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Berlin Daily 19.03.2024
Performance

19 Uhr: mit dem Klangkünstler und Performer Antti Tolvi aus Turku, Finnland im Rahmen der Ausstellung "Sound, light, silence" Galerie Pleiku | Eugen-Schönhaar-Str. 6a | 10407 B

Sprache der Versöhnung – Kunst aus Israel im Berliner Martin-Gropius-Bau

von Dr. Barbara Borek (20.06.2015)
vorher Abb. Sprache der Versöhnung – Kunst aus Israel im Berliner Martin-Gropius-Bau

Max Ernst: The Bewildered Planet, 1942, Oil on canvas, 110 x 140, Tel Aviv Museum of Art, Gift of the artist, 1955, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015 / Photo Avraham Hay

Die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel feiern in diesem Jahr ihr 50jähriges Jubiläum, dies nahmen die Berliner Festspiele als Anlass zu einer Einladung an das Tel Aviv Museum of Art. Israels führendes Museum für moderne und zeitgenössische Kunst sandte nun erstmals seit seiner Gründung im Jahre 1932 durch Meir Dizengoff, den damaligen Bürgermeister der Stadt, eine Auswahl seiner Kunstwerke nach Europa: 72 Arbeiten aus den drei Hauptabteilungen Moderne Kunst, Grafische Sammlung und Israelische Kunst.

Ellen Ginton, Irith Hadar und Raz Samira vom Tel Aviv Museum of Art führen die Besucher auf einen Rundgang durch die Sammlungen, lassen Klassiker der wichtigsten künstlerischen Richtungen des 20. Jahrhunderts wie Alexander Archipenko, James Ensor, Max Ernst, Wassily Kandinsky, Pablo Picasso und Lesser Ury in Dialog mit zeitgenössischen israelischen Positionen treten. Und die Kuratorinnen versuchen auch, die Betrachter an diesem Gespräch teilnehmen zu lassen.

Im ersten der insgesamt elf Ausstellungsräume schöpft Raafat Hattab (geb. 1981 in Jaffa), Performancekünstler und Fotograf, Wasser aus einem Brunnen, läuft zu einem Olivenbaum, wässert und pflegt ihn (Ohne Titel, 2009, Video). Zu einem Lied des libanesischen Sängers Ahmad Kaabour folgt die Kamera dem Künstler über knapp vier Minuten durch eine an Metaphern reiche Szene, die mit Elementen aus der Natur – Baum, Blättern, Wasser – und der betonierten Stadtlandschaft – Rabin-Platz, Springbrunnen, Rathaus – den nicht endenden Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern thematisiert. Die Videoarbeit korrespondiert mit Mark Rothkos No 24 (Untitled) aus dem 1951 (Öl auf Leinwand), seit 1986 im Besitz des Museums. Seine Farbfelder führen in ästhetische und emotionale Räume, zeigen durchlässige, sich auflösende Grenzen.


Guy Ben Ner: Treehouse Kit, 2005, Video Installation (detail), Tel Aviv Museum of Art, Purchased with the donation of Rivka Saker and Uzi Zucker Fund for Contemporary Israeli Art, through the American Friends of the Tel Aviv Museum of Art, 2009, © Guy Ben-Ner / Photo Elad Sarig

Seit Anfang der 1930er Jahre hatte der erste künstlerische Direktor und Kurator des Hauses, der Berliner Kunsthistoriker Dr. Karl Schwarz, bedeutende Kunstsammler und Künstler um Schenkungen gebeten. Zusammen mit dem von ihm selbst aus Deutschland mitgebrachten großen Konvolut an expressionistischen Grafiken wurde so der Grundstock für das Museum gelegt. Heute, nach Erweiterungen und der Fertigstellung des neuen Hauptgebäudes im Jahre 2011, beherbergt das Tel Aviv Museum of Art darüber hinaus die weltweit größte Sammlung israelischer Kunst. Vorwiegend Videoarbeiten und Installationen verbinden im Martin-Gropius-Bau Geschichte und Gegenwart. Yael Bartana (Und Europa wird überwältigt, Video-Triologie, 2007-2011), Guy Ben-Ner (Baumhaus-Bausatz, Holzskulptur, Video, 2005), Nir Evron (Orientalischer Bogen, Digitalvideo, 2009) u.a. setzen sich mit den gesellschaftlichen Veränderungen in ihrem Land auseinander, transportieren sie in visuelle Lesarten.

Michal Helfman (geb. 1973 in Ramat Efal) geht in ihrer Installation und Performance Wenn Diktatoren wüten (2013) in die Vergangenheit, sucht die Verbindung zum Heute und nimmt das Gemälde von Felix Nussbaum (1904–1944), Triumph des Todes. Die Gerippe spielen zum Tanz (Leihgabe aus dem Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück) auf. Ein Notenblatt auf Nussbaums letztem Gemälde zeigt den Lambeth Walk aus dem Musical Me and My Girl, 1937 in London uraufgeführt und bald mit großen Erfolg auf Europatournee. 70 Jahre nach seiner Ermordung in Auschwitz rekonstruiert die Künstlerin das Werk mit Papierdrachen und Notenständern. „Mit diesem Gemälde“, so die Künstlerin, „verabschiedet sich der Maler von der abendländischen Zivilisation.“ Doch Nussbaum habe, so Helfman weiter, mit den Noten eines Hits der 1930er Jahre, der in der Ausstellung teilweise live von Musikern zwischen der Installation gespielt wird, auch die Hoffnung in sein Bild eingefügt und „dies vermag nur die Kunst“.


Marc Chagall: Solitude, 1933, Oil on canvas, 102 x 169, Tel Aviv Museum of Art, Gift of the artist, 1953, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015 / Photo Elad Sarig

Die Kunst ist es auch, die eine Brücke schlagen kann zwischen dem 20. Jahrhundert und der Gegenwart, zwischen Israel und Deutschland. Die Ausstellung zeigt Arbeiten, die berühren und Fragen stellen. Und gibt zumindest auf die Frage der Annäherung eine klare Antwort.

Der Katalog ist im Prestel Verlag erschienen, er kostet in der Ausstellung 25,00 Euro, im Buchhandel 49,95 Euro. Ein umfangreiches Vermittlungsprogramm begleitet die Ausstellung, Antenna International hat eine Audioführung für Erwachsene und für Kinder entwickelt.

Jahrhundertzeichen
Tel Aviv Museum of Art visits Berlin
Kunst der Moderne und Gegenwart
bis 21. Juni 2015

Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstraße 7
10963 Berlin
Mi – Mo 10.00 – 19.00 Uhr, an den Feiertagen geöffnet
gropiusbau.de

Dr. Barbara Borek

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Titel zum Thema Tel Aviv Museum:

Sprache der Versöhnung – Kunst aus Israel im Berliner Martin-Gropius-Bau
Nur noch dieses Wochenende: dazu unsere Ausstellungsbesprechung.

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