Was macht man mit zweiunddreißig Würfelvariationen auf einem quadratischen Feld? Schachspielen, natürlich! Zwar erinnert das zwischen 1922 bis 1924 von Josef Hartwig entworfene Bauhaus - Schachspiel an flippige Bauklötze, doch zählt es zu einem der erfolgreichsten Bauhaus Produkten überhaupt.

Josef Hartwig war Werkmeister der Bildhauerei am Weimarer Bauhaus. Zu seinen Kollegen an der wichtigen deutschen Kunst-, Design-, und Architekturschule der klassischen Moderne gehörten bedeutende Künstler wie Lyonel Feininger, Paul Klee, oder Wassily Kandinsky. Als einer der wenigen Werkmeister, d.h. handwerklicher Meister (im Gegensatz zu den die Ausgestaltung der Produkte bestimmenden Formmeistern), hat Hartwig es mit seinem Schachspiel-Design in die erste Reihe der Bauhaus Meister geschafft. Im Bauhaus Archiv sind nun verschiedene Versionen von Hartwigs Bauhaus-Schachspielen sowie seine eigene kleine Kunstsammlung zu sehen.

Anlaß zur Ausstellung war die Schenkung, die Dora Hartwig (Tochter des Künstlers) dem Bauhaus - Archiv 2003 überlassen hatte. Dieser "noblen Geste", aber auch dem Künstler zu Ehren, hat Klaus Weber, der Kurator des Bauhaus - Archives, die Sammlung Hartwigs durch eine "Ausstellung in der Ausstellung" ergänzt. Dafür hat er insgesamt sieben verschiedene hartwigsche Schachspiele ausfindig gemacht, die den Kern der Ausstellung bilden. Anhand dieser kann man die Entwicklung des Spiels mit anfangs noch handgeschnitzten Spielfiguren, oder besser "Mini - Skulpturen", zur seriell gefertigten und in diversen Preisklassen hergestellten Bauhausware mitverfolgen.
Das nicht immer auf Gegenliebe stoßende Design der aus den stereometrischen Grundformen Würfel und Kugel gebildeten Figuren ist wohldurchdacht. Laut Hartwig soll die Funktion einer jeden Figur im Spiel an der Gestaltung ablesbar sein: "...Der Bauer und der Turm ziehen winkelrecht zum Brettrand, ausgedrückt durch den Würfel. Der Springer bewegt sich rechtwinklig in Hakenform, rechtwinklige Würfelanordnung. Der Läufer zieht diagonal zum Brettrand: ein aus dem Würfel geschnittenes Schrägkreuz...". Letztlich verweisen die Spielfiguren durch ihre Form und ihr Volumen auf ihre Gangart und ihren Wert.

Josef Hartwig hatte außerdem Druckgraphiken, Zeichnungen und Plastiken von Bauhaus- und Künstlerkollegen angesammelt. Manches wie Oskar Schlemmers >Tänzerin< (1925) mag als Geschenk in Hartwigs Sammlung "gewandert" sein, anderes wie Paul Klees >Vulgäre Komödie< (1922) dagegen könnte Hartwig aus der Ausschußkiste der Druckwerkstatt gerettet haben. Dazu gesellen sich Drucke von Wassily Kandinsky oder Lyonel Feininger, Bildhauerzeichnungen und eine Plastik Gerhard Marcks sowie ein Exemplar der "Apokalypse" von Max Beckmann. Um der nationalsozialistischen Zensur zu entgehen, wurde das mit Beckmanns Lithographien illustrierte, handkolorierte Buch in einer Auflage von nur 24 Stück hergestellt und kann als ein Highlight der Ausstellung verstanden werden.

Von wegen "Schach matt"!

Schenkung Dora Hartwig
06.12. 2006 - 05.02.2007

Bauhaus - Archiv
Museum für Gestaltung
Klingelhöferstraße 14
10785 Berlin

täglich, außer dienstags, 10.00 - 17.00 Uhr
www.bauhaus.de