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Geist und Ghosties - Sammlung Bauhaus neu präsentiert

von Dr. Inge Pett (23.05.2015)
vorher Abb. Geist und Ghosties - Sammlung Bauhaus neu präsentiert

Marcel Breuer (Entwurf), Tischlerei Bauhaus Dessau, (Hersteller), Kinderbett, 1927, Bildnachweis: Bauhaus-Archiv Berlin /Fotostudio Bartsch/ Leihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung

Modernen pädagogischen Standards dürfte es wohl nicht entsprechen. Das Gebilde, das eher an eine perforierte Box für die Kleintierhaltung erinnert, wurde tatsächlich als Kinderbett konzipiert. Zwar folgt hier die Form der Funktion, aber wohlige Nestwärme dürfte sich in dem weißen Kasten kaum eingestellt haben. Marcel Breuer hat es 1927 für die Tischlerei des Bauhaus Dessau entworfen. Das Objekt ist einer von 100 Neuzugängen, die das Berliner Bauhaus-Aarchiv / Museum für Gestaltung noch bis zum 25. Mai in einer Sonderschau der Öffentlichkeit vorstellt.

Breuers Bett ist der einzige noch erhaltene Entwurf dieses Typus und damit eine Rarität – eine unter vielen, wie Annemarie Jaeggi, Direktorin des Museums, betont. Ebenso einmalig ist das große Schiffbauspiel von Alma Buscher aus dem Jahr 1923.

Überhaupt scheinen sie unvermutet verspielt gewesen zu sein, die Bauhäusler: Davon zeugt die von Oskar Schlemmer entworfene und von Josef Hartwig produzierte Gliederpuppe ebenso wie Alma Buschers merkwürdige Wurfpuppe mit dem aus Bast geflochtenen Körper. Während Eberhard Schrammens possierliches Pferdchen in der Spielzeugvitrine auf den Namen Hansi hört.


Alma Buscher (Entwurf) Großes Schiffbauspiel, 1923, Bildnachweis: Bauhaus-Archiv Berlin, © VG Bild-Kunst Bonn

Einen weiteren Schwerpunkt legt die Sonderausstellung auf die avantgardistische Fotografie zwischen Bauhaus und New Bauhaus. Unter anderem mit dem Maskenfoto Nr. 13 von Gertrud Arndt, mit T. Lux Feiningers Porträt des Saxophonisten der Bauhauskapelle Xanti Schawinsky oder mit einer Architekturserie des japanisch-amerikanischen Fotografen Yasuhrio Ishimoto. Ergänzt wird die Auswahl der Neuerwerbungen und Schenkungen u. a. durch Architekturzeichnungen Mies van der Rohes und nicht realisierte Farbpläne Heinrich Kochs für das Bauhaus Dessau.

Besonders charmant: die Zeichnung „Ghosties“ von Lyonel Feininger (1953). Kleine bunte Gespenster wünschen darauf ein glückliches Neues Jahr. Besonders wohlgeformt: Die asiatisch anmutenden Regenschirme des Architekten und Tüftlers Ferdinand Kramer. Die Schirme, die auf den Namen „Rainbelle“ getauft wurden, waren jahrelang ein modischer Hit, der in verschiedenen Farben produziert wurde.

Leicht hätte die Ausstellung der hundert Neuzugänge, die hier aufeinandertreffen, in ein willkürliches Sammelsurium ausarten können: Stattdessen gehen sie unerwartete und spannende Korrespondenzen ein.

Zudem präsentiert sich die Dauerausstellung im neuen Design. Der Raum kommt nun stärker zur Geltung, wobei die Präsentation einer groben, eher assoziativen Chronologie folgt. Neu sei zudem die „Petersburger Hängung“, erklärt Jaeggi. Die Gemälde strahlten nun in unerwarteter Höhe auf grauem Untergrund. Auch die Podeste seien höher als gewöhnlich. So könne der Betrachter den Exponaten, die so eine stärkere Körperlichkeit entwickelten, „von Angesicht zu Angesicht“ begegnen. Ebenfalls skulptural tritt Marcel Breuer Entwurf des „Afrikanischen Stuhls“ von 1921 hervor, der lange Zeit für verschollen galt. Das prachtvolle Sitzmöbel, dessen Textilien Gunta Stölzl designte, kann nun von allen Seiten besichtigt werden.


Herbert Bayer, 44 zärtlichkeiten in din, (Geschenk von Lehrern und Studierenden des Bauhauses zum 44.
Geburtstag von Walter Gropius), 1927, Bauhaus-Archiv Berlin, Foto: Markus Hawlik, VG Bild-Kunst Bonn


Doch auch die Menschen, die das Bauhaus geprägt haben, treten in der Ausstellung hervor. Den freundschaftlichen und familiären Geist verdeutlicht vor allem die originelle Collage „44 Zärtlichkeiten in DIN“ von Herbert Bayer, ein Geschenk anlässlich des 44- Geburtstages von Walter Gropius. Lehrer und Studierende haben darauf ihren Lippenabdruck hinterlassen.

Lediglich vierzehn Jahre bestand das Bauhaus – und dies unter schwierigen Bedingungen an den drei Standorten Weimar, Dessau und Berlin. „Nur eine Idee hat die Kraft, sich so zu verbreiten“, glaubte Mies van der Rohe. Wie richtig er mit seiner Annahme lag, demonstriert die neue Dauerausstellung auf anschauliche Weise.

Öffnungszeiten: Museum, bauhaus-café, bauhaus-shop
Mittwoch – Montag: 10-17 Uhr, dienstags geschlossen

Neu präsentiert: Die Sammlung Bauhaus
mit frischen Akzenten und 100 neuen Objekten
Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung
Klingelhöferstraße 14
D - 10785 Berlin
bauhaus.de

Dr. Inge Pett

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