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Berlin Daily 29.03.2024
CARDIAC; the heart is a muscle

19 Uhr: eine Performance, konzipiert und präsentiert von Katrina E. Bastian. Uferstudios_Studio 1 | Uferstr. 8/23 | 13357 Berlin

Thanatos kann Phönix!

von Dr. Barbara Borek (20.12.2014)
vorher Abb. Thanatos kann Phönix!

José Noguero, Thulium 2, 2014, Oil on Linen, 60 x 80 cm, Courtesy Greusslich Contemporary

Die aktuelle Gruppenausstellung bei Greusslich Contemporary Berlin führt mit einer sehr feinen Auswahl von Arbeiten in das Thema Destruktion und Neuentwicklung und zeigt deren spannungsreiche Wechselbeziehung.

Das Konzept von Andreas Greusslich spielt dabei mit der Nähe von Zerstörung und Wiedererschaffung. Wie der legendäre Phönix, der aus seiner Asche neu erstand, sind Künstlerinnen und Künstler auf der Suche, verlieren und finden Themen, lösen Material und Formen auf, um sie wieder und neu zu konstruieren.

So tangiert die Berliner Künstlerin Wanda Stolle in einem scheinbar destruktiven Akt über Einritzungen das blanke Papier und entwickelt darauf ihre Arbeit cz7 (2013, Tusche) mit wiederholten Schritten des Auf- und Abtragens von Tuscheschichten. Die aus Grau- und Schwarztönen gestalteten linearen und organischen Formen des kleinen Formates bilden eine eindrückliche Raum-Zeit-Struktur.

Vanessa Farfán, geboren in Mexiko Stadt, entwirft mit zwölf kleinen Farbleinwänden eine Immanent Map (2014, Acryl auf Leinwand), formt eine unendliche Landkarte, die erweiter- und veränderbar ist. So wie sich Stadtstrukturen überlagern, ordnet die Künstlerin, die mit José Noguero und Peter Rollny zu den Hauskünstlern von Greusslich gehört, ihre verpixelten Bewegungsspuren als dynamische Bruchstücke an. Die Hängung ist ein Vorschlag, alles bleibt variabel.

Auch José Noguero nimmt in seiner Malerei Thulium 2 (2014, Öl auf Leinwand) die Kraft der Landschaft als Prozess wahr, dekonstruiert Natur und ihre Gewalten mit Übermalungen. Peter Rollny führt hingegen in seiner Collage tyne (2014, Mixed Media) abstrakte, gestische Bildelemente mit der bearbeiteten Fotografie eines Frauenkörpers zusammen.

Daniel Lavoie, Forgiveness Cloth, 2014, Oil and acryl on canvas, 70 x 70 cm, Courtesy Greusslich Contemporary

Der kanadische Künstler Daniel Lavoie malt einen für ihn emotionalen Brief als Ausgangspunkt seiner Arbeit auf die Leinwand (Forgivness Cloth, 2014, Öl auf Leinwand) und überarbeitet ihn später bis zur Unleserlichkeit. Doch wie im Ausstellungstitel versprochen, entsteht ein neues Kommunikationsangebot, das mit seinen malerischen Spuren nonverbal geworden ist. Inspiriert sind seine Arbeiten unter anderem von afrikanischen Stoffdesigns.

„No hay lugar para los débiles“ („Es gibt keinen Platz für die Schwachen“) lautet die Nachricht von Julio Falagán (2014, Mixed Media), die über einer vermeidlichen Idylle aus Hirschen am Ufer eines Flusses schwebt. Der Künstler weist auch formal auf die Stereotypen einer bigotten und auf die Chancen einer heterogenen Gesellschaft, setzt Leinwandstücke, Stoffe und anderes Material collageartig zusammen.

Philip Topolovac geht mit seiner fotografischen Arbeit Modulite no 12 (2011) noch einen Schritt weiter, führt den Blick auf die omnipräsenten Gewalt- und Zerstörungsoptionen der Gesellschaften. Zu der Frage, wie weit hier patriarchale Machtstrukturen agieren und wie die Chancen stehen, den mythologischen Gegenspieler von Thanatos – Eros – zu aktivieren, bietet das kleine Format des japanische Künstler Mamoru Tsukada eine künstlerische Antwort. Auf seiner mehrschichtigen, computerunterstützten Fotografie Love Transformer-Venus (2009, Digital c-print) überdecken sich ein roter Penis und, als weibliches Symbol, die Venus von Willendorf. Die Stärke der Zerstörung als Quelle der Neugestaltung nutzen – eine Botschaft von genderübergreifender Macht.

Ausstellungsansicht, Courtesy Greusslich Contemporary

Die sehenswerte Gruppenausstellung vermittelt einen konzentrierten Blick auf die künstlerische Auseinandersetzung, durch die auf unterschiedlichste Weise bildlich vor Augen geführt wird, dass im Ende immer auch ein Anfang liegt: Thanatos kann Phönix. Gleichzeitig gelingt es Andreas Greusslich, den Besuchern genug Raum zu lassen, die Prozesse des Wandels und des Zusammentreffens beider Kräfte sowohl inhaltlich als auch formal zu entdecken.

„Thanatos kann Phoenix!"
Gruppenausstellung
13.12.–24.01.2015

Greusslich Contemporary
Buchholzer Str. 11
10437 Berlin
greusslich-contemporary.de

Mittwoch, Donnerstag 16-21 Uhr
Freitag, Samstag 13-16 Uhr

Die Galerie ist vom 22.12. bis zum 06.01.2015 in der Winterpause.

Dr. Barbara Borek

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Titel zum Thema Greusslich Contemporary:

Thanatos kann Phönix!
Ausstellungsbesprechung: Die aktuelle Gruppenausstellung bei Greusslich Contemporary Berlin führt mit einer sehr feinen Auswahl von Arbeiten in das Thema Destruktion und Neuentwicklung und zeigt deren spannungsreiche Wechselbeziehung.

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