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Vertraute Momente - Ausstellungsbesprechung

von Barbara Borek (08.04.2018)
vorher Abb. Vertraute Momente - Ausstellungsbesprechung

Seite aus einem Fotoalbum
Fotograf unbekannt
Sammlung Werkbundarchiv – Museum der Dinge
Foto: Armin Herrmann


Eine Schublade mit unsortierten Fotos aus vielen Jahren. Schon etwas vergilbte und abgeknickte Aufnahmen in Pralinenschachteln. Knallbunte Alben auf dem Kleiderschrank. … Wir alle kennen Erinnerungsobjekte dieser Art, doch scheinen sie ein wenig aus der Zeit gefallen. Heute dokumentiert die digitale Bildwelt in unüberschaubaren Mengen unseren Alltag, hält vermeintlich jeden Moment fest - und verschwindet dann oft in der Cloud. Eine kleine, dichte Ausstellung im Museum der Dinge holt nun die privaten Fotografien wieder in unsere be-greifbare Wahrnehmung zurück.

Der Ausstellungsraum wirkt wie ein begehbares Fotoalbum. Hunderte von Einzelfotos aus der Sammlung des Archivs der Dinge, beschriftet mit kurzen Kommentaren oder Anmerkungen, führen „in die Bilderwelt des Alltäglichen“, deren gemeinsames Merkmal, so die Kuratoren „ihre ursprüngliche Privatheit“ ist. Als private Bilder dokumentieren sie wichtige Momente des Familienlebens, dienen als Erinnerung an die Großeltern, Freund_innen und Hausgemeinschaften, lassen als Inszenierungen oder Schnappschüsse die Vergangenheit lebendig werden. Und bei aller Individualität zeigt sich stets etwas Universelles in den Szenen, den Gesten der Protagonisten.


Fotograf unbekannt
Sammlung Werkbundarchiv – Museum der Dinge
Foto: Armin Herrmann


Viele kennen die gewählte Systematik von den eigenen Familienfotos: „Posen“, „Rituale“ oder „Heiraten“. Auf einer großen Fotowand, die an eine Pinnwand im Flur erinnert, führen schwarz-weiße und farbige Aufnahmen durch die Jahrzehnte. Vater stolz vor dem neuerworbenen Opel („Mit Auto“), Tante Gerda und Onkel Fritz an der etwas stürmischen Nordsee („Windig“), die Kaffeetafel nach der Kommunionsfeier („Prost“). Die Fotos erzählen Geschichten, die privates Erleben in gesellschaftliche Verhaltensweisen einbetten, kollektive Erinnerungen in private zerlegen.

In den Vitrinen liegen weitere Erinnerungsstücke - Medaillons, Mäppchen und Etuis, in denen Fotos aufbewahrt wurden. Im Mittelpunkt steht der Nachlass der Berliner Artistenfamilie Berg: Werbekarten, Zeitungsausschnitte, ein Fotoalbum u.v.m. Das Fotoalbum, seit den 1860er Jahren zunächst als sogenanntes Steckalbum bekannt, diente dem Sammeln und vor allem auch dem Erzählen. Die Präsentation dieses Familienalbums verbindet beide Ebenen. Ein Video begleitet die ehemalige Artistin Ulla Berg beim Durchblättern des Albums, über eine Hörstation lässt sie die Besucher_innen teilhaben (Erzählen und Erinnern, Hörstation und Video, Fotografie und Lebensweg der Berliner Artistenfamilie Berg, Film- und Toninstallation).


Schachtel mit Fotos „Bilder“
Sammlung Werkbundarchiv – Museum der Dinge
Foto: Armin Herrmann


Es gelingt der Ausstellung nicht nur, über die privaten Motive, über den Blick auf gesellschaftliche Ereignisse und auf auch sehr humorvolle Momente, eine Verbindung zu den Besucher_innen herzustellen. Vielmehr entstehen aus den Motiven kleine Geschichten, sie verdichten sich, werden Erzählungen. Aus einer Ansammlung von analogen Bildern formen sich auch unsere Lebensgeschichten.

Am Eingang der Ausstellungsräume schlägt eine von Ivan Taranin progammierte Installation den Bogen in die gegenwärtige Fotokultur. Tausende von Selfies laufen über einen Bildschirm, Inszenierungen aus einer digitalen Bilderwelt (5000 Fotos mit # Selfie, Oktober 2017, Programmierung Ivan Taranin). Welche Geschichten erzählen sie? Denn durch die technischen Entwicklungen verändern sich die Inhalte und Identitäten.


Seite eines Fotoalbums
Fotograf unbekannt
Sammlung Werkbundarchiv – Museum der Dinge
Foto: Armin Herrmann


Die sehenswerte Ausstellung wird begleitet durch ein Programm mit Vorträgen, Gesprächen und Führungen. In Kooperation mit dem Verein Jugend im Museum sind auch Familien eingeladen, Workshops zu besuchen. Weitere Informationen auf der Website des Archivs.

Foto Album
Private und anonyme Fotografie aus der Sammlung
des Werkbundarchivs – Museum der Dinge
bis 09.04.2018

Werkbundarchiv – Museum der Dinge
Oranienstraße 25
10999 Berlin
www.museumderdinge.de/
Do – Mo 12 – 19 Uhr

Barbara Borek

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