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Ein wacher Blick – das unbekannte Werk von Lucia Moholy

von Dr. Barbara Borek (26.02.2017)
vorher Abb. Ein wacher Blick – das unbekannte Werk von Lucia Moholy

Lucia Moholy, ohne Titel (Sonnenschirme in einem Ausflugslokal), 1936 Bauhaus-Archiv Berlin © VG Bild-Kunst Bonn

Das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung stellt erstmals Arbeiten von Lucia Moholy vor, die in den Jahren ihrer Emigration nach England entstanden sind. Die Kabinettausstellung präsentiert Porträt-, Landschafts- und Architekturfotografien, einige Dokumente und - natürlich - ihre Leica.

Von 1934 an lebte Lucia Moholy vorwiegend in London, geflohen aus dem nationalsozialistischen Deutschland. Wie für viele Exilanten, wurde England auch für die 1894 in Karolinenthal bei Prag geborene Künstlerin über viele Jahre hinweg Heimat und Arbeitsort. Vor allem mit Porträtfotografien finanzierte sie ihren Lebensunterhalt, machte sich bei Prominenten und Intellektuellen einen Namen mit ihren eindrücklichen Aufnahmen: Inez, die Ehefrau des englischen Dichters Stephen Harold Spender, blickt die Betrachtenden nicht an, ihre Augen sind nach oben gerichtet (Porträt Inez Spender, 1936). Die Countess of Oxford and Asquith ist im Profil festgehalten, eine Ansicht, die ihr Alter nicht verbirgt (Porträt Emma Countess of Oxford and Asquith, 1936). Und auch Mrs. Palmer zeigt sich unverfälscht, das etwas pausbäckige Gesicht glänzt, der geöffnete Mund versteckt nicht ihr lückenhaftes Gebiss (Porträt „Charlady“, Mrs. Palmer, 1936).


Lucia Moholy, Porträt Inez Spender, 1936 Bauhaus-Archiv Berlin © VG Bild-Kunst Bonn

Noch bis 27.2.2017 zeigt das Bauhaus-Archiv weitestgehend unbekannte Fotos und erinnert an die Künstlerin, die von 1923 bis 1928 zusammen mit ihrem Mann László Moholy-Nagy am Bauhaus lebte. Als Redakteurin und Lektorin war Lucia Moholy bereits vor ihrer Ehe für verschiedene Verlage tätig, nun arbeiteten beide im Bereich der experimentellen Fotografie. Mit ihren dort entstanden sachlichen Fotografien, so Dr. Annemarie Jaeggi, habe die Künstlerin „das Bild vom Bauhaus bin in die Gegenwart entscheidend geprägt.“ Auch an den theoretischen Schriften, die unter dem Namen ihres Mannes erschienen, sei sie beteiligt gewesen. Es ist der Ausstellung ein Anliegen, die Fotografin aus dem wohl übermächtigen Schatten des Bauhaus-Lehrers heraustreten zu lassen und den Blick auf ihr Schaffen nach der Weimarer Zeit zu richten. Und dies gelingt der kleinen, klaren Präsentation, die im Rahmen des European Month of Photography 2016 stattfindet, durchaus.

Zu sehen sind Porträts und Stadtaufnahmen, vor allem aus London (ohne Titel, London, Schornsteine, um 1936 oder The Houses of Parliament, Fotopostkarte, um 1936), aber auch eine Serie von Handstudien (Hände mit Taschenspiegel, 1936 oder Die Hände eines Doktors, 1936). Alle Fotografien stammen aus dem Nachlass der Künstlerin, der sich im Bauhaus-Archiv befindet. Die Ehe mit dem Bauhaus-Meister hielt nicht lange, doch auch nach der Trennung leitete Lucia Moholy von 1930 bis 1933 als Nachfolgerin von Umbo (Otto Maximilian Umbehr) die Fotografieklasse.


Lucia Moholy, Hände mit Taschenspiegel, 1936 Bauhaus-Archiv Berlin, © VG Bild-Kunst Bonn

Es folgten Reisen, beispielsweise nach Jugoslawien (Alter Mann, Sarajewo, Jugoslawien, um 1930-32), in späteren Jahren nach Israel (Nazareth, 1956) und in die Türkei. Inzwischen war die Fotografin als Beauftragte für die Verfilmung von Kulturgut in den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens der UNESCO tätig. Auch diese Stationen sind mit jeweils einer kleinen Auswahl an Artikeln und Korrespondenz in der Ausstellung dokumentiert.

Einen wichtigen Platz nimmt die Präsentation des Bandes „A Hundred Years of Photograpy 1839-1939“ ein, 1939 als Auftragsarbeit im englischen Penguin-Verlag erschienen und nun erstmals in deutscher Sprache als Wiederauflage in der Reihe Bauhäusler. Dokumente erhältlich. Lucia Moholy setze sich in ihrem Werk mit der gesellschaftlichen Bedeutung und den sozialen Rahmenbedingungen von Fotografie auseinander – ganz im Sinne der Bauhaus-Tradition.

Bis 1958 lebte die Fotografin in London, dann zog sie in die Schweiz und starb 1989 hochbetagt in Zürich. Ihre Schwarz-Weiß-Fotos sicherten den Lebensunterhalt: Aufträge für Zeitschriften, Bildbände, kulturhistorische Archive und Porträts. Von ihr selbst wird im Bauhaus-Archiv eine Porträtserie der Kollegin Lotte Meitner Graf gezeigt, entstanden in London (Porträt Lucia Moholy, um 1953-1955). Acht kleinformatige Aufnahmen, die eine ernste Frau zeigen, mit wachem Blick, hoch konzentriert. Eine Konzentration, die man ihren Arbeiten und der Auswahl im Bauhaus-Archiv ansieht.

Der Band A Hundred Years of Photograpy 1839-1939 mit 35 Schwarz-Weiß-Fotografien ist im Museum für 27,50 Euro erhältlich, im Buchhandel für 39,90. Jeden Sonntag findet um 14 Uhr eine Führung durch die Sonderausstellung statt.

Lucia Moholy. Die englischen Jahre.
Bauhaus-Archiv. Museum für Gestaltung
Klingelhöferstraße 14
10785 Berlin
täglich außer Di 10-17 Uhr
bauhaus.de

Dr. Barbara Borek

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