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Berlin Daily 16.04.2024
6. Salon für Kunst und Sprache (durchgestrichen)

18 Uhr: „Mal angenommen, es gäbe keine Sprache. Wäre Kunst dann auch weg? ... Mit Jörg Begler, Hanne Stohrer, Eva Sturm. oqbo | raum für bild wort ton | Brunnenstraße 63 | 13355 Berlin

Ein Stück documenta in Berlin

von Anna Wegenschimmel (21.06.2017)
vorher Abb. Ein Stück documenta in Berlin

Grafikdesign: Laurenz Brunner, Moriz Oberberger, Courtesy SAVVY Contemporary

Am Wochenende wurde SAVVY FUNK feierlich eröffnet, mit Ansprachen unter anderem von Adam Szymczyk (künstlerischer Leiter der documenta 14) und Bonaventure Soh Bejeng Ndikung (Kurator im Team der documenta 14) und DJ-Sets bis sechs Uhr morgens. Noch bis 8. Juli ist der idyllisch im Wedding gelegene Kunstraum SAVVY Contemporary zu einer Radio-Station umfunktioniert. Von dort aus senden 18 Künstler*innen Musik, Sprache, Klänge und Geräusche rund um die Uhr in die ganze Welt. Am komfortabelsten gehört werden kann SAVVY FUNK online auf den Webseiten der D14 oder von Deutschlandfunk Kultur. Es ist Teil des documenta-Projekts „Every Time A Ear Di Soun“ und erweitert die Großausstellung in Athen und Kassel um ein weiteres Format, den Hörfunk. Damit bedient sie sich des ältesten elektronischen Massenmediums und nutzt es als experimentelle Plattform: Zu hören sind neben „Commissioned Sound Works“ von Künstler*innen wie Aki Onda, Nasan Tur oder Marina Rosenfeld auch klassische Interviews und Gespräche. Um 8 Uhr morgens gibt es inter-religiöse Gebete von James Webb, zur vollen Stunde gesungene Nachrichten vom Vortag und danach den an Sinneseindrücken orientierten Wetterbericht von Gívan Belá. Täglich ab 20 Uhr sendet Satch Hoyt sein Programm „Unpacking Sonic Migrations – From Slave Ship to Space-Ship“. Er präsentiert eine weit verzweigte Auswahl von Klängen afrikanischer Herkunft, die von Archivaufnahmen aus der Kolonialzeit bis zu Jazz-Platten reicht und die er bei Live-Auftritten zu eigenen Stücken verarbeitet. Informationssendungen gepaart mit internationaler Klangkunst und sozio-kulturellen Thematiken — das alles zum Hören, von zu Hause, aus dem Auto oder im Park. Es handelt sich um eine sehr spezielle Form der rein auditiven Kunstkonsumation, die von seinen Hörer*innen verlangt, sich auf sie einzulassen und bewusst zuzuhören. Elena Agudio sprach als Ko-Kuratorin bei der Eröffnung vom „critical listener“, den das Radio hervorbringen soll.

Die temporäre Hörfunk-Station in den Räumen von SAVVY Contemporary kann täglich von 9:30 Uhr bis Mitternacht besichtigt werden: Das Studio ist in einem gläsernen Kubus untergebracht, der für Transparenz sorgt und die Möglichkeit bietet, die Produktion live zu verfolgen. Werke der 18 beteiligten Künstler*innen, die sich allesamt mit dem weiten Themengebiet des Hörens und des Klangs auseinandersetzen, umgeben den Kubus. Es handle sich dabei explizit um keine „Ausstellung“, sondern um ergänzende „Fußnoten“ zum Radioprogramm, wie Agudio betont.

Das ganze Konzept ist kein rein künstlerisches, sondern enthält auch wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit der Geschichte des Hörfunks, mit Archivaufnahmen oder der Audiokunstgeschichte. Das ist nicht nur an den Sendungen, sondern vor allem auch am „Lese- und Hörraum“ erkennbar: Dort können sich die Besucher*innen via Tablet durch das digitale Archiv für Radiokunst EXPA hören und durch die Privatsammlung von Nathalie Singer (Professorin für experimentelles Radio, Bauhaus-Universität Weimar) stöbern. Neben zahlreichen Publikationen und Schallplatten enthält der offene Raum auch Objekte in Form von historischen Empfangsgeräten. Für diesen interaktiven Teil braucht es allerdings einiges an Zeit und gutem Willen, da die schiere Masse an Angeboten den/die Besucher*in zu erschlagen droht.

Insgesamt verhandelt das Projekt die Macht der Sprache und der Klänge und stellt das Privileg des Visuellen über das Auditive glaubhaft in Frage. Darüber hinaus lädt das großteils anregende Radioprogramm dazu ein, die eigenen Hörgewohnheiten zu schärfen.

Das Radioprogramm der documenta wird abwechselnd von neun Sendern in Griechenland, Kamerun, Kolumbien, dem Libanon, Brasilien, Indonesien, den USA und Deutschland zusammengestellt. Von 17. Juni bis 8. Juli ist SAVVY FUNK aus Berlin zu hören.

zu hören unter:
90.4 FM in Kassel
103.0 FM in Berlin
documenta14.de/de/public-radio/
deutschlandfunkkultur.de/savvy-funk.3266.de.html

zu sehen bei:
SAVVY Contemporary
Plantagestraße 31
13347 Berlin-Wedding
savvy-contemporary.com
tägl. von 9:30 bis 0:00 Uhr

documenta 14 auf art-in.de
documenta 14 Künstler_innen auf art-in.de


Anna Wegenschimmel

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Titel zum Thema SAVVY FUNK:

Ein Stück documenta in Berlin
Die temporäre Radio-Station SAVVY FUNK erkundet den Klang in all seinen Facetten. Hier unsere Besprechung:

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