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Selbst Kunstwerkeln – malt eure Wohnzimmerwände an !

von Maximilian Wahlich (04.02.2021)
vorher Abb. Selbst Kunstwerkeln – malt eure Wohnzimmerwände an !

do it (home), Courtesy Kunsthal Charlottenborg, Kopenhagen

Museen sind weiterhin geschlossen. Schaufenster- und Web-Ausstellungen avancieren zu den neuen Ausstellungsformaten 2020/2021. Doch vermissen wir die Zeiten, wo sich die Kunst im selben Raum befindet wie wir, ganz real und haptisch. Vor Covid-19 wuchsen viele Ausstellungen, vor allem in den Museen, zu beträchtlicher Größe: 200 Werke waren keine Seltenheit und als Alleinstellungsmerkmal galt häufig die Masse hochkarätiger Leihgaben.
Für die Besucher*innen sprang allenfalls Überforderung heraus. Wer kann diese Anzahl an Werken und Informationen noch bewältigen? Ausstellungsbesuche wurden zu einem Marathon, die Kunstwerke wurden im Akkord abgearbeitet. Statistisch verbringen die meisten Besucher*innen keine 20 Sekunden vor einem Werk.

Da freut es doch Museums-Formate zu entdecken, die während des Lockdowns ihre Ausstellungen nicht einfach ins Internet verlegen, sondern neue Ansätze versuchen wie do it (home). do it (home) findet zum zweiten Mal statt und wird durch die dänische Kunsthal Charlottenborg lanciert in Zusammenarbeit mit dem Kollektiv Independent Curators International (ICI) aus New York, das Kurator*innen zusammenbringt und einen Dialog zwischen den Ausstellungsmacher*innen fördert, sowie dem Kurator Hans Ulrich Obrist der Londoner Serpentine Galleries.
Intention des Projekts do it (home) ist es, Kunst zu Zeiten der Pandemie zugänglich zu machen und ins eigene Wohnzimmer zu verorten. Dazu können im Internet Texte zur künstlerischen Praxis, quasi Anleitungen zum Kunstschaffen heruntergeladen werden. Dieses Mal sind an der Aktion 55 Künstler*innen, Schriftsteller*innen und Performer*innen aus der ganzen Welt beteiligt.
Die Anleitungen lassen sich als PDF runterladen, ihnen sind meist keine Abbildungen beigefügt. Entgegen klassischer Akademielehre vor Originalen oder den Videos von Bob Ross, ist vollkommen unbekannt, welches Kunstwerk entsteht. Es geht nicht darum, Kopien herzustellen. Die Menschen können den Texten folgen und nach freier Interpretation handeln.

Die meisten Texte formulieren eine Methode, eine Haltung an das Fertigen von Kunst. Ihre konspirativen und philosophischen Ansätze wie „Sit in a quiet room, close your eyes and place one hand on your chest. Breathe deeply feel it rise and fall along with the beat of your heart. With your free hand make a mark on paper that corresponds with the rhythm of your heartbeat.“ (Marlon Griffith) oder „Connect one dot with another. Draw a line, create a plane. Beyond the boundaries of time and space, ´You` and ´I` become ´We`. Our future is a beautiful image.“ (BTS) stimmen ein, geben einen Rhythmus vor: Meist zur Verlangsamung, zum Innehalten.

Tatsächlich gelingt dieser Aktion, was viele Ausstellungshäuser vermissen lassen: Die Leute befassen sich tatsächlich mit der Kunst, dieses Mal ganz haptisch, ganz real. Sie panschen in der Farbe, lernen ihre Materialität kennen, spüren den pastosen Farbauftrag oder die Struktur des Papiers. Die Menschen machen damit ihre eigene Erfahrung mit Kunst und treten ihr sprichwörtlich so nahe wie in keiner Ausstellung.

Trotz allem Enthusiasmus, die meisten Menschen bekommen damit sicher keine Ausstellung zusammen. Doch dazu steht das Angebot, dass sie ihre Kunstwerke online veröffentlichen können. Zwischen humoristischen Annäherungsversuchen über eigenständige Interpretationen der Texte reicht das Spektrum weit über die müden Mitmachstationen manch einer Ausstellung.
Wenn do it (home) Schule macht, bieten Museen nicht mehr viel, außer kuratierter, sprich vorsortierter, Wissensvermittlung. Die Kunsterfahrung selbst verlagert sich sodann nicht ins Netz, wie manch einer befürchtet, sondern in unser Wohnzimmer (sofern es groß genug ist). Damit bewegt uns Kunst aus unserem Alltag heraus – ein avantgardistischer Traum würde wahr, als Revolution im Leisen, Kontemplativen und durchs Experimentieren.

Künstler*innen: Etel Adnan, Sophia Al Maria, Chino Amobi, Uri Aran, Arca, Nairy Baghramian, Alvaro Barrington, Meriem Bennani, Christian Boltanski, Dineo Seshee Bopape, Andrea Bowers, Geta Bratescu, BTS, Cao Fei, Antonio, Caro, Gabriel Chaile, Paul Chan, Boris Charmatz, Ian Cheng, Judy Chicago, Hélène Cixous, Megan Cope, Shawanda Corbett, Critical Art Ensemble, Abraham Cruzvillegas, Aria Dean, Es Devlin, Goran Đordevic, Jimmie Durham, Torkwase Dyson, Tracey Emin, Olafur Eliasson, Simone Forti, Liam Gillick, Édouard Glissant, Ayesha Green, Marlon Griffith, Joseph Grigely, Alexis Pauline Gumbs, Shilpa Gupta, bani haykal, Huang Yong Ping, Luchita Hurtado, Pierre Huyghe, Evan Ifekoya, Suzanne Jackson, Jonathan Jones, Carla Juaçaba, Dozie Kanu, Yazan Khalili, Christine Sun Kim, Kim Heecheon, Koo Jeong-A, David Lamelas, Lynn Hershman Leeson, Lucy R. Lippard, Liu Chuang, Cannupa Hanska Luger, Cildo Meireles, Jonas Mekas, Jota Mombaça, Oscar Murillo, Gerald Murnane, Eileen Myles, Ana Navas, Otobong Nkanga, Albert Oehlen, Precious Okoyomon, Füsun Onur, Laura Ortman, Christodoulous Panayiotou, Philippe Parreno, Sondra Perry, Thao Nguyen Phan, Marjetica Potrc, Raqs Media Collective, Asad Raza, Ugo Rondinone, Dayanita Singh, Hito Steyerl, Latai Taumoepeau, Pascale Marthine Tayou, Rirkrit Tiravanija, Kemang Wa Lehulere, Carrie Mae Weems und Franz West

curatorsintl.org

Maximilian Wahlich

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Titel zum Thema do it (home):

Selbst Kunstwerkeln – malt eure Wohnzimmerwände an !
Besprechung: Museen sind weiterhin geschlossen. Schaufenster- und Web-Ausstellungen avancieren zu den neuen Ausstellungsformaten 2020/2021.

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