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Die Positions Berlin Art Fair 2020 trotz(t) Corona

von Urszula Usakowska-Wolff (12.09.2020)
vorher Abb. Die Positions Berlin Art Fair 2020 trotz(t) Corona

Position Art Fair Berlin 2020, König Galerie. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Kunst ist ein kollektives und kommunikatives Erlebnis: Als ich am Donnerstag gegen 18 Uhr das Messegelände im Hangar 3 und 4 verließ, stand vor dem Eingang eine riesige Schlange. Die Menschen warteten ruhig und diszipliniert auf Einlass, obwohl ihnen per Megaphon mitgeteilt wurde, dass dies bis zu anderthalb Stunden dauern könnte. Die Teilnahme an einem Großevent, dem ersten dieses Umfangs seit der Lockerung der Covid19-Maßnahmen, erfordert viel Geduld und Nachsicht. Doch sie lohnen sich, denn die Positions Berlin Art Fair ist eine gelungene kurzweilige Veranstaltung, obwohl ihre Besichtigung viel Zeit erfordert.


Fashionposition, die Koje von Fiona Bennett. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Großes Angebot ganz günstig

Es ist eigentlich eine Messe im Doppelpack, und mit neuen Zugaben: Sie setzt sich aus den (seit 2014 stattfindenden) Positions und den Paper Positions, die im diesem Frühjahr aus bekannten Gründen nicht stattfinden konnten, zusammen. Insgesamt sind in den beiden Hangars über hundert Galerien aus mehr als 60 Ländern untergebracht. Als Special Guest wurde darüber hinaus die Schweizer Kunstmesse photo basel eingeladen: 21 Galerien (darunter Springer Berlin) bereichern zusätzlich das mehr als üppige Angebot. Eine Premiere sind die Fashionpositions mit 20 Modedesignerinnen und -designern aus Berlin mit ihren Ständen am Ende des Hangars 3, wie zum Beispiel von Quite Quit, Fiona Bennett und Starstyling. Zu den neuen Formaten gehören auch die Academy Positions mit ausgewählten Werken von Studenten und Absolventen der deutschen Kunsthochschulen. Bei dieser Schau fällt vor allem die opulente und bunte Installation unter dem subversiven Titel Non Protection Against Drowning / Extendend Version von Charlotte Rahn auf. Obwohl das aus fantasievollen Wasserluftmatratzen bestehende Werk vor dem Ertrinken offensichtlich nicht schützt, weckt es die Sehnsucht nach einem Urlaub am Mittelmeer, von dem man in diesem virusgeplagten Jahr wohl nur träumen kann. An angehende Sammlerinnen und Sammler richten sich die Selected Positions, eine Sonderausstellung mit kleinen Arbeiten (maximal 50 x 50 cm), die weniger als 1.900 Euro kosten. Darunter bleibt eine runde Sache in Erinnerung, die hoffentlich bald die Wand eines Collectors schmücken wird. Es ist Stephan Ehrenhofers Tondo Coil, schon für 1.450 Euro zu haben.


Academy Positions: Charlotte Rahn, Non Protection Against Drowning / Extendend Version, 2020. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Kunst mit menschlichem Maß

Auch die von den kommerziellen Galerien angebotenen Werke haben recht moderate Preise, die in der Regel 10.000 Euro nicht überschreiten. Erschwingliche Kunst gab es auf der Positions Art Fair Berlin schon immer, was aber in diesem Jahr besonders auffällt, ist das menschliche Maß der Werke. Dieses ist für auch für kleine Wohnungen geeignet, wirkt weder überwältigend noch erdrückend. Es sind Bilder und Objekte, mit denen es sich gut leben lässt, ohne vor Ehrfurcht zu erstarren. Ein überraschendes Gespür für menschliche Bedürfnisse demonstriert auch der Galerist Johann König, der, neben Papierarbeiten der Kunststars (unter anderem Katharina Grosse, Jeppe Hein, John Bock, Norbert Bisky), bei den Fashionpositions sein Label König Souvenir präsentiert: T-Shirts mit Motiven der Kunstwerke von Anselm Reyle, Socken, Schals und andere mehr oder weniger brauchbare Sachen. So kommt die Kunst buchstäblich zum Tragen, und die Galerie macht das, was die Museen schon lange machen: Sie betreibt einen Shop.


