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Auf der documenta 12 ist der Anspruch der Vermittlungsarbeit Dialog statt Monolog

von Hannah Beck-Mannagetta (22.11.2006)
vorher Abb. Auf der documenta 12 ist  der Anspruch der Vermittlungsarbeit Dialog statt Monolog

Bildung und Vermittlung stand im Zentrum der 2. Pressekonferenz zur documenta 12, die letzten Dienstag, den 21. November 2006 in Berlin stattfand. Auf dem Podium stellten sich Roger M. Buergel, der künstlerischer Leiter, Ulrich Schötker, der Leiter der Vermittlung, sowie Carmen Mörsch, die Beratungsfunktion für die Vermittlung auf der documenta 12 innehat und die selbstrelexive Begleitforschung leitet, den Fragen der Presse und des Publikums.

Eine Ausstellung, die sich als "Bildungsinstitution" und Vermittlung nicht als Dienstleistung und Marketinginstrument, sondern als eine Form des Austausches von Erfahrungen, Wissen und Gefühlen, versteht, stellt einen hohen Anspruch an ihr Vermittlungskonzept und ihre Vermittler. Jedoch scheint dies den Verantwortlichen bewusst zu sein: "Jeder startet als Idiot", war das humorvolle, aber durchaus ernst gemeinte Statement des künstlerischen Leiters, das verdeutlichte, mit welch schwieriger Aufgabe sich auch ein erfahrener Kurator angesichts einer globalen Kunstausstellung konfrontiert sieht. Mit dem Plädoyer für eine interdiskursive ästhetische Erziehung setzt Roger M. Buergel ausdrücklich einen Kontrapunkt zur Schnelllebigkeit des Kunstmarktes und dem Nihilismus, den dieser im Bezug auf Inhalte produziert.

Realisiert werden soll diese Form der intensiven Auseinandersetzung mit der Kunst und dem Publikum durch explizit architektonisch dafür geschaffene Räume und ein bewusstes sich Zeitnehmen. Zeit, die die Vermittler, aber auch die Besucher der documenta 12 aufbringen müssen. So soll es überall in der Ausstellung kleine Inseln des Verweilens geben, sogenannte "Palmenhaine", in die man sich immer wieder zurückziehen kann, um zu reflektieren und zu diskutieren. Damit es den Vermittlern möglich wird aus ihrer Rolle des autorisierten Sprechers, der einseitig Informationen weitergibt, auszubrechen und sich den Fragen und Bedürfnissen der Besucher zu widmen, soll eine Führung nicht weniger als zwei Stunden dauern. Dabei wird der Spagat versucht, die Besucher einerseits nicht vor der Komplexität und den Zumutungen der zeitgenössischen Kunst zu schonen, sie gleichzeitig aber auch nicht zu überfordern, sondern ihnen auch Techniken und Methoden an die Hand zu geben, um sich den künstlerischen Arbeiten anzunähern, die "Kunstwerke zum Sprechen zu bringen", wie Buergel es formulierte.

Neben den Führungen der Kunstvermittler, soll es auch Audioguides geben, die aber einen "erzählerischen" und "poetischen" Charakter haben und mit Unterstützung des langjährigen Hauptsponsor der documenta, dem Deutschen Sparkassen und Giroverband, umgesetzt werden. Darüber hinaus gibt es ein weiteres Projekt: "Die Welt bewohnen", bei dem Kassler Schülerinnen und Schüler ausgebildet werden, Erwachsene aus ihrer Perspektive über die documenta zu führen. Diese "translokalen Korrespondenzen" finden sich sowohl in der Vermittlungsarbeit als auch in einigen künstlerischen Projekten wieder. Über die aber, ebenso wie über die genaue Künstlerliste wurden - zum Leidwesen der Journalisten - noch keine genaueren Informationen preisgegeben wurden.

Mit der von Carmen Mörsch geleiteten Begleitforschung soll die Vermittlungsarbeit analysiert und reflektiert werden. Stichworte die Mörsch zu dieser besonderen Form der Forschung äußerte, waren: "Transparentmachen von Methoden", Reflexion der eigenen Historizität und der Widersprüche des Kunstsystems, sowie sich als "kritische Freundin" der Kunst und der Institution verstehen, um im Weiteren auch Nachhaltigkeit in der Kunstvermittlung zu sichern.
Zusammenfassend erklärte Buergel zum Schluss, es werde also etwas "mühsam" auf der documenta 12, aber dafür auch besonders "schön". Es stehe den Vermittlern und Besuchern eine "konflikthafte, aber ebenso lustvolle Auseinandersetzung" bevor. Man darf gespannt sein, ob das ambitionierte Experiment gelingt und am Ende ein jeder seine subjektive Wahrnehmung im Austausch mit anderen erweitern konnte.

Sehen Sie außerdem unser Video zum Thema: documenta12 auf art-in.de

Aktuelle Informationen über die documenta 12, unter:
- www.documenta12.de/aktuelles

die Erläuterung der Leitmotive der kuratorischen Arbeit, unter:
- www.documenta12.de/leitmotive

sowie das für die Vermittlungs- und Diskursarbeit bedeutende Begeleitprojekt documenta 12 magazines, unter:
- www.documenta12.de/magazine

Hannah Beck-Mannagetta

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