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Zwischen den Jahren: Von Januar bis Dezember 2019

von Barbara Borek (30.12.2019)
vorher Abb. Zwischen den Jahren: Von Januar bis Dezember 2019

Die Tresortür in der Berlin Ausstellung, © Privatbesitz Dimitri Hegemann / Kulturprojekte Berlin / Foto: David von Becker

Das erste Objekt für die Berlin Ausstellung im Humboldt Forum hat seinen Standort bezogen: die 2,30 hohe Stahltür des Tresorraums aus den Kellergewölben im ehemaligen Kaufhaus am Leipziger Platz. Nach der Wende viele Jahre als Eingang zum legendär gewordenen Techno-Club Tresor bekannt und berüchtigt, steht diese Tür nun in den ansonsten noch leeren Räumen der geplanten Dauerausstellung. Als zentrales Objekt zur Berliner Geschichte wird es im 1. Obergeschoss des Humboldt-Forums Besucher_innen aus aller Welt anziehen.

Ja, es ist eine dieser Berliner Großbaustellen, die sich da zwischen Alexanderplatz und Humboldt-Universität erstreckt. Doch sie nimmt Form an, außen und innen. Und es freut die Verantwortlichen des Ausstellungsprojektes sichtlich, wie gut sie im Zeitplan liegen und dass nun, so Moritz Dülmen, ein „Mini-Richtfest“ gefeiert werden kann. Eröffnet werden soll die von den Kulturprojekten Berlin und dem Stadtmuseum Berlin gemeinsam realisierte Berlin Ausstellung im nächsten Jahr. Zentrales Thema, so Paul Spies, sei „die Verflechtung der Stadt Berlin mit der Welt“. Hierfür stehe die Tresortür, mit all ihrer Widersprüchlichkeit, „so, wie die Geschichte von Berlin immer wieder widersprüchlich war und ist.“

Tonnenschwer an Gewicht und Metaphern, die Karriere dieser Tür ist beachtlich und hätte sich wohl niemand vorstellen können. Auch Dimitri Hegemann nicht, Gründer des Clubs, der das Objekt 2005, als das Gelände am Leipziger Platz neu bebaut werden sollte, aus den Kellergewölben rettete und nun der Ausstellung als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt: Von den 1920er Jahren im Kaufhaus Wertheim in Berlins Mitte, dessen jüdische Besitzer von den Nationalsozialisten enteignet und vertrieben wurden, über die Krieg- und Nachkriegszeit als Ruine, bis zum zufälligen Entdecken kurz nach der Wende und den darauffolgenden Jahren als Eingang zu einem bald international bekannten Ort der Club-Szene.

Eine Verbindung mit der Welt stellte der Club da, so Hegemann, für die Jugend, aber auch ältere Semester, zehntausende von Besucher_innen, die sich alle in die Schlage stellten und erst einmal am, ebenfalls legendären, Türsteher vorbei kommen mussten. In der Ausstellung nun ist die Stahltür offen für alle und zwischen den Räumen Freiraum und Grenzen positioniert.

Auf einer Gesamtfläche von 4 000 Quadratmetern wird die geplante Ausstellung in neun Themenräumen "das komplexe Geflecht zwischen Berlin und der Welt erzählen". Vom ersten Raum Weltdenken, der einen personalisierten Ausstellungsbesuch einleiten, bis zum letzten Raum Verflechtung, der die persönlichen mit den politischen, kulturellen, aber auch ökonomischen Verbindungen thematisieren wird: der Bogen ist weit gespannt und schraubt die Erwartungen in die Höhe.

Die Räume, zwischen denen die Tresortür ihre neue Heimat finden wird, führen in die existenziellen Themen Berlins: Grenzen prägten fast 30 Jahre das Stadtbild und den Alltag ihrer Bewohner_innen, gleichzeitig boten genau diese Grenzen jedoch auch eine Vielzahl von Freiräumen. Das Berlin der 1990er Jahre, die nun nicht mehr geteilte Mauerstadt, war und ist weiter ein starker Anziehungspunkt. Auch für Lebensentwürfe der Subkultur, die heute, so Hegemann mit einer Mischung aus amüsiert und wehmütig, "Kreativwirtschaft" genannt würde. Freiräume und Grenzen bot auch der Club Tresor - hatte man erst einmal den Eingang passiert, befand man sich in einer "anderen Welt".

Mit dem Einzug in die Berlin Ausstellung wird der Chronik der legendären Tür nun ein weiteres Kapitel hinzugefügt: vom Geldschrank eines schillernden Konsumtempels über eine Pforte in die Berliner Subkultur in das repräsentative Humboldt-Forum. Natürlich besteht die Gefahr, hier - wieder einmal - eine Gegenkultur und die mit ihr verbundene Aufforderung, über gesellschaftliche Normen und Werte zu reflektieren, zu vereinnahmen. Doch das inhaltliche Konzept sowie die geplante Realisierung lassen hoffen, dass es nicht nur um Zurschaustellung geht, sondern um ernst gemeinten Respekt vor den kulturellen Entwicklungen der Stadt. Gleich, welche Gruppe der Bevölkerung sie betreffen.

www.humboldtforum.org
www.kulturprojekte.berlin
http//:www.stadtmuseum.de/humboldt-forum

Barbara Borek

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