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Eingefrorene Momente. Joachim Richau in der Alfred Ehrhardt Stiftung

von Inge Pett (22.12.2017)
vorher Abb. Eingefrorene Momente. Joachim Richau in der Alfred Ehrhardt Stiftung

Joachim Richau
STEN RÖD II 2015
© Joachim Richau


Ein Fels ist wie der andere? Einfach steinern und statisch? Das gilt nicht, wenn wir Felsen aus Joachim Richaus Blickwinkel betrachten. Vor allem in schwedischen Landschaften findet der Berliner Fotograf immer wieder überraschende Inspirationen. Bereits seit Anfang der 1990er Jahre verbringt er regelmäßig mehrere Monate in einem abgelegenen Landhaus bei Dalarna. Von seinen Streifzügen zeugt derzeit die Ausstellung „Joachim Richau – Fragment or in the Presence of Doubt“ in der Alfred Ehrhardt Stiftung.

Richau schaut genau hin und achtet auf die Feinheiten. Die Details müssen stimmen. Das ist auch eine Frage von Licht und Witterung. Im Winter 2015 zog der Fotograf gleich zehn Mal los, um in einem Steinbruch eine bestimmte Stimmung einzufangen. Zehn Mal zog er unverrichteter Dinge wieder ab. Stets gab es ein Detail, das an jenem Tag, zu jener Stunde, nicht Richaus Vorstellung entsprach. Bis der Fotograf beim elften Mal endlich den perfekten Moment einfing. Den Moment, in dem der angeschmolzene Schnee auf den Klippen erneut zu frieren begann. Den Moment, in dem es Richau gelang, seine Vision in Bilder zu fassen.


Joachim Richau
STEN BROTT I
2010
© Joachim Richau


Doch weder Motiv noch Medium des großformatigen Quadrichons „STEN Brott I“ erschließen sich dem Betrachter auf Anhieb. Vielmehr wähnt sich dieser vor einer Serie abstrakter Gemälde; spontan drängt sich die Assoziation von Schokoladenbrocken, überzogen mit steifen Sahnehauben, auf. Ganz in der Tradition Alfred Ehrhardts hat der 1952 in Ostberlin geborene Fotograf die Gesteinsschichten aus ihrem Umfeld herausgelöst und den Fokus auf die Strukturen gerichtet.



Joachim Richau
SPÅR VITT II
2016
© Joachim Richau



Für Richau ist die intensive, unmittelbare und vor allem geduldige Auseinandersetzung mit der strukturellen Beschaffenheit der Landschaft die Voraussetzung, um solche Bilder schaffen zu können. Dabei interessiere ihn die Technik nur, insoweit er sie für den Moment benötige, erklärt der Fotograf. „Ich nähere mich einem Motiv instinktiv und wähle erst dann die entsprechende Kamera“. Seine Aufnahmen retuschiert und beschneidet Richau prinzipiell nicht. Er greift lieber auf natürliche Hilfsmittel zurück: „Damit meine Assistenzen den authentischen Farbton treffen, bringe ich ihnen Geröllbrocken mit.“

Ein bisschen wie Wolkengucken ist es, das Auge über die Felswände „Vägg VI und VII“ gleiten zu lassen. Immer wieder bleibt der Blick hängen, meint eine Gestalt zu erkennen, wandert weiter. Spannend ist bei Richaus Arbeiten auch das Zusammenspiel von Spuren menschlicher Arbeit bzw. der Bohrer und Bagger im Steinbruch und dem, was die Natur geschaffen hat. Kongenial scheinen dabei beide zusammenzuarbeiten.


Joachim Richau
BLOCK I
2015
© Joachim Richau


Vor allem das Gittermuster des Steinbruchs „Vägg VII“ veranschaulicht diese Überlagerung: Der Mensch hat das Gestein abgetragen, geologische Prozesse haben Schichten gepresst und Verwerfungen geschaffen, Wind und Wetter haben die Formen geschliffen und die Farben gemalt. Andere Arbeiten Richaus präsentieren sich geradezu filmisch dynamisch und würden auch als eine Serie von Satellitenbilder durchgehen.

Richau entlockt dem Stein die Poesie, die in ihm steckt, wie er sie wahrnimmt. Er setzt Strukturen im Fels so ins Bild, dass sie zu erzählen beginnen. Und er gewinnt den Mineralien Lebendigkeit ab. Ein Stein ist eben nicht einfach nur ein Stein. Die gezeigten Fragmente lassen zumindest darüber keinen Zweifel aufkommen.

Ausstellungsdauer: 16. September bis 23. Dezember 2017

ALFRED EHRHARDT STIFTUNG
Auguststr. 75
10117 Berlin
Öffnungszeiten: Di bis So 11 – 18 Uhr, Do 11 – 21 Uhr
alfred-ehrhardt-stiftung.de

Inge Pett

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Eingefrorene Momente. Joachim Richau in der Alfred Ehrhardt Stiftung
Nur noch bis morgen: Ausstellungsbesprechung: Ein Fels ist wie der andere? Einfach steinern und statisch?

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