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Gabriele Münter Preis 2017 - Ausstellung

von Olga Potschernina (15.04.2017)
vorher Abb. Gabriele Münter Preis 2017 - Ausstellung

Beate Passow. Burkas im Biergarten, Serie: Mode und Bewusstsein. Foto auf Acrylglas kaschiert, 125 x 150 cm. 2006, VG Bild-Kunst 2017

Der Gabriele Münter Preis ist ungewöhnlich. Er wird ausschließlich an Künstlerinnen über 40 Jahre verliehen, was einmalig in der Bundesrepublik ist. Bisherige Preisträgerinnen sind renommierte Künstlerinnen wie Christiane Möbus, Leni Hoffmann, Ulrike Rosenbach, Cornelia Schleime, Valie Export, Thea Richter und Gudrun Wassermann.

Jetzt, nach einer Zwangspause von 7 Jahren, wurde der mit 20.000 EUR dotierte Gabriele Münter Preis erneut ausgeschrieben. Aus 1.000 Bewerberinnen wählte die Fachjury die diesjährige Preisträgerin Beate Passow aus. Ihre Arbeiten werden gemeinsam mit Einzelwerken von 19 weiteren Künstlerinnen in der Ausstellung “Gabriele Münter Preis 2017” in der Akademie der Künste gezeigt.

Für die Ausstellung wurden außerdem Werke Gabriele Münters von der Neuen Nationalgalerie, der Kunstsammlungen Chemnitz und des Schloss Museum Murnau hinzugezogen. Neben bekannten Gemälden, sind Fotografien zu sehen, die Gabriele Münter bereits im Alter von 19 Jahren machte. Thematisch beschäftigte sie sich in dieser Zeit mit dem Alltag auf dem Land, wie sie ihn während eines Aufenthalt in Amerika erlebte.


Beate Passow. Autobahnraststätte, Projekt: Picknick in Persien. Foto auf Kunststoff. 60 x 80 cm. 2012, VG Bild-Kunst 2017

Auch Beate Passow (*1945 in Stadtoldendorf) widmet sich fotografisch Alltagssituationen: Truckfahrer in Persien, die eine Decke ausbreiten und direkt neben ihren Lastwagen ein Picknick veranstalten. Der Boden ist dreckig, Wassermelonenstückchen liegen verstreut um die Decke, es wird Shisha geraucht. Auf einer anderen Fotografie sitzen zwei junge Frauen in Kopftüchern an einer Autobahnraststätte in Persien. Sie legen viel Wert auf ihr Äußeres, sind geschminkt, modisch gekleidet und rauchen. In der heruntergekommenen Raststätte wirken die rauchenden Frauen fremd.

Auf ihren Reisen in den Iran, China oder Pakistan, dokumentiert Passow das Alltagsleben der Menschen vor Ort. Sie lernt die Menschen kennen und tritt mit ihnen in Kontakt. Immer wieder spiegeln sich auf den Fotografien Gebräuche und Traditionen wider, die mal durch das unmittelbare Umfeld, mal durch die Menschen, ihre Mimik, ihr Verhalten zum Ausdruck kommen. Dabei eröffnen sich auf subtile Art intime Einblicke in ihr Dasein - ein Moment des Innehaltens.

Anders als die dokumentarisch orientierten Fotografien, sind ihre Bilder von Frauen in bunten Burkas inszeniert. Sie sitzen im Biergarten in München vor Biergläsern oder posieren auf einem Motorrad. Passend zu den Fotografien stellt die Künstlerin neun Barbies auf einen Spiegel und verdeckt diese wiederum mit farbigen Burkas. Unwillkürlich taucht der Gedanke auf, was hier eigentlich in Frage gestellt wird: die Barbie oder die Burka. Beate Passow sprengt Klischees, politische wie gesellschaftliche, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. So auch in der Serie “Wanted.” Alte Fahndungsaufrufe zu Terroristen der RAF bis zu den NSU-Mördern - Stickerei und Fotografie auf Seide. Die ungewöhnliche Kombination des Materials und der Medien regt an, Gewohntes neu zu denken, neu zu ordnen, vielleicht neu zu interpretieren.


Anja Luithle. Karriereleiter, Kinetische Stahlplastik. 1997, VG Bild-Kunst 2017

Schwierig ist der Sprung aus dem Passowschen Kosmos zu den 19 anderen Künstlerinnen, von denen jeweils nur einzelne Arbeiten zu sehen sind. Es gibt auch hier interessante Positionen, wie bspw. die kinetische Stahlplastik “Karriereleiter” von Anja Luithle. In dieser Arbeit werden rote Absatzschuhe, stellvertretend für die Frau, an einem mechanischen Seilzug nach oben befördert. Oben angekommen stürzen sie ab und Knallen mit einem lauten Geräusch auf die unterste Ebene. Der Prozess beginnt von vorne und endet wieder im Absturz - eine Sisyphos-Arbeit. Oder direkt gegenüber das Bild von Rose Stach. Die Künstlerin hat einen orientalischen Teppich schwarz übermalt und lässt dabei die Konturen eines Panzers übrig. Die Arbeit scheint in den Ausstellungsräumen der Akademie der Künste mit dem Knall der Absatzschuhe von Anja Luithle zu kommunizieren und lebendig zu werden.
Viele Werke sprechen hochaktuelle Themen an, berühren Traumata und gesellschaftliche Bekenntnisse, wollen Etwas verändern. Und ein Schritt zur Veränderung in der Kunstlandschaft ist die Vergabe des Gabriele Münter Preises selbst.


Ausstellungsdauer: 15.03. - 17.04.2017

Öffnungszeiten:
dienstags bis sonntags: 13.00 bis 18.00 Uhr

Akademie der Künste
Hanseatenweg 10
10557 Berlin
adk.de

Olga Potschernina

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