Galerie Tammen mit einer Installation von Volker März. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Für jeden Geschmack etwas

Wie jede Messe ist auch die Positions Berlin Art Fair ein kommerzielles Unternehmen, welches versucht, den Geschmack der Besucherinnen und Besucher zu treffen, denn das ist ja entscheidend für den Verkauf. So gibt es neben aktueller Kunst auch ein großes Angebot an Werken aus der ersten und zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Papierarbeiten von Walter Stöher, Richard Serra, Fred Thieler und Eduardo Chillida in der Galerie Georg Nothelfer; Aquarelle von Gerhard Altenbourg sowie Gemälde von Max Uhlig und Bernhard Heisig in der Galerie Brusberg; zeitgenössische Klassiker wie Michael Craig-Martin und Julian Opie bei DavisKlemmGallery Wiesbaden. Sie zeigt auch eine Auswahl der Werke von Marion Eichmann, die sich als Malerin und Objektkünstlerin behauptet, siehe die vielen roten Punkte, die bereits gestern an ihren Arbeiten klebten.
Einer großen Popularität erfreut sich erneut die wie eine Wunderkammer anmutende Präsentation der Berliner Galerie Tammen, welche die aus Alltagsdingen gefertigten Vögel und Insekten von Matthias Garff, verspielte Tondi von Dietmar Brixy sowie eine ganze Wand voller menschlicher und tierischer Figuren, darunter Esel, des Meisters der Subversion Volker März zur Schau stellt. Etwas größeren Tieren wie etwa den Tigern als Verkörperung des Animalischen in uns gilt das Interesse von Kerstin Serz, die neben Künstlerinnen und Künstlern aus Deutschland, Saudi Arabien, Serbien, Kasachstan, Bahrain, Dänemark, der Schweiz, Tschechien und den USA an der sehenswerten Ausstellung Elysium in der Galerie Kleiner von Wiese teilnimmt.


Position Art Fair Berlin 2020: (AV17) Gallery aus Vilnius. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Brezeln, Bäume, Gärten

Was es noch auf dieser Messe zu entdecken gibt, sind vor allem zwei Galerien aus dem Baltikum mit einem Angebot an Kunstwerken, die durch höchste Qualität und Perfektion bestechen. Bei Māksla XO aus Riga fallen die großformatigen Reliefdrucke von Paulis Liepa sofort ins Auge. In seinen kleinen Diptychen (Öl auf Leinwand) zeigt Roman Korovin die Schönheit der gewöhnlichen Dinge wie Brezeln oder scheinbar unansehnlicher Landschaftsfragmente. Michael Castaignets Ölbilder aus der Serie Tree and Cloud sind Variationen über Natur und Kultur. Ähnliche Themen greift Ivars Heinrihsons in seinen teils abstrakten schwarz-weißen Zeichnungen auf. Eine Frau und ihre Begeisterung für alte Bäume sind auf den bunten Gemälden seiner Tochter Anna Heinrihsone zu sehen.
Die (AV17) Gallery aus Vilnius stellt beeindruckende Lichtinstallationen von Rafal Piesliak, skulpturale Objekte und Reliefs von Nerijus Erminas, Andrius Erminas und Dainus Trumpis aus.
Auch ein Besuch der Warschauer Galeria Szydłowski bleibt in Erinnerung, darunter die meisterhaften, winzigen Zeichnungen von Nina Haag, die symbolhaften großformatige Mischtechniken von Jan Bajtlijk aus der Serie Jardin particulier, und der raffiniert verzierte Paravent Side Thawenca (Woven with a thread), 2019 von Małgorzata Mirga-Tas, einer Künstlerin, die auch an der diesjährigen Berlin Biennale teilnimmt.
So finden wohl viele Besucherinnen und Besucher dieses großen Messeevent dort Kunstwerke, die sie persönlich ansprechen, häufig auch begeistern, sodass sie für drei Stunden die Wirklichkeit vergessen können. Die Positions Art Fair macht Menschen einfach glücklich: Das ist wahre Kunst.

POSITIONS Berlin Art Fair 2020
bis zum 13. September 2020
Flughafen Tempelhof Hangar 3-4
Columbiadamm 10, 10965 Berlin

Besuchertage
Freitag, 11. September
14 – 17 Uhr (Slot 1), 17 - 20 Uhr (Slot 2)
Samstag, 12. September
14 – 17 Uhr (Slot 1), 17 - 20 Uhr (Slot 2)
Sonntag, 13. September
13 – 15:30 Uhr (Slot 1), 15 - 18 Uhr (Slot 2)
positions.de

Urszula Usakowska-Wolff

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