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Die Kraft des Sehens – Thomas Struth im Gropius-Bau

von Dr. Barbara Borek (12.06.2016)
vorher Abb. Die Kraft des Sehens – Thomas Struth im Gropius-Bau


Thomas Struth: Tokamak Asdex Upgrade Interior 2, Max Planck IPP, Garching, 2009,Chromogenic print,141,6 x 176,0 cm, © Thomas Struth

Die Fotoarbeiten von Thomas Struth treten nachdrücklich und wirkungsstark ihren Betrachter_innen gegenüber. Erstmals zeigt nun der Martin-Gropius-Bau eine museale Ausstellung in Berlin und lädt ein zu einer Werkschau jüngerer Arbeiten. Deren Protagonisten sind zumeist hochkomplexe Apparaturen und Strukturen sowie Stätten innovativer und wissenschaftlich-technischer Entwicklungen: Von Menschen erdacht und hergestellt, von Menschen genutzt und optimiert, jedoch ohne Menschen als Inszenierungen vorgestellt. Visuelle Studien und Erzählungen eines Alltags in Bereichen, die den meisten verschlossen bleiben. Thomas Struth öffnet diese Räume.

Eine in grünes Licht getauchte Aufnahme, ein tunnelartiges Gebilde mit Kabeln und Metallobjekten. Was zeigt dieses Foto, wo ist es entstanden? Objekte auf einer konstruktivistischen Versuchsanordnung, ein Kabelgewirr über Maschinen. Kein Schild erläutert die Werke, deren Titel mit Angaben zum Entstehungsort einem gesonderten Faltblatt zu entnehmen sind. Vacuum Chamer, JPL, Pasadena (Injket Print, 2013) führt in das Innere eines Raumfahrt-Institutes; Schaltwerk 1, Berlin (Chromogenic Print, 2016, Courtesy Galerie Max Hetzler) in das Hochspannungsprüffeld bei Siemens und Measuring, Helmholtz-Zentrum Berlin (Chromogenic Print, 2012, Courtesy Galerie Max Hetzler) gibt Einblick in ein renommierte Forschungszentrum, in dem Energie-Materialien untersucht werden.
In enger Kooperation mit Thomas Struth, dem Museum Folkwang in Essen, dem High Museum of Art in Atlanta sowie dem Saint Louis Art Museum in St. Louis und unterstützt durch das Siemens Kulturprogramm präsentieren die Berliner Festspiele 38 zumeist großformatige Fotografien, aus den Jahren 2005 bis 2016, denen leider die etwas beengte Hängung und niedrige Deckenhöhe im zweiten Stockwerk des Gropius-Baus nicht ganz gerecht wird.

Beindruckend ist die Präsenz, die von den Fotografien ausgeht. Struth erweitert die Frage nach der objektiven in eine Untersuchung der objekthaften Wirklichkeit. Es gehe ihm, so der Künstler, „um den Prozess der Imagination und Fantasie.“ Wie materialisiert sich ein Gedanke, wie wird er Teil der Wirklichkeit? „Sich etwas ausmalen, in Bildern denken.“ Und immer wieder: Sehen, sehr präzise sehen. Aus diesem Grunde wurde auf die Beschriftung der Fotografien verzichtet, die Betrachter_innen auf ihren eigenen Wahrnehmungs- und Gedankenweg geschickt.

Thomas Struth, geboren 1954 in Nordrhein-Westfalen, begann sein Studium bei Gerhard Richter, bevor er 1976 in die neugegründete Klasse für Fotografie von Bernd und Hilla Becher wechselte. Seine abgeschlossenen Werkgruppen wie Unbewusste Orte, Familienportraits, Museumsbilder oder der bis heute fortgesetzte Komplex mit Straßenaufnahmen in Städten weltweit stellen Urbanität und menschliche Existenz in den Mittelpunkt. Die ausgestellten Arbeiten erweitern nun diese Räume, fragen nach Orten, an denen wissenschaftliche Forschung stattfindet, an denen technische Möglichkeiten und Zukunftsvision erprobt werden. Doch sie zeigen nicht das Äußere der Labore und Forschungsanstalten, sie führen direkt ins Innere, ins „Herzstück“.

Eine weitere Werkgruppe zeigt eine „extrem denaturierte Natur“, so Tobia Bezzola vom Museum Folkwang. Mountain, Anaheim (Chromogenic print, 2013), Canyon, Anaheim (Chromogenic print, 2013, Courtesy Galerie Max Hetzler) oder Ride, Anaheim (Chromogenic print, 2013) präsentieren Kulissen aus Pappmaché im kalifornischen Vergnügungspark Disneyland. Es sind Landschaftskonstruktionen, die in eine Scheinwelt lenken, wieder eine Materialisierung der Vorstellungskraft, hier jedoch zu welchem Nutzen?



Thomas Struth: Seestück, Donghae City 2007,Chromogenic print, 167,5 x 212,2 cm, © Thomas Struth

Ein einziges Bild der Ausstellung zeigt die Natur: Seestück, Donghae City (Chromogenic print, 2007). Der Blick aufs Meer, Wellen, die an Felsen brechen und darüber ein wolkenintensiver Himmel. Natürliche Wirklichkeit und künstliche Welten entdecken. Sich nicht verlieren. Die Kraft des Sehens nutzen. In Bildern denken. Hierzu lädt die Werkschau ein.

Der Eintritt in den Gropius-Bau, der explizit auch ein jüngeres Publikum für die Auseinandersetzung mit künstlerischen Diskursen begeistern will, ist bis zum Alter von 16 Jahren frei. Ein Begleitprogramm mit Führungen, einer SchülerUni mit Thomas Struth am 7. Juli sowie einem Gespräch des Künstlers mit dem Soziologen Dirk Baecker am 8. Juli ergänzen die Ausstellung. Bei MACK/ London ist ein großformatiger Katalog mit Beiträgen von Tobia Bezzola, Dirk Baecker und D. Graham Burnett erschienen, in Englisch und Deutsch als Museumsausgabe für 28 Euro erhältlich.

Thomas Struth. Nature & Politics
Bis 18. September 2016
Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstraße 7
10963 Berlin
Mittwoch – Montag 10 - 19 Uhr
http://gropiusbau.de

Dr. Barbara Borek

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Daten zu Thomas Struth:


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