehen sein wird.

Seit den 90er-Jahren hätten in Finnland vor allem diejenigen Künstler den internationalen Durchbruch geschafft, die sich mit technischen Medien auseinandersetzen, erklärt Röminger-Czako. Doch figurative und abstrakte Malerei sei im Lande ebenso vertreten. Der von ihr zitierte Titel „Hunger nach Bildern“ knüpft bewusst an die deutsche Bewegung der Neoexpressionisten an und wurde 1982 von Wolfgang Max Faust und Gerd de Vries geprägt.

Maiju Salmenkivi, Labyrinth, 2012, Acryl, Öl und Spray auf Leinwand,web, Copyright Maiju Salmenkivi

Für die Ausstellung der jungen finnischen Malerei in Berlin hat Röminger-Czako vier Künstler(innen) eingeladen, die sowohl das Zusammenspiel malerischer und zeichnerischer Elemente als auch eine spontane, lockere Pinselführung teilen. Das sind zum einen die Malerinnen Tiina Elina Nurminen und Maiju Salmenkivi und zum anderen ihre männlichen Kollegen Janne Räisänen und Jukka Rusanen.

Jukka Rusanen, ReBrand II, 2013, Öl auf Leinwand, 195 x 205cm, Copyright Jukka Rusanen

Das Gemälde „Faszination“ von Tiina Elina Nurminen etwa lockt den Betrachter mit fleischfarbenen Tönen auf sinnlich-erotische Weise und offensiv feminin. Den pastosen Rosafarben schmeichelt ein Stück Fell an der linken oberen Leinwandecke - wie von Meret Oppenheim inspiriert. Dabei erschien Nurminen die Kombination der aufgebrochenen farbigen Leinwand und des weichen Materials einfach stimmig. In ihren „Seelenlandschaften“ gehe es um Rhythmus und Linie, erklärt die Künstlerin, die an der „Academy of Fine Arts“ in Helsinki studiert hat und später Schülerin von Per Kirkeby an der Städelschule in Frankfurt am Main war.

Ein Faible für groteske Titel und Wortwitz hat offensichtlich der in Berlin lebende Künstler Janne Räisänen, der 1996 ebenfalls im Rahmen eines Erasmus-Stipendiums an der Städelschule war. „Rainer von und zu Zufall“ beispielsweise nimmt einen stereotypen deutschen Adeligen auf die Schippe. Was eine „Ledermauskatzerin“ ist, wird dem Betrachter wohl ein Rätsel bleiben und auch „Der verrückte Azteke“ und die „Wunderschöne Strumpfhose auf rosa Hintergrund“ laden erst einmal zu Spekulationen ein.

Ob die Titel zum Verständnis der Bilder verhelfen oder nicht? Dazu möchte sich der Künstler nicht festlegen. Stets starte er abstrakt, um dann „irgendwo“ zu enden. Dieses „Irgendwo“ jedoch bereitet großes Vergnügen – visuell wie sprachlich.

Von der Dynamik des Schaffensprozesses zeugen die urbanen Landschaften der Künstlerin Maiju Salmenkivi, die zwischen Realität und Fiktion changieren. Der Akt des Malens scheint in diesen Gemälden, für die sie die Materialien Acryl, Spray, Tempera und Öl nutzt, fast körperlich nachvollziehbar. Der Betrachter gerät in einen rasanten Strudel, wird in das Bild hineingesogen. Dabei sind die realen Straßensituationen oder Wasserdarstellungen stets ambivalent, die dargestellten Figuren keine Akteure. So könnte „Over and Under“ ebenso Schwimmer darstellen wie Ertrinkende, die um ihr Leben kämpfen. „Labyrinth“ wiederum zeigt die Geschwindigkeit einer Großstadt, aber lässt auch eine latente omnipräsente Bedrohung erahnen.

Jukka Rusanen, 1980 geboren, ist der Jüngste der vier finnischen Künstler. Die monumentalen, in Mischtechnik behandelten Leinwände bieten „Lehrstücke über Malerei“, beziehen sich auf Klassiker der Kunstgeschichte, so etwa „Rebrand II“, in dem der Künstler ein Rindermotiv Rembrandts aus dem Louvre aufgreift und ironisch verfremdet.

Ritva Röminger-Czako hat nicht zu viel versprochen mit ihrer Ansage: „Die Malerei ist dran“ in dieser Ausstellung, mit der Finnland im Berliner Felleshus das Kulturjahr 2014 einleitet - kraftvoll, sinnlich und vergnüglich.

Ausstellungsdauer: bis 07.03.14
Gemeinschaftshaus Felleshus der Nordischen Botschaften
Rauchstr. 1, 10787 Berlin-Tiergarten
Mo-Fr 10-19 Uhr, Sa-So 11-16 Uhr
finnland.de

Inge Pett

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Hunger nach Bildern
Ausstellungsbesprechung: „Jetzt ist die Malerei dran.“ Ritva Röminger-Czakos Ansage kommt gerade heraus.

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