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Art Laboratory Berlin
VICIOUS CYCLE. Artistic Research on Climate Crisis
Cammack Lindsey | Gülşah Mursaloğlu | Sybille Neumeyer
Art Laboratory Berlin
Prinzenallee 34, 13359 Berlin
Vernissage: 3. März 2023, 20 Uhr
Laufzeit: 4. März – 30. April 2023
Do – So, 14 – 18 Uhr
Im März 2022 haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass die Verschmutzung durch Mikroplastik inzwischen auch im menschlichen Körper vorhanden ist. Es wandert durch das Blut, ist in den Organen zu finden und geht auch über die Muttermilch auf den Säugling über. Der Titel der Ausstellung Vicious Cycle (Teufelskreis) bezieht sich auf diesen geschlossenen Kreislauf von menschlicher Umweltverschmutzung und deren Rückführung in den menschlichen und nichtmenschlichen Körper. In der Ausstellung befassen sich die Künstlerinnen in ihren investigativen und forschungsorientierten Arbeiten mit dem Problem von Mikroplastik im Boden, den Auswirkungen des Klimawandels und den Folgen übermäßiger landwirtschaftlicher Aktivitäten auf Wasser, Boden, Tiere und Wildtiere.
Cammack Lindsey, Wem geho?rt die Welt, 2023, sound installation, PCB, hydrophone, Microcystis aeruginosa, water samples from Mu?ggelsee, epoxy thermoplastic containers, vinyl map, photo, courtesy of Le CCINQ Miguel Pazo?
Cammack Lindseys
Wem gehört die Welt? ist eine Klang- und ortsspezifische Installation, die auf den laufenden Recherchen der Künstlerin zum Berliner Müggelsee basiert. Sie zeigt
Microcystis aeruginosa und Wasserproben des Müggelsees in amorphen Behältern in einem Netzwerk, das von den Kolonieformationen des am häufigsten toxinproduzierenden Cyanobakteriums
Microcystis inspiriert ist. Die anhaltende Wasserverschmutzung durch landwirtschaftliche Düngemittel und industrielle Abfälle führt zu einer Verunreinigung der Gewässer durch das Wachstum von toxischen, aber auch ungiftigen Cyanobakterien (auch bekannt als Blaualgen). Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Auftreten von Cyanobakterienblüten im Müggelsee und der Ökonomie des Wassers, d. h. seinem Preis, seinem Verbrauch und seiner Aufbereitung, wenn man die historische und wissenschaftliche Analyse betrachtet? In Anlehnung an den Titel des Films
Kuhle Wampe oder
Wem gehört die Welt? von 1932, dessen Drehbuch von Bertolt Brecht stammt, werden in diesem Projekt die Geschichten des Müggelsees aus proletarischer Sicht zusammengefügt.
Gülşah Mursaloğlu, Devouring the Earth, in Perishable Quantities, 2020-ongoing, aluminium, washing machine filters, Arduino uno, motor, industrial and found microplastics, Photo: Kayhan Kaygusuz
Gülşah Mursaloğlus Arbeit
Devouring the Earth, in Perishable Quantities (zu deutsch
‚Die Erde verschlingen, in verderblichen Mengen‘) befasst sich mit der Art und Weise, wie wir die Erde und den Untergrund verschlingen, sowohl buchstäblich als auch metaphorisch. In der Installation bewegen sich gefundene und hergestellte Mikroplastikteile in Waschmaschinenfiltern und bilden einen unregelmäßigen, aber kontinuierlichen Kreislauf der Transformation. In der Arbeit kommt es zu verschiedenen Prozessen des Austretens, der Verschmelzung und der Verdauung über verschiedene Zeiträume hinweg. Hervorgehoben werden hier die Verstrickungen während der Handlungen des Essens, Verbrauchens und Verzehrens, die oft als wahlabhängig propagiert werden, sowie die Punkte und Praktiken der Kontinuität zwischen Menschen und anderen Akteur:innen.
Sybille Neumeyer, souvenirs entomologiques, videostill, 2020
souvenirs entomologiques #1: odonata/ weathering data ist ein spekulatives Video-Essay und eine Installation von Sybille Neumeyer, die die Verstrickungen von Menschen, Wetter und Insekten in einer datengesteuerten Welt in Zeiten der Klimakrise untersuchen. Der Film folgt Libellen auf verschiedenen Ebenen durch Zeit und Raum: von ihrer geologischen Vergangenheit in eine ungewisse Zukunft, von Ökosystemen zu Museumssammlungen, von verkörperten Wetterwelten zu losgelösten Datenwolken, während verschiedene Insektenidentitäten durch sich entwickelnde Kartierungs-, Überwachungs- und Sammelmethoden vermittelt, geformt und umgestaltet werden. Obwohl datenbasierte Ontologien Maßnahmen zur Vorwegnahme und Kontrolle von Zukünften versprechen, wird durch die Rückbesinnung auf lokales öko-logisches Wissen die Beobachtung als Praxis der Fürsorge neu gestaltet.
Ausstellungsprogramm:
ARTIST TALKS
Gülşah Mursaloğlu, inspired by | Reading Club
14. März 2023, 20 – 21:30 Uhr MEZ (online)
Cammack Lindsey
26. März 2023, 16 – 18 Uhr (vor Ort @ ALB)
Sybille Neumeyer
23. April 2023, 16 – 18 Uhr (vor Ort @ ALB)
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