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Das Private wird gesellschaftlich wird politisch - Schering-Kunstpreisträgerin Anna Daučíková in den KW

von Barbara Borek (16.08.2019)
vorher Abb. Das Private wird gesellschaftlich wird politisch - Schering-Kunstpreisträgerin Anna Daučíková in den KW

Anna Daučíková, Upbringing by Touch (1 – 5), 1996, Courtesy die Künstlerin, Foto: Anny Daučíkovej

Den Kunstpreis der Schering Stiftung für das Jahr 2018 erhält die slowakische Künstlerin Anna Daučíková. Die Auszeichnung, bereits zum fünften Mal in Kooperation mit den KW Institute for Contemporary Art, beinhaltet neben dem Preisgeld eine Einzelausstellung in der Auguststraße, die sowohl einen Überblick zum Œuvre gibt, als auch die mit dem Preis verbundene Auftragsarbeit vorstellt.

Anna Daučíková (*1950 in Bratislava), die u.a. auf der documenta 14 vertreten war, studierte bei Václav Cigler, der das Institut für Glasdesign an der Academy of Fine Arts and Design in Bratislava leitete. Nach ihrem Abschluss 1978 zog sie nach Moskau. Dort intensivierte sie ihre Auseinandersetzung mit übergeordneten, gesellschaftlichen Bedingungen. Immer wieder stellt sie dabei in ihrem Werk Rollenzuschreibungen in Frage, sucht eine künstlerische Physionomie für das „Dazwischensein“: das Sein zwischen Persönlichem und Gesellschaftlichem, zwischen den Geschlechtern, zwischen den Zuschreibungen. Wichtig ist als Vermittlungsform das Körperliche und den ihm innewohnenden als auch von ihm ausgehenden Konzept – real und metaphorisch.


Anna Daučíková, Family Album, 1988, Courtesy die Künstlerin, Foto: Anny Daučíkovej

So zeigt Daučíkovás frühe Arbeit Family Album (1988) auf vier kleinformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien ein Arrangement von Trinkgläsern auf einem Fensterbrett in unterschiedlichen Konstellationen: erst zwei, dann drei, dann vier Gefäße. Die Gläser als Symbol für Familienmitglieder, transparent und offen, einander zu-, aber auch abgewandt, nebeneinander stehend oder an der Seite liegend. Anordnungen im gesellschaftlichen Kontext Familie.

1991 kehrte Daučíková nach Bratislava zurück, wird Mitbegründerin von Aspekt, einem feministischen Queer-Magazin. Sie engagiert sich für die LGBTQ-Community, das Private wird gesellschaftlich wird politisch. Daučíková reagiert in ihrer Kunst auf die Un- und Um-Ordnungen, auch der Strukturen nach dem Ende des Kalten Krieges.


Hinten: Anna Daučíková, Upbringing by Touch / Exercise, 1996 / 2016, s/w Fotografien,
vorne rechts: Anna Daučíková, We Care For Four Eyes II, 2002, HD-Video; Installationsansicht in der Ausstellung, KW Institute for Contemporary Art, Berlin, 2019, Foto: Frank Sperling


Upbringing by Touch / Exercise (Fotografie, 1996 / 2016), eine der zentralen Arbeiten der Ausstellung, besteht aus 17 Schwarz-Weiß-Fotografien, angeordnet in horizontalen und vertikalen Reihungen. Die Künstlerin steht in einem Badezimmer, hält eine Glasscheibe vor ihren Körper. Sie bewegt sich, hebt die Arme und drückt die Scheibe fest an ihre Brust. So entstehen immer neue, zweidimensionale Abbilder. „Glass itself has to do with motion“, schrieb die Künstlerin an die Autorin Ruth Noack im September 2016 über eines der wichtigsten Elemente ihrer Kunst. „The optical presence of it is a matter of the viewer moving around, making the light change, creating reflexes.“

Auch in der Auftragsarbeit, der Installation Expedition for Four Hands and Accompaniment (Mixed-Media-Installation mit Dreikanal-Videoprojektion, HD-Video, Farbe, Ton, 10:00 Min., Glas, Steine, Publikation, 2019) spielt Glas eine zentrale Rolle. Im hinteren Ausstellungsraum sind gravierte Glastafeln auf dem Boden platziert, eine Begleitpublikation liegt aus, auf Leinwänden tauchen immer wieder Hände auf, gezeichnet oder gefilmt, die unterschiedliche Aktivitäten ausführen. Die Arbeit möchte „den Raum des Theatralischen durchbrechen und auf die aktuelle politische Situation ausweiten“, so die Kuratorinnen Anna Gritz und Cathrin Mayer. Die Publikation dokumentiert den Mord an dem griechischen Menschenrechtsaktivisten und Drag Queen Zak Kostopoulos 2018.

Persönliche und gesellschaftliche Identitäten entwickeln sich im Erleben, aber auch im Erzählen von autobiografischen und kollektiven Geschichten. Ein immerwährender, intensiver Prozess, ein Ineinanderfließen, das Anna Daučíková mit ihrer künstlerischen Arbeit unmissverständlich deutlich macht. Und mit dem sie die Jury überzeugte.

Auf Nachfrage bieten die KW kostenfreie Führungen durch die Ausstellung an, die knapp 20 Werke aus vier Jahrzehnten präsentiert. Das Begleitprogramm lädt u.a. am 26. Juni um 19 Uhr zu einer Filmvorführung (Ricerche: three, 2013 und In My Little Corner oft he World, Anyone Would Love You, 2016) mit anschließendem Gespräch ein , am 4. Juli um 19 Uhr zu Lesung und Gespräch mit Quinn Latimer und Anna Daučíková oder am 9. Juli ebenfalls um 19 Uhr zur Performance … Because you appear in it, and so does she, and she von Katharina Aigner.

bis 18.08.2019

Kunstpreis der Schering Stiftung 2018: Anna Daučíková
KW Institute for Contemporary Art
Auguststr. 69
10117 Berlin

Mi–Mo 11–19 Uhr
Do 11–21 Uhr
www.kw-berlin.de

Barbara Borek

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Titel zum Thema KW Institute for Contemporary Art :

Das Private wird gesellschaftlich wird politisch - Schering-Kunstpreisträgerin Anna Daučíková in den KW
Den Kunstpreis der Schering Stiftung 2018 erhielt Anna Daučíková. Ihre aktuelle Ausstellung läuft noch bis 18.8. im KW Institute for Contemporary Art.

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