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Satisfy me – Sammlung Wemhöner zu Gast in den Kunstsälen

von Inge Pett (04.02.2018)
vorher Abb. Satisfy me – Sammlung Wemhöner zu Gast in den Kunstsälen


Ausstellungsansicht „Satisfy me“, courtesy Sammlung Wemhöner

„Satisfy me“ – der aus Spiegelflächen gebildete Schriftzug von Monica Bonvicini wirft Fragen auf: Wer soll hier wen oder sich befriedigen? Oder zufrieden stellen? Schwingt da ein delikater Unterton mit? Oder führt der hinters Licht?

Was offenbart sich beim Blick in den Spiegel? Kunstsammler Heiner Wemhöner gibt einen Hinweis: Spiegel, so angeordnet, böten auch die Möglichkeit, hinter sich zu schauen und die Dinge aus anderem Blickwinkel sichtbar zu machen. Genau das ist ein Ziel der körperbezogenen Ausstellung „Satisfy me“, mit der die Herforder Sammlung Wemhöner bis zum 31. März 2018 in den Berliner Kunstsaelen an der Bülowstraße vertreten sein wird.


Monica Bonvicini
Satisfy Me, 2017
Mirror, MDF, 90 x 80 x 2 cm
courtesy König Galerie
Berlin/London, copyright: VG-Bild,
Bonn 2017


An einem Ort nahe des Straßenstrichs und mit einer mehr oder weniger, je nach Sichtweise, lustvollen Vergangenheit: Einst befand sich in den lichten Sälen ein Bordell. Auf andere Weise dreht sich auch jetzt alles um den Körper, die Lust, Grenzüberschreitungen und die liebe Sünde.

So sind in den hohen Altbauräumen die frivol-surrealen Drucke Roger Ballens oder die Skulptur „Space Between Lovers“ von Asta Gröting zu sehen, die den intimen Zwischenraum zwischen zwei Liebenden in Kunstharz gegossen hat.


Roger Ballen
Selma Blair and Sphinx, 2005
Silver Gelatine Print, 80 x 80 cm
© + courtesy Roger Ballen


Heiner Wemhöner ist sichtlich zufrieden mit dem ungewöhnlichen Genius Loci. Seit geraumer Zeit sucht er in Berlin nach eigenen Räumen für seine inzwischen 1.000 Arbeiten umfassende Sammlung zeitgenössischer Kunst. Viel davon fristet derzeit noch ein Schattendasein im Herforder Depot. „Der Immobilienmarkt hier ist kein Haifisch-, sondern ein Piranha-Becken“, fasst der westfälische Geschäftsmann seine Erfahrungen zusammen. Immerhin gelangt nun zumindest eine Zeit lang ein Teil seiner Kollektion wieder ans Licht.

Ein freudiges Wiedersehen feiert der Sammler mit dem fast vier Meter breiten Videostill „VB 66“ von Vanessa Beecroft, das die Künstlerin in einem neapolitanischen Palazzo inszeniert hat. Fragmente antiker Statuen liegen verteilt auf der Erde, nur schwer zu unterscheiden von weiblichen, schwarz angemalten Modellen mit versteinerten Gesichtern. Beecroft beschwört mit der Szenerie die Bronzestatuen Heraculaneums sowie die von Vulkanasche bedeckten Körper der Einwohner Pompejis herauf. Eine Arbeit, die an die Zerbrechlichkeit des Körpers mahnt, ein zeitgenössisches Momento Mori.

Während sich u. a. Beecrofts Arbeit mit der Vorstellung einer antiken idealen Schönheit und deren Vergänglichkeit auseinandersetzt, zeugt Andreas Mühes dramatisch in Szene gesetzter Pornodreh von den Bedürfnissen einer zunehmend exhibitionistischen Gesellschaft.

It’s a man’s world, so heißt es nicht erst seit der MeToo-Debatte. Birgit Brenner setzt dem ihre Arbeit „Ich lasse mir nichts“ von 2012 entgegen. Bäuchlings fläzt sich eine Frau mittleren Alters auf ein Sofa. Allerdings bedient sie offensichtlich keine Macho-Phantasien: Der Slip – Modell Liebestöter. Bauch und Oberschenkel – keineswegs fitnesscentergestählt. Die Pose – Lichtjahre davon entfernt, einladend oder lüstern zu wirken. Eine wohltuend „normale“ Frau. Und so verkündet eine kleine Tafel folgerichtig: „Ich lasse mir nicht an den Busen fassen.“


Tim Noble & Sue Webster
The Wedding Cake, 2008
Gips, 42 x 42 x 54 cm
© VG-Bild, Bonn 2017
courtesy BlainSouthern


„Weddingcake“. Diesen genussverheißenden Titel gaben Tim Noble & Sue Webster ihrer Arbeit: eine Nachbildung der eigenen Hochzeitstorte. Nur erscheint die nicht jedem genießbar, nicht allein weil sie aus Gips gefertigt ist. Es mag ja für viele kaum etwas Befriedigenderes geben als ein schönes Stück Torte, der Blick auf das Werk jedoch lässt - je nach Gemüt -schnappatmen oder auflachen: Phalli in allen Größen und Formen. Ihre Botschaft scheint recht unverhohlen ein „Satisfy me“ mit Ausrufezeichen zu sein. Körper, Lust und Kunst … die Sünde ist zurück in der Bülowstraße.

Ausstellungsdauer: 3.2.2018 | 18-21 Uhr bis 31.03.2018

KUNSTSAELE Berlin
Bülowstraße 90 - 10783 Berlin

sammlung-wemhoener.com/
kunstsaele.de/

Inge Pett

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