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Kunst / Natur - Künstlerische Interventionen im Naturkundemuseum

von Barbara Borek (28.04.2018)
vorher Abb. Kunst / Natur - Künstlerische Interventionen im Naturkundemuseum

Mark Dion, Kunstintervention, (c) Hwa Ja Götz, Museum für Naturkunde Berlin

Das Naturkundemuseum zeigt ein weiteres, das vierte und finale Kapitel seines Modellprojekts Kunst/Natur. Fünf Künstler_innen wurden eingeladen, Berührungspunkte mit den Exponaten des Museums zu entwickeln. Entstanden sind Eingriffe in die musealen Präsentationen: Installationen, Objektsammlungen, Videos. Ganz im Sinne des Forschers Alexander von Humboldt, für ihn galt: Der Mensch ist Teil der Natur, aber auch die Natur ist Teil des Menschen. Das gemeinsam mit der Kulturstiftung des Bundes 2014 initiierte Projekt öffnet den internationalen Künstler_innen seine Ausstellungsflächen, die Säle und Flure des weitläufigen Gebäudes, die deckenhohen Schränke und Regale sowie die Vitrinen.

So integriert Mark Dion (*1961 in New Bedford/USA, lebt in New York) die Erfahrungen der Naturwissenschaftler_innen. Unter dem beeindruckenden Skelett des weltgrößten Dinosaurierskeletts ist ein Camp aufgebaut: Zelt, Feldbett, Schlafsack, Kocher und Töpfe, Holzkisten mit verschiedenen Utensilien, Lampen, Rucksack und ein Hocker. Ein, zwei Meter entfernt hat Dion, der sich seit den 1980er Jahren mit dem Beziehungsgeflecht Natur, Wissenschaft und Kunst auseinandersetzt, Kisten, Kästchen, Schachteln und Dosen gestapelt. Alle sind beschriftet, nummeriert, teilweise stammen die Objekte aus dem Privatbesitz der Miterarbeiter_innen des Museums.


Mark Dion, Schlammprobe, Gesammelte Sammler. Die materielle Kultur der Feldforschung, (c) Carola Radke, Museum für Naturkunde Berlin

Dion verbindet die untersuchten Objekte mit den Personen, die sie befragen und mit den Materialien, die hierfür verwendet werden. So erscheinen die Forschungsergebnisse nicht mehr losgelöst, isoliert im Museum. Sie sind wieder eingebunden in den Moment der Entdeckung und Katalogisierung. Das Heft Field Guide zur Intervention - Gesammelte Sammler. Die materielle Kultur der Feldforschung. (für 2 Euro erhältlich im Museumsshop) stellt die Objekte vor, mit denen die Wissenschaft arbeitet: Das Insektennetz. Der Kompass. Die Notizbücher. Der Sender. Auch im Durchgang zu einem weiteren Saal holt Dion die Subjekte der Forschung in Erinnerung indem er Objekte - ihre Arbeitsutensilien - präsentiert. In einer kleine Kammer hängen und liegen die Gerätschaften: Helme, Netze, Hammer und andere Werkzeuge. Zwei weitere Vitrinen im Saal der historischen Schausammlung mit über 1000 Mineralarten versammeln Schuhe, Reisepass, ein Fernglas, eine Flasche Autan, Schachteln und Dosen.


Walmodell,(c) © Museum für Naturkunde Berlin, Historische Bild- und Schriftgutsammlungen

BERLINWAL von Elizabeth Price (*1966 in Bradford/Großbritannien, lebt in London) zeigt einen anderen Blick, bezieht die musealen Räume in ihre Installation mit ein. Die Künstlerin versteht die historische Umgebung, in der die Exponate ausgestellt werden, auch als Verbindung zu Handel und Diplomatie, die immer im Zusammenhang mit den Wissenschaften zu sehen sind. Durch ein Fenster können die Besucher_innen in einen Innenhof schauen, der einst eine Schauhalle mit einem Walskelett beherbergte. Heute steht dort eine Grundwasserpumpe. Auch hier werden die Besucher_innen eingeladen, auf Sitzblöcken Platz zu nehmen und in den von der Künstlerin zusammengestelltem Faltbuch (ebenfalls im Museumsshop zu erwerben) zu lesen. Leider erschließt sich der von Price angesprochene Kontext nur schwer, ein Video mit einem Interview der Künstlerin über das Projekt läuft einen Raum weiter, Hinweise fehlen.


