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Mutation auf der Bounty: Ole Asemann und Frederik Foert im Pavillon am Milchhof

von Inge Pett (27.03.2018)
vorher Abb. Mutation auf der Bounty: Ole Asemann und Frederik Foert im Pavillon am Milchhof

© Ole Aselmann und Frederik Foert



Auf einer der abgelegensten Inseln der Welt endete 1790 nach langer Irrfahrt die Meuterei auf der Bounty. Die „Mutation auf der Bounty“ findet mitten in Berlin statt. Aber auch sie hat etwas mit weiten Reisen zu tun. Dabei misst der verglaste Pavillon am Milchhof, in dem die Künstler Ole Asemann und Frederik Foert bis zum 8. April ihre Mutationen ausstellen, bestenfalls 40 Quadratmeter.

Den skurrilen Objekten und Installationen im Pavillon haftet etwas Fernes an und augenfällig etwas Chinesisches. Dabei haben Foert und Asemann ganz unterschiedliche Herangehensweise verfolgt.

Ole Asemann eher im Wortsinn. Er ist zu Fuß nach Peking gegangen. In drei Etappen wanderte er 2010 von London aus zur chinesischen Hauptstadt.

Dem Naturell des in Peking, Berlin und Wien lebenden Künstlers Frederik Foert entspricht diese entschleunigte Methode weniger. Er bekennt sich zur „schnellen Flucht von A nach B“ und nimmt lieber den Flieger.

„Wandervogel“ und „Vielflieger“ lernten sich 2012 in Peking kennen und beschlossen, ihre Eindrücke in Berlin gemeinsam zum Ausdruck zu bringen. So entstand die Idee zur aktuellen Ausstellung.


© Ole Aselmann und Frederik Foert

Es ist ein farbenfrohes, lustvolles Spektakel, das sich dem Besucher offenbart. Die rechte Seite des gläsernen Häuschens füllt ein goldener aufgeblasener chinesischer Wächterlöwe, bekannt bereits aus Foerts Installation „The Lion Sleeps Tonight“, die er 2016 erstmals in den Kunstwegen in Zwolle, Niederlande, präsentierte. Und auch der Berliner Löwe wird seiner traditionellen Wächterfunktion nicht gerecht, sondern liegt mitsamt seinem roten Podest auf dem Rücken.

Der gebürtige Münchner Foert, Meisterschüler von Timm Ulrichs an der Kunstakademie Münster, hat mit dem Wächterlöwen ein Fabelwesen gewählt, das wie kaum ein anderes für die Vielschichtigkeit der chinesischen Kultur steht. Das Faszinierende an der traditionellen Figur, die in China Tempel und Plätze schmückt und mit dem Löwentanz geehrt wird: Der Löwe ist eigentlich im Reich der Mitte nicht heimisch. Der Legende nach hatte der persische König dem chinesischen Herrscher neben anderen Tieren auch einen Löwen geschenkt, den dieser besonders liebte. Nach dem Tod des Tieres mussten sich die Bediensteten als Löwe verkleiden, um den König zu erheitern.

In seiner Farbigkeit erinnert Foerts Mammutlöwe an die zahlreichen omnipräsenten golden-roten Winkekatzen, die sich als beliebtes Souvenir aus Fernost längst auch in unser westliches kulturelles Bewusstsein eingebrannt haben. Dem sprichwörtlichen „Elephant in the Room“, ein Phänomen, das jeder spürt, doch keiner benennt, gleich schreit auch der umgekippte Wächterlöwe nach Beachtung.

Ebenso wie die zur Rakete umgewandelte Ming-Vase von Ole Aselmann, die er neben anderen Versatzstücke an die europäische und die fernöstliche Kultur präsentiert: high and low. Banal und hochpolitisch. Schön und jämmerlich. Und manchmal nur allzu menschlich.

„Erst nach dem Existenziellen kommt die Kunst“, hatte Aselmann auf seinen langen Wanderungen festgestellt. Erhabene Gedanken seien seltener gewesen, allgegenwärtig jedoch der Wunsch nach Essen. Vor diesem Hintergrund sind auch die beiden überdimensionalen Wurstscheiben aus Baumplatten zu verstehen, die der Künstler einer flimmernden Fata Morgana gleich zum Vibrieren bringt. War hier die Erinnerung an den Schwindel vor Hunger der kreative Auslöser?

Stets die westliche Kultur im Gepäck – verdeutlicht durch die in dem Koffer eingeprägten abendländischen Kathedralen – hat der 1979 geborene Absolvent der Berliner Kunsthochschule Weißensee die Kontinente durchkreuzt. Und dabei festgestellt, wie kulturelle Grenzen zunehmend verschmelzen.

Die Welt ist seit der Meuterei auf der Bounty zusammengerückt und mutiert, kulturelle Gewissheiten sind aufgeweicht. Als Reminiszenz an das historische Ereignis baumeln über der Ausstellung winzig ein Globus – und ein Anker.

Ausstellungsdauer: 24.03. bis 08.04.2018

Pavillon am Milchhof
Schwedter Str. 232
10435 Berlin
milchhofpavillon.de

Inge Pett

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Titel zum Thema Milchhof:

Mutation auf der Bounty: Ole Asemann und Frederik Foert im Pavillon am Milchhof
Ausstellungsbesprechung: Auf einer der abgelegensten Inseln der Welt endete 1790 nach langer Irrfahrt die Meuterei auf der Bounty. Die „Mutation auf der Bounty“ findet mitten in Berlin statt. Aber auch sie hat etwas mit weiten Reisen zu tun.

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