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Das Labyrinth der Städte - Vicky Tsalamata im Italienischen Kulturinstitut Berlin

von Inge Pett (27.11.2014)
vorher Abb. Das Labyrinth der Städte - Vicky Tsalamata im Italienischen Kulturinstitut Berlin

Copyright Vicky Tsalamata

Die Stadt. Die „Summe aller Wunder“? Oder doch eher ein „einziger Ver- und Zerfall“? Italo Calvino neigte offenbar letzterem zu.

In seinem 1972 erschienenen Buch „Die unsichtbaren Städte“ lässt er den venezianischen Asienreisenden Marco Polo auf den Mongolenherrscher und China-Eroberer Kublai Khan treffen. Ihm berichtet Marco Polo über 55 Städte, die er bereist hat. Es sind fiktive Orte. Ihre Schilderung zeichnet mehr und mehr eine dem Untergang geweihte Welt. In Anlehnung an Dante eine „Hölle der Lebenden“ – in der es zu finden gelte, was nicht Hölle ist.

In Eutropia etwa können die Menschen ihr Leben ändern, indem sie umziehen – und wiederholen sich dabei doch nur ständig. In der Stadt Anastasia sind die Einwohner konsumsüchtig; andere Metropolen werden von Überbevölkerung oder Zersiedelung betroffen oder bringen Monster hervor. Als „Hölle“ charakterisiert Marco Polo die Orte, in denen sich das alltägliche Zusammenleben abspielt.

Für die Künstlerin Vicky Tsalamata stellt die Auseinandersetzung mit Calvinos Buch eine „Offenbarung“ dar. Die „geheimen Städte“, die der Schriftsteller in neun Zyklen hat auferstehen lassen, haben die gebürtige Athenerin über viele Jahre hinweg beschäftigt. In einer Mischtechnik aus Lithografie und Fotografie setzt sie die Schilderungen visuell um. So entstehen öffentliche Räume, Labyrinthe, Wände und Pfade. Tsalamatas Ausstellung „La Cittá“ (Die Stadt), kuratiert von Eleftherios Ikonomou, ist bis zum 20. Dezember 2014 im Italienischen Kulturinstitut Berlin zu besichtigen.


Copyright Vicky Tsalamata

Niemals, so erklärt Tsalamata, beginne sie eine Arbeit mit einer vorgefassten Idee. Erst im Prozess entwickelten sich die Bilder, legten sich übereinander in durchscheinenden Schichten und ergäben schließlich ein Konglomerat aus „Erfahrungen, Gedanken und Empfindungen“, verortet im Spannungsfeld von Realität und Fantasie.

Und tatsächlich wirken die 2007 geschaffenen Bilder seltsam surreal. Teils scheinen sie aus Zügen, Flugzeugen oder Autos aufgenommen worden zu sein, wobei Graffiti auf die Scheiben gesprüht ist. Einige Indizien geben Hinweise auf konkrete Orte: deutsche Verkehrszeichen etwa, asiatische Schriftzeichen oder eine Absperrung der Luxemburger Baufirma „Soludec“.

Immer wieder tauchen Labyrinthe auf, für die Griechin eine Metapher für die moderne Stadt schlechthin. Jenen Ort der Zerfahrenheit, der menschlichen Überforderung – und Vertrautheit in einem. „Die Beziehungen und Institutionen sind instabil und fragil in einer Gesellschaft, in der sich der Alltag als ungewiss und bedrohlich erweist“, resümiert sie. Der Bürger lebe ein Leben „ohne langfristige Ziele und moralische Flexibilität“.

Und immer wieder unendlich scheinende Reihungen: Riesige Parkplätze oder Häusersiedlungen – Suburbia par excellence. Teilweise sind reale Menschen abgebildet, teils Strichmännchen, die an Bilder von A. R. Penck erinnern, der sich in seiner „Standart“ u. a. an die Höhlenmalerei anlehnt.


Copyright Vicky Tsalamata

Das Erleben einer Stadt sei eine Erfahrung von Raumplanung und Architektur. Die Interaktion zwischen Mensch und Raum würde durch die immer neuen Anreize gefördert, erklärt Tsalamata. „Doch vor allem sind die Stadtlandschaften Reisen in den Raum, die Zeit und das innere Geflecht der STADT.“

Bleibt die Frage, ob diese nun die „Summe aller Wunder“ ist – bzw. auch zukünftig sein wird - oder ein „einziger Ver- und Zerfall ohne Ende und Form“. Dies lässt die Künstlerin offen.

Istituto Italiano di Cultura Berlino
Hildebrandstraße 2
10785 Berlin-Tiergarten
www.iicberlino.esteri.it
Tel. 030 / 26 99 41 - 0, Fax 030 / 26 99 41 - 26,
Mail: iicberlino@esteri.it
Öffnungszeiten: Mo. - Do. 10.00 - 16.00 Uhr, Fr. 10.00 - 14.00 Uhr


Inge Pett

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Das Labyrinth der Städte - Vicky Tsalamata im Italienischen Kulturinstitut Berlin
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