Assaf Gruber, The Conspicuous Parts (Eine-klare-Sache), (c) Assaf Gruber

Assaf Gruber (*1980 in Jerusalem, lebt in Berlin) ergänzt die Einblicke in die Sammlungen mit einer weiteren, filmischen Installation. Seine Arbeit The Conspicuous Parts (Eine klare Sache, ca. 30 min.) hat sich im wortwörtlichen Sinne etwas versteckt und ist ebenfalls nur durch mehrfaches Nachfragen zu finden. Hinter einem roten Vorhang an der Sonderausstellungsfläche läuft die Kommunikation zwischen zwei Frauen. Daphne und Catharine, scheinbar in der Sauna sitzend, arbeiten beide im Museum, eine als Tierpräparatorin, die andere recherchiert über eine DDR-Expedition zu kubanischen Korallenriffen. Die beiden Protagonisten stoßen in ihrem Gespräch auf widersprüchliche Begehrlichkeiten in der Wissenschaft, müssen sich mit den auch kolonialistischen Ambitionen der Forschung auseinandersetzen. Für die Projektleiterin der INTERVENTIONEN, Anita Hermannstädter, „lenkt Gruber das Augenmerk auf unsere Entschlossenheit, Fakten von Annahmen und Wissen von Erinnerungen oder Phantasien zu trennen, um beide in der Folge verschieden zu handhaben.“

Neben diesen drei, bis Ende April ausgestellten Interventionen, bietet das Naturkundemuseum ein umfassendes Rahmenprogramm mit Kurator_innenführungen und Kunst/Natur-Talks an. Der Eintritt ist jeweils frei, eine Reservierung per E-Mail kunst@mfn-berlin.de jedoch erforderlich. Spannend dürfte die Uraufführung des Werkes Wundernetz / Rete Mirabile von Ulrike Haage & Mark Ravenhill werden. Die Künstlerin (*1957 in Kassel, lebt in Berlin) wird mit einem poetischen Singspiel für Sänger und verschiedene Instrumente die sogenannte Nass-Sammlung des Museums mit 1 Million Tieren in über 250.000 Gläsern zum Leben erwecken. Jeweils an den Montagen 12., 19., 26.02. und 5.03. um 18.30 und 19.30 (Dauer ca. 40 min.) „antwortet die Komposition auf Exponate und Mobiliar der Räume“. Die Zuschauer_innen werden gemeinsam mit der Künstlerin, begleitet durch ein Libretto von Mark Ravenhill (*1966 in Haywards Heath/Großbritannien, lebt in London), eine Konzertprozession beschreiten – ein moderne Wanderbühne inmitten der Sammlung. (leider schon ausverkauft)

Für Besucher_innen, die das Naturkundemuseum als aktive Gäste besuchen, sind die Interventionen eine spannende und im positiven Sinne herausfordernde Ergänzung. Es ist dann jedoch erforderlich, Fragen zu stellen, Zusammenhänge zu entdecken, Widersprüche wahrzunehmen, diese zu teilen. Dies ist ohne Hilfestellung nur begrenzt möglich, etwas mehr Informationen und Hinweise auf die Standorte wären hilfreich. Dann wäre das gut besuchte Museum mit seinen sensationellen Sammlungen auch ein guter Ort für künstlerische Interventionen.

Kunst / Natur
Interventionen
bis 29.04.2018
Museum für Naturkunde
Invalidenstraße 43
10115 Berlin

kunst.naturkundemuseum-berlin.de/

Barbara Borek

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Titel zum Thema Interventionen:

Kunst / Natur - Künstlerische Interventionen im Naturkundemuseum
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Das Bild besetzt das Auge, der Ton macht es frei. - Interventionen im Museum für Naturkunde
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