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Assemble Standard Minimal. Revital Cohen & Tuur van Balen in der Schering Stiftung

von Dr. Barbara Borek (25.01.2015)
vorher Abb. Assemble Standard Minimal. Revital Cohen & Tuur van Balen in der Schering Stiftung

Revital Cohen & Tuur Van Balen: "Sterile", © Revital Cohen & Tuur Van Balen

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Vorspiel zur transmediale 2015 präsentiert die Schering Stiftung zusammen mit der britischen Agentur The Arts Catalyst Arbeiten des Londoner Künstlerpaares Revital Cohen & Tuur Van Balen, das sich experimentell mit unterschiedlichsten Produktionsprozessen auseinandersetzt. Cohen und Van Baalen, beide Jahrgang 1981, thematisieren die „Auswirkungen von Mechanisierung, Automatisierung und Standardisierung“, so der Kurator Jens Hauser. Wie „Seismographen“ würden sie in ihren Installationen, Filmen und mit ihren Objekten die Konsumgesellschaft beobachten, wohlwissend, dass wir alle „Komplizen des Konsums“ seien.

Die Installation "Sterile" wirkt auf den ersten Blick unspektakulär. Kleine Fische schwimmen in Glasbecken umher, etwas trostlos vielleicht, da ohne Pflanzen oder sonstige Aquarienutensilien. Doch bei Sterile (2014, Goldfische, variable Abmessungen, Edition von 45 Stück) handelt sich um Albino-Goldfische ohne Fortpflanzungsorgane. Revital Cohen und Tuur van Balen beauftragten Professor Etsuro Yamaha in Hokkaido, Japan, mit der Herstellung der als Objekte konzipierten Wesen. Für die Produktion der sterilen Goldfische könnte auch die Maschine Sensei Ichi-go (2014, rostfreier Stahl, Elektronik, Acryl, Glas, Vinyl, Nylon) genutzt werden. Sie wäre in der Lage, weitere Fische aus zuvor extrahierten Eizellen und Sperma in automatisierter Form zu produzieren, diese brüteten sich quasi selbst aus. Ist dies ein visionärer Blick in die Zukunft, in der der Mensch die Evolution bestimmt? Oder handelt es sich bereits um beunruhigende Realität?


Revital Cohen & Tuur Van Balen: "Sterile", (2014), Production still, © Revital Cohen & Tuur Van Balen

Revital Cohen & Tuur van Balen entwerfen und entwickeln in ihrer Kunst imaginäre und provokante Visionen einer Lebensform, in denen Mensch und Maschine nicht mehr eindeutig voneinander abgrenzbar sind. Es ist bemerkenswert, dass von den Werken weniger eine provokative als eine ästhetisierende Wirkung ausgeht. So zeigt der Film 75 Watt die Herstellung eines völlig sinnbefreiten Objektes, eines kleinen Gehäuses. Die Künstler entwarfen das Produkt allein zu dem Zweck, es in China herstellen zu lassen und inszenierten dessen Fabrikation als Tanz der Arbeiterinnen und Arbeiter. Die mechanischen und choreografischen Handlungen und Bewegungen wurden aufgenommen, der Film sowie drei der entstandenen Gegenstände (2013, Harz, Aluminium, Elektronik, Edition von 36 Stück) sind in Berlin ausgestellt. Mit dem Titel beziehen sich Cohen & van Balen auf die Aussage eines Handbuches, wonach „ein Arbeiter im Laufe eines Achtstunden-Tages eine durchschnittliche Arbeitsleistung von ca. 75 Watt aufrechterhalten kann.“


Revital Cohen & Tuur Van Balen: "Sterile", (2014), Goldfish, Dimensions variable, Edition of 45© Revital Cohen & Tuur Van Balen
Sterile


Völlig ohne Nutzen, jedoch nicht frei von Aussage – der kritische Blick auf und in Subjekt-Objekt-Konstruktionen im Kunstraum der Schering Stiftung knüpft an Diskurse zu wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen an: Arbeitsrhythmus und die sogenannte Work-Life-Balance, Standardisierung unserer Lebenssysteme, Technologie und chemisch-biologische Prozesse und Entwicklungen.
So zeigt das Video Pigeon d´Or (2011, DNA-Code, HD-Video mit Ton) Forscher der Synthetischen Biologie, die zusammen mit Taubenzüchtern den DNA-Code der Tiere so verändert haben, dass diese Seife ausscheiden. Der Film Kingyo Kingdom (2013, HD-Video mit Ton), begleitet einen Amateurzüchter von seinem für die Goldfischzucht konzipierten Haus über den Handel auf dem Großmarkt bis hin zum alljährlich stattfindenden Wettbewerb. Hier entscheidet über den Sieg der Körperbau des Fisches, er hat mit dem seiner Karpfenvorfahren nichts mehr gemein. Der Kreis zur Installation Sterile schließt sich. Die Diskussion über den bewussten, selbstverschuldeten oder aber in Unkenntnis herbeigeführten Eingriff des Menschen in das komplexe System Natur erhält einen spannenden, künstlerischen Impuls.

Assemble Standard Minimal
Revital Cohen & Tuur van Balen
bis 3. Mai 2015
Schering Stiftung
Unter den Linden 32-34
10117 Berlin
täglich außer dienstags und sonntags 12-19 Uhr
scheringstiftung.de
cohenvanbalen.com

Dr. Barbara Borek

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Daten zu Revital Cohen & Tuur van Balen:


- Moscow Biennial 2017


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Titel zum Thema Revital Cohen & Tuur van Balen:

Assemble Standard Minimal. Revital Cohen & Tuur van Balen in der Schering Stiftung
Ausstellungsbesprechung: Die Installation wirkt auf den ersten Blick unspektakulär. Kleine Fische schwimmen in Glasbecken umher, etwas trostlos vielleicht, da ohne Pflanzen oder sonstige Aquarienutensilien. Doch bei "Sterile" handelt sich um Albino-Goldfische ohne Fortpflanzungsorgane.

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