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Im Ernst Wasmuth Verlag ist 2004 ein Buch von Dörte Döhl über Ludwig Hoffmanns Bauten für Berlin erschienen, das bis heute nichts an Aktualität verloren hat. Die überarbeitete Dissertation befasst sich mit allen entscheidenden Aspekten des Lebens und der Arbeit eines der wichtigsten Architekten des letzten Jahrhunderts in und für Berlin. Ludwig Hoffmann (1852–1932) hat als Stadtbaurat für Hochbau in fast drei Jahrzehnten über 150 zumeist kommunale Bauten geplant und realisiert, er gilt als der Schöpfer des Berliner Kommunalbaus und seine Architektur übt bis heute einen großen Einfluss auf das Berliner Stadtbild aus.
Die Publikation gliedert sich in vier thematische Bereiche:
Der erste Abschnitt behandelt "Berlin und das Amt des Stadtbaurats für Hochbau". In ihm widmet sich die Autorin unter anderem der allgemeinen kommunalen Selbstverwaltung, der damaligen städtischen Bauplanung und der persönlichen Entwicklung Ludwig Hoffmanns. Besonders interessant ist dabei die Entscheidung des 44-jährigen Architekten für das öffentliche Amt in Berlin - wovon ihm seine Freunde abgeraten haben dürften - sowie die Veränderungen im städtischen Hochbauamt nach der Gründung Groß-Berlins.
Das zweite Kapitel "Ludwig Hoffmanns Architektur für Berlin" befasst sich mit den herausragenden Bauten von Hoffmann, so zum Beispiel das Rudolf-Virchow-Krankenhaus, die Krankenanstalten in Buch, das Märkische Museum, das Stadthaus, die Schulen und die Badeanstalten. Die einzelnen Anlagen sind nachvollziehbar behandelt und auch in ihrer Stadtbild prägenden Funktion erfasst. Allerdings könnten sie etwas ausführlicher bebildert sein, und ihre architektonische Beschreibung vernachlässigt einige wichtige Details, die zum Verständnis der Hoffmannschen Bauten von großer Bedeutung sind.
"Ludwig Hoffmann und Kaiser Wilhelm II." beleuchtet das Architekturverständnis des Kaisers und seinen weit reichenden Einfluss auf die kommunalen Bauten. Ebenfalls Beachtung findet das Verhältnis Hoffmanns zum Kaiser, seine Pläne für ein königliches Opernhaus und die Affäre um den städtischen Märchenbrummen.
Im letzten Abschnitt "Ludwig Hoffmann und die Öffentlichkeit" untersucht die Autorin den - scheinbar abseits liegenden - Aspekt der öffentlichen Meinung über den Stadtbaurat. Bei genauer Betrachtung jedoch entwickelt sich diese Thematik zu einem aussagekräftigen Mittel, Wissenswertes über die Menschen der damaligen Zeit, ihre Beweggründe und über Hoffmanns eigene Persönlichkeit zu erfahren.
Außerdem umfasst die Veröffentlichung noch Quellenangaben, ein Literaturverzeichnis und ein umfangreiches Werkverzeichnis auf fast 200 Seiten.
Das Buch ist verständlich geschrieben, gut zu lesen und gibt Aufschluss über eine Zeit, in der die Kommunen sich selbst zunehmend verantwortlich für die Bauaufgaben der Gesellschaft sahen. Insbesondere die Verzahnung der Stadtverwaltung mit den kaiserlichen Interessen und Vorstellungen werden überaus vielschichtig untersucht.
Die Lektüre gibt Aufschluss über die Anfänge einer Entwicklung, die sich bis heute fortschreiben ließe und deren momentane Tendenz - ein Rückzug der Kommunen aus dem aktuellen Baugeschehen - zu großen Befürchtungen Anlass gibt.
Fazit: Sehr lesenswert!
Ludwig Hoffmann
Bauen für Berlin
von Dörte Döhl
Ernst Wasmuth Verlag GmbH & Co. Tübingen · Berlin 2004
412 Seiten, 200 Abbildungen
Format 22 x 27 cm. Hardcover
Preis: 68,00 EUR
ISBN: 3 8030 0629 5
Titel zum Thema Ludwig Hoffmann:
Ludwig Hoffmann, Bauen für Berlin 1896-1924
Kunsthochschule Berlin-Weißensee
Galerie Johannisthal
Kommunale Galerie Berlin
Verein Berliner Künstler
a|e Galerie - Fotografie und zeitgenössische Kunst