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21 Uhr: im Rahmen der Ausstellung »in mir draußen« mit Rike Scheffler | Nail Do?an Bärenzwinger | Im Köllnischen Park | Rungestr. 30 | 10179 Berlin

Tapisserien des Unsichtbaren

von Dr. Barbara Borek (15.04.2016)
vorher Abb. Tapisserien des Unsichtbaren

Stephan Schenk, „Marne“, aus der Serie „Kreuzweg“, 295 x 223 cm, 2011/12,
14 Tapisserien, gewoben in 12 Farben auf einem Jacquard-Webstuhl
der Weberei Flanders Tapestries bvba, Wielsbeke (Belgien),
© Stephan Schenk, Courtesy: Galerie m Bochum


In diesem Jahr jährt sich ein tragisches und folgenschweres Ereignis: Die Schlacht von Verdun, ein über viele Monate ausgetragener grausamer Kampf zwischen deutschen und französischen Soldaten 1916 während des Ersten Weltkrieges. Der Kunst-Raum im Deutschen Bundestag zeigt bis zum Herbst den Zyklus KREUZWEG von Stephan Schenk, eine eindringliche, künstlerische Erinnerung an dieses Geschehen.

Vierzehn Orte bereiste der Künstler und Fotograf Stephan Schenk, vierzehn Orte, an denen sich deutsche und französische Truppen gegenüberstanden, Soldaten beider Nationalitäten im ersten industrialisierten Krieg ihr Leben verloren. Dieser Erste Weltkrieg, so der Präsident des Deutschen Bundestages Norbert Lammert, sei „für die meisten unserer Nachbarn, im Unterschied zu Deutschland … das wirklich epochale einschneidende Ereignis“.

Stephan Schenk, geboren 1962 in Stuttgart, reiste 2011 und 2012 zu den ehemaligen Schlachtfeldern, fuhr nach Verdun und zum Hartmannsweiler Kopf in Frankreich, nach Zillebeke bei Ypern in Belgien, Tannenberg und Gorlice-Tarnów in Polen, bis nach Gallipoli in der Türkei und Tsingtau in China. Mit der Kamera nähert sich der in der Schweiz lebende Künstler den ehemaligen Kampfplätzen, seine Fotografien zeigen Gras und Blätter in Isonzo/ Slowenien oder das Meer bei Skagerrak an der dänischen Nordsee.

Die kleinformatigen Fotos (Kreuzweg, 2014, 14 Silbergelatineabzüge auf Barytpapier, 55 x 41,5 cm), im Ausstellungsraum konzentriert gehängt, sind Handabzüge und waren Ausgangspunkt für ebenfalls vierzehn Tapisserien. Stephan Schenk ließ die Motive in der Weberei Flanders Tapestries bvba im belgischen Wielsbeke anfertigen. In 12 Farben gewoben, werden die großformatigen Bildteppiche (Kreuzweg, 2014, Wolle, Baumwolle, Trevira-CS, 292 x 223 cm) nun in einem Rund gezeigt, in dem Raum des Mauer-Mahnmals, der mit seinen Mauersegmenten an die Toten der Deutschen Teilung erinnern.


Stephan Schenk, „Verdun“, aus der Serie „Kreuzweg“, 295 x 223 cm,2011/12,
14 Tapisserien, gewoben in 12 Farben auf einem Jacquard-Webstuhl
der Weberei Flanders Tapestries bvba, Wielsbeke (Belgien),
© Stephan Schenk, Courtesy: Galerie m Bochum


Von den grauen Betonwänden heben sich die in dunklen Tönen gehalten Aufnahmen der Tapisserien vor allem durch die Haptik des Materials ab. Die schwere Wolle lässt die Exponate eine Ruhe ausstrahlen, die sich mit den Nahaufnahmen von Zweigen und Steinen, Erde und Wasser verbindet. Nicht die Grausamkeit der Verletzungen, das Blut der Getöteten, das Leid der Familien ist abgebildet, die Natur hat das Sichtbare bedeckt. Gras ist über die Leichenfelder gewachsen, das Meer über den Schiffsfriedhöfen ist ruhig und still. Die Nahaufnahmen des Bodens, auf dem die Menschen ihr Leben verloren, sie folgen vielleicht auch ihrem letzten Blick auf Gras, Steine oder Wasser, so Dr. Claudia Höhl vom Dommuseum Hildesheim anlässlich der dortigen Ausstellung im letzten Jahr.

Schenk materialisiert durch seine Arbeiten die Nichtsichtbarkeit der unzähligen Toten, er folgt ihren Spuren auf seinen 14 Stationen und benennt den Zyklus in Anlehnung an das Leid Christi Kreuzweg. Mit dem Titel sei ein Hinweis des Künstlers verbunden, so der Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages Dr. Andreas Kaernbach, den Blick auf Kreuzungen in unseren Lebenswegen auch als Option zu sehen, unsere Wege selbst zu wählen.

Der ruhige Ausstellungsort mit Blick auf die Regierungsgebäude und die Spree ermöglicht eine hohe Konzentration bei den Besuchern. Auch wenn das Thema mehr als bedrückend ist, die jüngsten Ereignisse zeigen, dass Gewalt und Tod auf europäischem Boden nicht der Vergangenheit angehören, hier lenkt keine mediale Aufarbeitung ab. Weder vom menschlichen Leid, noch von der Verantwortung, sich diesem, seinen Ursachen und Auswirkungen zu stellen.

Kreuzweg
Stephan Schenk

Bis 30. Oktober 2016

Mauer-Mahnmal
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
Schiffbauerdamm
Di – So 11 -17 Uhr
mauer-mahnmal.de

Dr. Barbara Borek

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Titel zum Thema Stephan Schenk:

Tapisserien des Unsichtbaren
Ausstellungsbesprechung: Der Kunst-Raum im Deutschen Bundestag zeigt bis zum Herbst den Zyklus KREUZWEG von Stephan Schenk, eine eindringliche, künstlerische Erinnerung an Schlacht von Verdun, ein über viele Monate ausgetragener grausamer Kampf ...

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