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Yenatfenta Abate: „my situation“

von Inge Pett (21.01.2014)
vorher Abb. Yenatfenta Abate: „my situation“

Yenatfenta Abate, Kopf, Copyright Yenatfenta Abate

„So hoch hinaus habe ich es noch nie gebracht“, scherzte Prinz Asfa Wossen Asserate. Bisher habe er es immer nur ins Foyer des Auswärtigen Amtes geschafft. Dabei ist der Autor und Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie I. das große internationale Parkett durchaus gewohnt.

Anlass für seinen „Aufstieg“ war die Firnissage der Künstlerin Yenatfenta Abate im Internationalen Club im Dachgeschoss des Auswärtigen Amtes am 15. Januar. Der Prinz war eingeladen, einen Vortrag zum Thema „Interkultur und Integration im 21. Jahrhundert“ zu halten.

Hoch über den Dächern der Stadt ging dort die Einzelausstellung „my situation“ zu Ende. Verteilt über alle Räume des Clubs, von dem aus man einen Panoramablick über Berlin hat, entfaltet die 1973 in Äthiopien geborene Künstlerin ihr eigenes Panorama – ausgehend von frühen Zeichnungen bis hin zur Skulptur. So drängten auf den Fensterbänken Abates fragile Drahtfiguren in den Raum und nahmen würdig die Konkurrenz mit dem atemberaubenden Ausblick auf.

„Dreidimensionalen Zeichnungen“ gleich hatte Abate Menschen, Tiere und Fabelwesen geschaffen, fein umwickelt mit Zeitungen aus aller Herren Länder. An einigen Stellen erkennt man noch Fragmente der jeweiligen Sprache, wobei nicht der Inhalt, sondern die farbliche – und damit nationale - Zuordnung im Vordergrund steht. Die Auseinandersetzung mit den sie prägenden Kulturen ist ein Thema, das Abates Werk wie ein roter Faden durchläuft.

Seit 2006 entwickelt die ehemalige Meisterschülerin von Franz Erhard Walther diesen Skulpturentypus konsequent weiter. Abate strebt Grenzenlosigkeit an, wohl wissend, dass die nicht erreichbar ist. Sie befinde sich im „permanenten Kampf gegen die Schwerkraft“.

Yenatfenta Abate, Heute, Copyright Yenatfenta Abate

Aufgewachsen in Debre Markos in der Provinz Gojjam entschied sie sich - bereits als junges Mädchen – Kunst zu studieren. Gegen den Willen der Familie. Tatsächlich wurde sie als einzige Frau ihres Jahrgangs an der School of Fine Arts in Addis Abeba akzeptiert.

Von freier, experimenteller Kunst war dieses Institut damals noch weit entfernt. Im Jahr 1990 erhielt Abate ein Stipendium für ein weiterführendes Studium im Ausland. Der Familie zuliebe schrieb sie sich erst an der pädagogischen Hochschule in Heidelberg ein, um sich dann 1993 endgültig zur Kunst zu bekennen. Sie wechselte an die Hochschule für Bildende Künste in Hamburg.

Um junge Menschen in ihrer Heimat zu ermuntern, sich künstlerisch zu entfalten, reist Abate auf Einladung des Goethe-Instituts regelmäßig nach Addis Abeba, um an der School of Fine Arts Kurse in freier Kunst zu geben. Drei Ausstellungen der Reihe „Free Art Felega“ hat sie bisher kuratiert. Eine weitere steht bevor.

Die Ausstellung im Diplomatischen Club hatte dieser anlässlich seines 15. Bestehens organisiert – auf eine Empfehlung des Stuttgarter Institutes für Auslandsbeziehungen (ifa) hin. Längst zählt Kultur in Deutschland als dritte Säule der Außenpolitik. Vor allem das ifa setzt sich dabei für Kulturtransfer auf hohem Niveau ein.

Yenatfenta Abate ist eine Frau, die schon oft im Leben Grenzen hinter sich gelassen hat. Das spiegelt sich im Leben der zweifachen Mutter wider wie auch in ihrem Selbstverständnis: zuallererst als Künstlerin - und eben nicht als „afrikanische Künstlerin“. Zwar reflektiert sie ihre kulturelle Identität, doch ist ihr Werk nicht darauf zu reduzieren. Viele Europäer jedoch konzentrierten sich im Hinblick auf Afrika auf den ethnischen Aspekt, kritisierte Prinz Asfa Wossen Asserate in seinem Vortrag.

Wer hingegen die Grenzen des Stereotyps und der vorschnellen Kategorisierung überwindet, gewinnt eine freien Blick auf das Werk zeitgenössischer Künstler nicht-westlicher Provenienz. Und überwindet damit vielleicht ein Stück geistige Schwerkraft.

Weitere Informationen zu Künstlerin: yabate.com/

Inge Pett

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Yenatfenta Abate: „my situation“
Ausstellungsbesprechung: „So hoch hinaus habe ich es noch nie gebracht“, scherzte Prinz Asfa Wossen Asserate.

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