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medienübergreifend, performativ und aktionistisch. Ausstellung zum Preis der Nationalgalerie 2015

von chk (11.09.2015)
vorher Abb. medienübergreifend, performativ und aktionistisch. Ausstellung zum Preis der Nationalgalerie 2015

Blick in die Ausstellung in den Raum von Florian Hecker

Es ist wieder soweit, nächste Woche wird der Preis der Nationalgalerie 2015 verliehen. Zur Wahl stehen Christian Falsnaes, Florian Hecker, Anne Imhof und Slavs and Tatars. Das sind die Nominierten, deren Arbeiten seit heute in einer gemeinsamen Ausstellung im Hamburger Bahnhof präsentiert werden.

Im Gegensatz zu früheren Preisausstellungen bespielen die Künstler dieses Mal jeweils eigene Räume. Das ist für den Besucher von Vorteil, alle Künstler arbeiten medienübergreifend, performativ und aktionistisch, - übrigens ein Novum in der Geschichte des Preises - und benötigen ungeteilte Aufmerksamkeit.

Ein großes Maß an konzentriertem Zuhören fordert zunächst die mehrkanalige Rauminstallation von Florian Hecker (geboren 1975 in Augsburg, arbeitet in Kissing). Hecker untersucht die individuelle Erfahrung beim Hören und Erleben von Klanggeräuschen. Dazu entwickelt er computergenerierte Audio-Installationen, die die subjektive Dimension von Klängen umkreisen und Raum, Zeit und Selbstwahrnehmung thematisieren.
Bei der Arbeit „Formulation“ sind neue Töne zu hören, die durch elektroakustische Signalverarbeitung generiert wurden. Zu erleben sind diese Tonkompositionen in zwei Räumen, von deren Decken Mikrofone herabhängen und deren Wände mit entsprechenden Materialien ausgekleidet sind, so dass der eine Raum eine geräuschabsorbierende Wirkung hat, der andere eine geräuschreflektierende. Das besondere Klangerlebnis, das Körper und Geist zugleich vereinnahmt, stellt sich vor allem durch das Hin-und Herbewegen zwischen den beiden Räumen ein. Das Gehörte wird neu strukturiert.


Blick in die Ausstellung in den Raum von Anne Imhof

Auch bei Anne Imhof (geboren 1978 in Gießen, arbeitet in Frankfurt am Main und Paris) bildet die Bewegung des Besuchers im Raum einen wesentlichen Moment, um sich in die Arbeit einzufühlen.
In abgedunkeltem Licht und einer leisen Geräuschkulisse aus rhythmischen Klängen wandelt der Besucher zwischen umherkrauchenden Schildkröten, sich zeitlupenartig bewegenden Tänzern, Betonwannen mit milchartiger Flüssigkeit und Boxersäcken. In eine surreale Traumwelt versetzt, eine unbenennbare Choreografie erahnend, nimmt man sukzessive auf Aluminiumplatten geritzte Zeichnungen an den Wänden sowie die hochhängenden Pissoirs wahr.
Anne Imhof untersucht im Spannungsfeld von Performances überlieferte Bilder, Strukturen und Abläufe und entwickelt Taktiken, um zu einem erweiterten Performance-Begriff zu gelangen und Dinge neu zu verorten.


Blick in die Ausstellung in den Raum von Christian Falsnaes

Christian Falsnaes (geboren 1980 in Kopenhagen, arbeitet in Berlin) Performances sind partizipatorisch konzipiert. Er thematisiert Rituale, soziale Phänomene und Verhaltensweisen und sucht die unmittelbare Interaktion zwischen Publikum und Künstler. So auch im Hamburger Bahnhof bei seiner Arbeit „Moving Images“, bei der Video und Performance ineinandergreifen. Das Video, das eine performative Inszenierung mit Laienschauspielern zeigt und diese bspw. bei einem Sprechgesang filmt, wird durch eingesprochene Handlungsanweisungen unterbrochen. Die Filmzuschauer, zu denen auch Falsnaes zählt, werden zu Aktionen aufgefordert, zum Beispiel zu tanzen und danach zu erzählen, wie man sich fühlt. Ein schwieriger Akt, wie sich zur Pressekonferenz zeigte, wo niemand so recht Lust hatte, ein Tänzchen aufs Parkett zu legen. Unsicherheit, Schüchternheit, Unlust, Beklommenheit, Passivität? Auf jeden Fall ein Verweis darauf, wie Rituale, Dynamiken und Verhaltensweisen in der Masse funktionieren, womit Christian Falsnaes auch im Nicht-Handeln interessantes Material gefunden haben dürfte.


Blick in die Ausstellung in den Raum von Slavs and Tatars

Die vierten, zur Wahl stehenden, KünstlerInnen sind Slavs and Tatars, die sich 2006 aus einer Lesegruppe heraus gründeten und jetzt vor Ort durch Payam Sharifi und Kasia Korczak vertreten werden. Noch immer versteht sich die Künstlergruppe als „reading group“. Dementsprechend bildet Sprachanalyse und die damit einhergehende Identitätsbildung ein Schwerpunkt ihrer Arbeit. Dabei stehen kulturelle Systeme Eurasiens „östlich der Berliner und westlich der chinesischen Mauer“ im Zentrum. Vergessene Momente der slavischen, kaukasischen und zentralasiatischen Kultur sollen reaktiviert werden.
Ihre Arbeit „Qi Qat Qlub“, die vor Ort zu sehen ist, stellt eine komplexe Mischung aus Ausstellung, Installation, Publikation und Lecture Performance dar. Der Besucher kann auf zwei überdimensionierten Gebetsketten Platz nehmen und in Gedanken versunken Ideologien hin- und herschaukeln oder sich auf einen fliegenden Teppich legen oder schließlich an einer als Lesetisch umfunktionierten Bar in Texten und Büchern zum Thema recherchieren. Aktuelle Bezüge stellen sich schnell ein. Der Umgang mit transkulturellen sowie transdisziplinären Fragen zu Geschichte, Religion und Sexualität oder politischen Themen bei Slavs and Tatars überzeugt.

Dem Sieger winkt eine Einzelausstellung sowie ein Publikation in einem der Häuser der Nationalgalerie im Folgejahr.

Neben dem Preis der Nationalgalerie wird am 18.9.2015 der Preisverleihung zum dritten Mal auch der aktuelle Gewinner des Förderpreises für Filmkunst bekannt gegeben.

(Der Preis der Nationalgalerie 2015 ging an Anne Imhof, siehe unsere Besprechung: Preisvergabe

Ausstellungsdauer: 11. September 2015 bis 17. Januar 2016

Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Invalidenstraße 50–51
10557 Berlin
preis2015.de/

chk

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