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Stranger than Fiction – Monumentum 9: alienation präsentiert Programm in Berlin

von Inge Pett (25.03.2017)
vorher Abb. Stranger than Fiction – Monumentum 9: alienation präsentiert Programm in Berlin

Foto / copyright Olga Potschernina / kuag

„Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better“. Dieses Zitat des irischen Schriftstellers Samuel Beckett sei zugleich das Motto der Momentum 9: (Alienation) erklärt Dag Aak Sveinar. Er ist der Direktor der Biennale, die vom 17. Juni bis zum 11. Oktober 2017 im norwegischen Moss stattfinden wird. Ganz im Sinne Becketts wolle das nordische Kunstfestival auch dem möglichen Scheitern und der Absurdität Raum geben.

„Ihre Zeit ist vorbei“ tönt eine mechanische Stimme, die an die sprechenden Roboter der Science Fiction-Serien aus den 1970iger Jahren erinnert. Ganz so, als wolle die Stimme aus dem Off die Worte von Dag Aak Sveinar unterstreichen. Ja, das scheint absurd. Denn beim Moderator handelt es sich um „The Overness“, eine künstliche Intelligenz. Diese führte durch die gesamte Pressekonferenz, die am 24. März im Atrium des Felleshus der Nordischen Botschaften in Berlin stattfand.

Besser könnte sich das Motto der Biennale, in deren Fokus die „Nordicness“ steht, nicht demonstrieren lassen. Denn es geht um „Alienation“, um Entfremdung. Und auch der Ort, an dem die Kunst präsentiert wird, die sich mit diesem allgegenwärtigen Phänomen auseinandersetzt, ist bizarr. Mitten im Fjord gelegen ist das 17.000 Einwohner-Städtchen der Inbegriff der heilen Welt, der Ort, an dem sich am Sonntagabend im ZDF die Irrungen und Wirrungen der Liebe abspielen.

Doch durch die Globalisierung und Digitalisierung ist die Welt im rasanten Wandel begriffen, einem Wandel, der den Menschen nicht selten überfordert und die selbst die Idylle von Moss nicht verschont. Zeit, um einmal innezuhalten und der Entfremdung ins Auge zu schauen, finden die Macher.

In bester skandinavischer Manier – „Jeder für sich und doch gemeinsam“ – setzt sich das Team aus je einem der Vertreter der nordischen Länder zusammen. Die Frage nach dem „Public Dreaming“ etwa stellt die Schwedin Ulrika Flink. Heute werde der Satz „Ich träume“ meist durch „Ich will“ ersetzt, bedauert die ehemalige Leiterin von Kunstfrämjandet Stockholm. Sie hat das interdisziplinäre Team „Public Dreaming“ eingeladen, das sich zusammensetzt aus dem Psychotherapeuten und Kunsthistoriker Leon Tan und der Künstlerin Amanda Newell.


Foto / copyright Olga Potschernina / kuag

In temporären „Traumkliniken“ sind die Besucher der Biennale eingeladen, gemeinsam zu schlafen und zu träumen. Public Dreaming zweifelt die Oberhoheit der Wissenschaften und der Vernunft an, um Probleme zu lösen. Ein Archiv soll dann die Träume der Menschen im hohen Norden bündeln. Und vielleicht wird das gemeinsame Träumen auch dazu führen, dass Dinge sich ändern – für die Gemeinschaft.

Jacob Lillemose, Kurator und Direktor des Projektraums X AND BEYOND in Kopenhagen, stellt die „Era of Strange Ecology“ in den Fokus. Angesichts unserer ökologisch aus den Fugen geratenen Welt seien wir alle Aliens, erklärt er: „Wenn wir überleben, dann nur in einer fremden Form. Er fordert ökologisches Denken und vor allem, das Menschsein zu feiern.

Den Isländer Jón B.K Ransu wiederum regte der Herzschrittmacher seines Vaters an, sich Gedanken über hybride Lebensformen zu machen, bei denen der Organismus auf die Maschine trifft. Um der Selbstentfremdung des Menschen in der modernen Welt entgegenzutreten, bezieht er sich auf Erich Fromms Verständnis des normativen Humanismus. Der Philosoph und Psychoanalytiker vertrat die Auffassung, dass der Mensch neben physischen auch psychische Grundbedürfnisse habe. Ein gesellschaftliches System könne diese Bedürfnisse fördern oder unterdrücken – daraus ergebe sich der Gesundheitszustand der Gesellschaft.

Während die Norwegerin Gunhild Moe die ganz großen Fragen nach dem Verhältnis des Menschen zum Kosmos ins Zentrum stellt, interessieren den in New York lebenden Finnen Ilari Laamanen Formen des „New Knowledge“. Er hat das finnische Museum of Nonhumanity eingeladen, gegründet von der Schriftstellerin Laura Gustafsson und der Künstlerin Terike Haapoja. Das Museum of Nonhumanity stellt die Trennlinie zwischen Menschen und Tieren in Frage. Auch kritisiert es die daraus hergeleitete Unterdrückung nichtmenschlicher Wesen bzw. als minderwertig erachteter Menschen. Die Forderung der Gründerinnen: Ein neues Zeitalter, das alle Lebewesen gleichberechtigt einschließt.


Foto / copyright Olga Potschernina / kuag

Während der Biennale wird das dänische Rundfunkteam Third Ear einen aktuellen Podcast produzieren. Third Ear ist international bekannt für seine Stories über tatsächlich geschehene Verbrechen, über Monster, Reisen ins All und menschliche Ängste. Third Ear vermittele den Eindruck, dass das wirkliche Leben oft absurder sei als die Realität, betont Biennalendirektor Dag Aak Sveinar. „Ihre Zeit ist vorbei“ schaltet sich währenddessen die blecherne Stimme von „The Overness“ ein.

www.momentum9.no

Inge Pett

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