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Zwischen intimen Porträts und kämpferischen Plakaten.

von Anna Wegenschimmel (24.09.2017)
vorher Abb. Zwischen intimen Porträts und kämpferischen Plakaten.


Käthe Kollwitz mit Kupferplatte, 1910
Foto: Nachlass Kollwitz
© Käthe Kollwitz Museum Köln


Am 8. Juli jährt sich der Geburtstag von Käthe Kollwitz zum 150. Mal - ein willkommener Anlass, sich dem Werk einer bedeutenden Künstlerin der Moderne erneut ausführlich zu widmen. Nach den Eröffnungen im Willy-Brandt-Haus und im Käthe-Kollwitz-Museum Ende Juni, ist in der Galerie Parterre seit Donnerstag nun die dritte Ausstellung in Berlin zu sehen, welche sich auf das grafische Werk der deutschen Künstlerin konzentriert.

Dabei ist es gut nachvollziehbar, dass die Galerie Parterre den Schwerpunkt „Käthe Kollwitz und Berlin“ gewählt hat: Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe zu Kollwitz´ ehemaliger Wohnung. Mit ihrem Ehemann, dem Arzt Karl Kollwitz, lebte die Künstlerin 52 Jahre im Prenzlauer Berg, wo die Kollwitzstraße und der Kollwitzplatz nach ihr benannt wurden. Die Ausstellung sei „die einzige am authentischen Ort, niemand ist näher dran“, betont die Initiatorin und Kuratorin Kathleen Krenzlin, die das groß angelegte Projekt über fast drei Jahre hinweg geplant hat. Ein dichtes Rahmenprogramm im Juli und September begleitet die Schau und bietet neben geführten Stadtspaziergängen „Vom Kollwitzplatz zu Orten und Bildmotiven der Künstlerin“ auch Filmreihen und Vorträge. Außerdem erscheint ein Begleitbuch, das durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse rund um Kollwitz´ Beziehung zu Berlin „kompensieren soll, was die Ausstellung nicht leisten kann“ (Krenzlin). Wider Erwarten lassen sich in den gezeigten Arbeiten nämlich kaum direkte topographische Bezüge zur Stadt erkennen. Zu den wenigen Ausnahmen zählt die Gouache „Arbeiter, vom Bahnhof kommend“, die den Bahnhof Prenzlauer Allee abbildet.


Käthe Kollwitz: Arbeiter, vom Bahnhof kommend (NT 146)
Um 1899, Gouache auf Papier, 54 x 40 cm
© Käthe Kollwitz Museum Köln


Etwa 70 Lithographien, Radierungen, Holzschnitte, Kreidezeichnungen, Plakatentwürfe und Studien aus dem Zeitraum von 1891 bis 1927 sind in der Ausstellung zu sehen. Der Großteil der Leihgaben stammt aus dem Käthe Kollwitz Museum Köln. Die drei Galerieräume sind dicht behängt, beinahe jedes freie Plätzchen wurde genutzt, um die Arbeiten zu präsentieren. Auf Wandtexte und Vitrinen als Kontextualisierungen wurde verzichtet, weil es ihrer auch gar nicht bedarf. Kollwitz´ Werke sind bekannter Weise selbstsprechend: Neben den beiden berühmten Zyklen „Ein Weberaufstand“ (1893–97) und „Bauernkrieg“ (1901–08) sind vor allem Porträts und ausdrucksstarke Szenerien zu sehen, die Themen wie Armut, Krankheit und Tod verhandeln. Häufig stehen Frauen und Kinder im Mittelpunkt, etwa in den Blättern „Städtisches Obdach“, „Vergewaltigt“ oder „Entbindung im Frauengefängnis“.


Käthe Kollwitz: Städtisches Obdach, 1926
Kreidelithografie, 42 x 56 cm (Kn 226)
© Foto: Käthe Kollwitz Museum Köln


Kollwitz´ weiblicher Blick auf die Missstände im Berlin des frühen 20. Jahrhunderts wird in dieser Schau erfahrbar. Belanglose Stillleben oder romantisierende Landschaftsdarstellungen sucht man in ihrem Oeuvre vergebens, stattdessen nimmt sie sich schwerer gesellschaftspolitischer Themen an. Damit soll Kollwitz nicht auf ihr Frau-Sein reduziert werden, sondern ganz im Gegenteil hervorgehoben werden, wie ungewöhnlich und beeindruckend es für eine Frau in dieser Zeit war, sich mit solchem Einfühlungsvermögen dem Leiden der arbeitenden Bevölkerung zu widmen und dafür Anerkennung zu bekommen. Immerhin war sie eines der ersten weiblichen Mitglieder in der Akademie der Künste. Bereits 1901 wurde sie in die von Max Liebermann, Walter Leistikow und Franz Skarbina 1898 gegründete Berliner Secession aufgenommen und 1912 in deren Jury und Vorstand gewählt. Sie gehörte damit neben Dora Hitz, Maria Slavona oder Sabine Lepsius zu den Secessionistinnen der ersten Generation und steht für eine Auseinandersetzung mit den modernenTendenzen in der Malerei. Doch typischerweise bezeichnete der befreundete Schriftsteller Romain Rolland Kollwitz als „Frau mit dem Herzen eines Mannes“.
In der Schau wird deutlich, wie Kollwitz´ Arbeiten zwischen intimen, tiefsinnigen Porträts und kämpferischen, politische Missstände anprangernden Plakaten und Zeichnungen changieren. Hier wie dort ist es ihr empathischer Blick, der Kollwitz zu einer scheinbar zeitlosen Künstlerin macht. Auch wenn das Werk von Käthe Kollwitz bekannt ist, zeigt die Ausstellung in der Galerie Parterre: Es lohnt sich, ihre Arbeiten immer wieder zu betrachten.

„Käthe Kollwitz und Berlin. Eine Spurensuche zum 150. Geburtstag“
5. Juli - 24. September 2017

Galerie Parterre Berlin
Danziger Straße 101 / Haus 103
galerieparterre.de

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag 13 - 21 Uhr
Donnerstag 10 - 22 Uhr
Sonderöffnungszeiten an Feiertagen
Eintritt frei.

Zur Ausstellung ist ein Katalog im Deutschen Kunstverlag erschienen:
„Käthe Kollwitz und Berlin. Eine Spurensuche“
Hrsg. von Kathleen Krenzlin
320 Seiten
24,90€
Die Buchpräsentation findet am Do, 13. Juli 2017 um 20 Uhr im Maschinenhaus der Kulturbrauerei (Knaackstraße 97, 10435 Berlin) statt. Der Eintritt kostet 8€.

Infos zum Rahmenprogramm unter:
galerieparterre.de/materialien/Kaethe-Kollwitz-und-Berlin_Folder.pdf

Anna Wegenschimmel

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Titel zum Thema Käthe Kollwitz :

Zwischen intimen Porträts und kämpferischen Plakaten.
Die Ausstellung Käthe Kollwitz und Berlin. Eine Spurensuche zum 150. Geburtstag“ in der Galerie Parterre endet heute mit Konzert und Finissage. Besprechung -->

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