Karl Menzen, O.T., Stahl, Wandskulptur, 64 x 53 x 18cm, © Photo: Axel Sommer
Termine
• Vernissage Samstag 11. Oktober 18:00-21:00 | 19:00 Offizielles Grußwort
• Prämierevorführung des Films "Karl Menzen. Poet des Stahls“ (2025) und anschließendes Gespräch mit Eckhart Haisch (Kloster Lehnin, Standort von fünf Skulpturen im
Skulpturenpark)
Der Termin wird noch bekannt gegeben (
www.feinart-berlin.de
• Finissage Samstag, 22. November 18:00-21:00
Karl Menzen wäre in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden. Gemeinsam mit prominenten Institutionen wie dem Gerhard-Marcks-Haus Bremen, dem Haus am Lützowplatz Berlin und der Kunsthalle Lehnin würdigt die Galerie feinart berlin in diesem Jahr das Werk des Metallbildhauers, dessen poetische Stahlskulpturen vielerorts im öffentlichen Raum Berlins und anderer Bundesländer zu sehen sind.
Unverkennbar für Karl Menzen ist das Prinzip der Reduktion auf elementare geometrische Formen. Seine „Transformationen“ entstehen zum Beispiel aus rechteckigen, quadratischen oder runden Grundflächen, die er durch einfache Einschnitte und Beugungen für die Entfaltung in den Raum befreit. Es ist sein leitendes Motiv, dem harten, schweren Material ein Wesen von Bewegung zu verleihen. Der Aufbruch der ursprünglich flachen Grundform in die Dreidimensionalität ist ein dynamisches Ereignis: die Skulpturen stehen auf, balancieren, heben ab, fliegen.
Karl Menzen, O.T., lackierter Stahl rot, 42 x 28 x 37cm, © Photo: Axel Sommer
Die Ausstellung zeigt einige Arbeiten, die aus dem typischen Kanon des Bildhauers herauszufallen scheinen, weil sie Stahl mit einem anderen Material konfrontieren oder versehrten, rostigen Stahl auf eine Weise verarbeiten, die an seinen Gebrauchswert erinnert. In diesen Begegnungen mit verbrauchten Oberflächen und schroffen Fremdmaterialien spitzt sich die Polarität von formaler Leichtigkeit und dem Widerstand, der tellurischen Schwere des Materials zu einer im positiven Sinne tragischen Spannung zu.
Menzens detaillierte Kenntnis von Materialeigenschaften und mathematischen Gesetzmäßigkeiten auf der einen Seite, seine Phantasie dynamischer Formen auf der anderen Seite verschmelzen zu tänzerischen Ergebnissen. In ihrer metrischen Konstruktion sind seine Skulpturen empfindsam und atmosphärisch, mal zwischen gegenläufigen Kräften wägend, mal ihrer Sehnsucht nach Schwerelosigkeit folgend.
Einen figürlichen Ansatz findet man am ehesten in Karl Menzens Masken-Skulpturen, von denen acht in der Ausstellung gezeigt werden. Die Masken öffnen seine Arbeit am Metall für anthropologische Themen. Die Maske ist Verkleidung des Gesichtes, zugleich Schutz und mögliche Täuschung. Die Maske ist ein Objekt traditioneller und ritueller Praktiken, das soziale und kulturelle Bedeutungen verinnerlicht hat. In Stahl gegossen, assoziieren Menzens Masken archaische Ideen von Wächtern und Kriegern und ruhen als ästhetische Objekte dennoch im konkreten Ansatz seines Kunstschaffens.
Karl Menzen, O.T., 2003, Marmor, Edelstahl, Stahl, 76 x 31,5 x 24,5cm, © Photo: Axel Sommer
Das Werk von Karl Menzen versteht sich aus der Gleichwertigkeit von Skulptur und Raum heraus. Jedes Objekt denkt seinen Umraum, das Negativ seines Körpers mit. Nicht zufällig sind die meisten seiner Skulpturen allansichtig wie die Dachskulptur „...von allen Seiten schön...“ (Kurfürstendamm / Ecke Bleibtreustraße), die sich einmal im Jahr dreht und so aktiv unsere Sicht auf sie beeinflusst. Hier klingt der philosophische Gedanke an, dass sich derselbe Gegenstand anders darstellt auf den ersten, zweiten oder dritten Blick. Nichts hat ein festes Sein. Alles verändert sich, wenn man den Blickwinkel verändert. Dass wir es dennoch mit starken physischen Präsenzen zu tun haben, darin liegt wohl eines der Geheimnisse des Bildhauers.
Kurzvita
Karl Menzen wurde 1950 in Heppingen (Rheinland-Pfalz) geboren. Nach dem Studium der Werkstoffwissenschaften an der Technischen Universität Berlin, das er als Diplom Ingenieur abschloss, entschied er sich für den künstlerischen Weg als Bildhauer. Seine Ausbildung erhielt er bei dem Bildhauer Volkmar Haase, mit dem ihn eine jahrzehntelange Zusammenarbeit verband. Seit 1986 arbeitete Menzen freischaffend in Berlin und ist seit 1987 auf Ausstellungen, Kunstwettbewerben und Symposien vertreten, die ihn in Deutschland (Chemnitz, Dresden, Frankfurt am Main, Freiburg, Hamburg, Kiel, Zwickau u.a.) wie auch international bekannt machten (Mailand, Malmö, Mantua, Paris, Pisa, Vilnius,Wien). Am 19. November 2020 plötzlich und unerwartet gestorben. Karl Menzens Arbeiten sind im öffentlichen Raum Berlins und anderer Bundesländer zu sehen. In Berlin zum Beispiel am Kaiserdamm 6 (Turmspitze mit Flügeln), in der Großen Hamburger Straße 17 in Mitte die „Transformation — zentrifugal“ und am Kurfürstendamm / Ecke Bleibtreustraße die Dachskulptur „...von allen Seiten schön...“. Außerhalb Berlins finden wir die „Fünf Kuben“ am Internationalen Kunstwanderweg im Hohen Fläming (1. Preis, Bad Belzig), „Ruhend — Fließend“ in der Alexandrowka Potsdam, „Spaltung — Fügung — Überwindung“ in der Sammlung Horn des Schleswig-Holsteinisches Landesmuseums (Schloss Gottorf).
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