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Kyiv Perenniale: Connected Tour

15-18.30h: Von Ort zu Ort durch die Ausstellungen. station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf, nGbK am Alex. anmeldung[at]ngbk.de

Vergangenheit entknoten

von Olga Potschernina (10.06.2017)
vorher Abb. Vergangenheit entknoten

Ausstellungsansicht: Pascale Marthine Tayou: Douces Épines (Süße Dornen), 2015, Foto: Olga Potschernina

„Werde dir der Gegenwart bewusst, lerne mit der Vergangenheit umzugehen und beschütze die Zukunft.“ - sagte Pascale Marthine Tayou (* 1966 Nkongsamba, Kamerun), zur Eröffnung seiner Einzelausstellung „Kolmanskop Dream“ in der ifa-Galerie Berlin. Die Ausstellung bildet den Auftakt zum einjährigen Programm der ifa-Galerie unter dem Titel „Untie to Tie - On Colonial Legacies and Contemporary Societies“. Die Serie beschäftigt sich mit der kolonialen Geschichte, die präsenter denn je zu sein scheint.

Pascale Marthine Tayous Werk besteht aus Skulpturen, Installationen, Videos, Zeichnungen und Performances. Neben zeitgenössischen afrikanischen Künstlern wie unter anderem William Kentridge (* 1955 Johannesburg, Südafrika), Chéri Samba (* 1956 Kinto M`Vuila, Kongo) und George Adeàgbo (* 1942 Cotonou, Benin), gehört Tayou zu den Künstlern, die sich mit dem Postkolonialismus beschäftigen. Für „Kolmanskop Dream“ erschafft er ein Nachbild der Stadt Kolmanskop, eine ehemalige Siedlung in Namibia, die heute nicht mehr existiert. Sie galt ehemals als eine der reichsten Städte Afrikas - bedingt durch die naheliegenden Diamantenfelder. Als diese gänzlich abgebaut waren, überließ man die Stadt nach und nach der Wüste.

Zwei ganze Wände füllt Tayous Arbeit. Riesige hölzerne Buntstifte ragen aus der Wand, wie Speere, die sich durch die Wand gebohrt haben. Sie schießen von unten nach oben. Die freundlichen, bunten Farben erinnern an eine immense Vergrößerung der Holzstifte, mit denen man im Kindergarten so schön malen konnte. Zugleich wirken die Holzstiftspeere bedrohlich, zu spitz sind deren Enden. Zwischen den Buntstiften treten farbenfrohe, lächelnde Figuren hervor. Sie sind stilisiert, tragen schicke Anzüge, aber auch einfache Kleidung. Trotz ihres Lächeln passen sie sich an die Speere an, wirken selber wie Waffen. Unter den Speeren liegt Sand - Spielzeugdiamanten blitzen hervor. Es symbolisiert den Kampf um die Diamanten, den Grund für den raschen Anstieg des einst reichen Kolmanskop und den schnellen Abstieg der Kolonie.

„Wir tragen Verantwortung für unsere Zukunft. Schweigt nicht, tut etwas, liebt euch und lasst uns gemeinsam Kämpfen.“ Worte des Künstlers, die untermalen, dass trotz negativer Vergangenheit, einer positiven Zukunft entgegengesehen werden kann.

Der Kolonialismus hat viele Wunden hinterlassen. Es heißt, dass man sich dessen bewusst werden muss, Fehler aus der Vergangenheit vermeiden, um die Zukunft besser zu gestalten. „Wie soll man mit der eigenen Vergangenheit umgehen, mit der Geschichte des Landes? Wie kann Liebe unser Denken beeinflussen? Wie findet man im Hässlichen das Schöne?“ fragt Pascale Marthine Tayou.


Ausstellungsansicht: Pascale Marthine Tayou: Masken, 2014, Foto: Olga Potschernina

Am anderen Ende der Wand sind an bronzenen Holzästen gläserne Tropfen befestigt, die an einen herunterhängenden Menschenkopf erinnern. Es sind Kristallmasken, die mit der stereotypischen Darstellung des Lebens und der Kultur in Afrika aus Sicht des Westens anspielen. Die Figuren sind mit Stoff überzogen, Ringe aus verschiedenen Steinen hängen an den Ohren sowie eine Kette aus elastischem Band und einer Brosche um den Hals. Dinge mit Symbolcharakter wie beispielsweise die Ohrringe, auf denen zum Teil die Buchstaben B.E.A.C. zu lesen sind, was für Banque des États de l´Afrique Centrale, verkürzt auch Banque Centrale steht.
Alle Utensilien der Figur sammelte der Künstler an unterschiedlichsten Orten, an denen er gelebt hat. Gerade das macht sie besonders. Die bunt zusammengewürfelten Einzelstücke könnten unterschiedlicher nicht sein - im Werk korrespondieren sie miteinander und funktionieren als Ganzes. Denn Zusammenhalt ist wichtig - unabhängig von Herkunft, Alter oder Geschlecht.

„Der Kolonialismus hat viele unglaublich tiefe Wunden geschaffen. Kann es dann überhaupt jemals zu einer Heilung dieser Wunden kommen?“ - fragt die Leiterin der Abteilung Kunst, Elke aus dem Moore. Tayou versucht darauf eine künstlerische Antwort zu geben und zeigt das in dieser sehr persönlichen Einzelausstellung.

Ausstellungsdauer: 31.03. - 11.06.2017

Öffnungszeiten:
Dienstags bis sonntags: 14.00 bis 18.00 Uhr

ifa-Galerie Berlin
Linienstraße 139/140
10115 Berlin
ifa.de
http://untietotie.org/

Olga Potschernina

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Daten zu Pascale Marthine Tayou:


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