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"Das Bild hängt schief" in der Galerie Max Hetzler

von Inge Pett (27.01.2016)
vorher Abb. "Das Bild hängt schief" in der Galerie Max Hetzler

Installation View 2016
photo: def-image.com
Courtesy of the artists and Galerie Max Hetzler, Berlin | Paris


Das amorphe Gebilde erinnert an geschmolzenes Blei, durch dessen formale Deutung man an Silvester versucht, dem Schicksal in die Karten zu blicken. Und tatsächlich heißt die Arbeit des 1983 geborenen Texaners Jeremy DePrez „Spoon“. Doch, was da so scheinbar leicht an der Wand der Galerie Max Hetzler in der Goethestraße hängt, ist nicht federleicht, sondern äußerst gewichtig.


Jeremy DePrez
Untitled (POACH), 2015
photo: def-image.com
Courtesy of the artist and Galerie Max Hetzler, Berlin | Paris


DePrez orientiert sich für seine aus Acryl und Modelliermasse gefertigten Arbeiten an dreidimensionalen Objekten, die er auf ein zweidimensionales Format überträgt. Auch Alltagsgegenstände wie zusammengeknüllte Socken oder Hemden dienen als Vorlage für seine Werke. Die Arbeit „Untitled (Poach)“, Acryl auf Leinwand, von 2015 gleicht einem Stoff oder Papier, dessen graphisches-schwarzweißes Muster durch die kaum merkliche Collagetechnik ein ästhetisch reizvolles Eigenleben zu entwickeln scheint.

Überraschend ist auch „MMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMM“ (26 M – sic!)von 2015. Dabei hat nicht nur der M-lastige Titel es in sich – farblich fühlt sich der deutsche Betrachter unmittelbar in die Welt der Milka-Schokolade mit ihren lila-gefleckten Kühen versetzt. Eine Intension des Amerikaners aus Houston?

DePrez ist eine der inspirierenden Neuentdeckungen, auf die der Berliner in der Ausstellung „Das Bild hängt schief“ stößt. Dank einer sensiblen Hängung prallen die unterschiedlichen abstrakten Positionen jedoch nicht aufeinander, sondern fordern einander und den Besucher heraus.


Raphaela Simon
Tod’s, 2015
photo: def-image.com
Courtesy of the artist and Galerie Max Hetzler, Berlin | Paris


So etwa die farbintensiven Ölgemälde der jungen Düsseldorferin Raphaela Simon. „Gerät“, „Schlafsack“ oder „Aufgeräumt“ lauten die Titel der monumentalen Gemälde, in der die Künstlerin sich stets auf einen Begriff oder eine Assoziation beschränkt. „Tod`s“ etwa – schwarze Punkte auf rotem Grund – zeigt den Absatz des luxuriösen Schuhklassikers mit den berühmten Noppen. Indem Simon den Absatz groß in Szene setzt, geht die Künstlerin auf ironische Distanz zum bedeutungsgeladenen Medium der Malerei sowie zur Größe und Banalität des Dargestellten.

„Gewaltig“ hingegen ist der erste Eindruck, der sich bei den ebenfalls monumentalen Arbeiten des Franzosen Jérémy Demester von 2015 aufdrängt, die separat im hinteren Bereich der Galerie zu sehen sind. Naturgewalten – Sand, Wasser, Wind - scheinen sich hier ihren Weg auf die Leinwand gebannt zu haben.

Dazu hat Demester Pigmente und andere Materialien vermischt und auf die Leinwände aufgetragen und im Anschluss seine Assistenten beauftragt, diese zu bewegen oder zu drehen. Dadurch entstanden die fließenden Kompositionen, die sich der direkten Kontrolle des Künstlers entzogen.


Jackie Grosvenor
Kissuisen, 2011
photo: def-image.com
Courtesy of the artist and Galerie Max Hetzler, Berlin | Paris


Die Ausstellung wird vervollständigt durch die Kleinformate der Amerikanerin Jackie Grosvenor, die Pflanzen oder Tieren zeigen, oft japanische Titel tragen und eine sehr persönliche Ikonographie aufweisen sowie der „Iconic Signature Series“ der Berlinerin Heike-Karin Föll. Zwischen Impuls und Kontrolle changierend arbeitet die Künstlerin bevorzugt mit Buchstaben. Die Lettern „Self-determined“ im gleichnamigen Bild etwa bilden einen Kontrast zum dicken, mit raschem Gestus geführten Pinselstrich. Die Buchstaben in eine logische Ordnung zu bringen, fällt schwer. Sie sind selbstbestimmt. So wie sämtliche Werke dieser Ausstellung, die eine höchst lebendige, selbstbewusste, freche Malerei feiert und damit wieder einen Beweis liefert, dass Totgeglaubte länger leben.

Das Bild hängt schief
Jérémy Demester, Jeremy DePrez, Heike-Karin Föll,
Jackie Grosvenor, Raphaela Simon

Ausstellungsdauer: 16. Januar - 5. März 2016

Galerie Max Hetzler
Goethestraße 2/3
10623 Berlin

Inge Pett

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