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...she´s a lady!? Cindy Sherman im Martin-Gropius-Bau

von Stefanie Ippendorf (17.06.2007)


...she´s a lady!? Cindy Sherman im Martin-Gropius-Bau

Auf ihren Photos schlüpft sie in die Rolle von Ladies wie alternden Hollywood-Damen, durchgestylten Frauen im 1950er und 1960er Jahre Look oder eleganten Diven in Abendrobe. Ebenso lichtet sich Cindy Sherman als Hausfrau, mit furchtverzerrtem Gesicht im Nachthemd, oder mit verschmierter Schminke und wirrem Blick auf dem Boden kriechend ab. Cindy Sherman ist wegen ihrer inszenierten photographischen Darstellungen verschiedenster Frauenbilder und -klischees vor allem im Rahmen postmoderner feministischer Diskurse thematisiert worden. Ihr OEuvre ist jedoch wesentlich vielseitiger. So haben zum Beispiel ihre sogenannten "Disgust Pictures", auf denen Speisereste, Schimmel, Haare und andere ekelerregende Substanzen zu sehen sind, für Aufsehen gesorgt und wurden kurzerhand mit Julia Kristevas (von Georges Bataille entlehnten) psychoanalytischem Begriff des Abjekten in Verbindung gebracht.



Martin-Gropius-Bau
Martin-Gropius-Bau

Einen detaillierten Einblick in das Schaffen der 1954 geborenen Amerikanerin kann man sich momentan im Martin Gropius Bau verschaffen, der bis Mitte September eine von der Künstlerin selbst kuratierte Werkschau zeigt.

Die Schau ist grob chronologisch bzw. nach Werkgruppen gehängt und beginnt mit der frühen Viererserie >Untitled A-D< von 1975. Bereits hier wird ein wesentliches Merkmal ihrer Arbeit deutlich: Die enorme Wandelbarkeit von Shermans Physis. Wo uns auf einem Photo noch ein schüchternes kleines Mädchen entgegenlächelt, grinst uns auf dem nächsten Bild ein grobes Männergesicht an. Dabei benötigt Sherman für ihr Rollenspiel bloß Schminke und Mimik.

Aufwändiger gestaltet sind dagegen die Figuren, die Sherman in ihrer >Bus Riders< Serie (1976-2000) verkörpert. Hier sind es neben Schminke und Mimik auch Kleidung und Accessoires,die Sherman verwendet, um Menschen verschiedener Milieus beim Busfahren darzustellen. Shermans Photoserie kommt einer Sozialstudie gleich, deren Pointiertheit dem Betrachter nicht selten ein Lächeln entlockt. Gleichzeitig führt sie uns die Inszeniertheit ihrer Bilder stets vor Augen und offenbart gleichzeitig ihre Arbeitsweise: Auf jedem Bild ist das Kabel des Selbstauslösers zu sehen. Anstatt im großen Team zu arbeiten, kümmert sich Sherman selbst um Beleuchtung, Kostüme sowie Ausstattung und photographiert sich meist via Selbstauslöser.

Am bekanntesten sind wohl ihre >Untitled Film Stills< von 1977-1980. Auch hier ist Sherman ihr eigenes Modell. Die Aufnahmen wirken wie Szenen aus Filmen der 1950er und 1960er Jahre. Neben der sichtbaren Liebe zum Detail haben die Aufnahmen einen sehr narrativen Charakter und man ertappt sich ständig bei dem Versuch, die Einzelbilder in eine Erzählung einzubetten. Es geht also nicht nur um bestimmte Frauenideale die uns in der glamourösen Filmwelt vorgelebt werden, sondern auch um die Thematisierung unseres Sehverhaltens.

Neben diesen doch sehr schönen oder zumindest witzigen Serien hat sich Sherman nie gescheut, sich selbst zu entstellen. So reichen Arbeiten wie die >Hollywood/ Hampton Types< (2000-2002) oder ihre Clown Serie (2002-2003) in den Bereich des Häßlichen oder Grotesken und Serien wie >Civil War< führen in das Terrain des Schockierenden und Schrecklichen. Auch hat sich Sherman nicht gänzlich auf das Abphotographieren des eigenen Körpers beschränkt. Aus dem ersten Experimentieren mit medizinischen Körperprothesen in den >Fairy Tales< (1985) resultierten Photos auf denen aus verschiedenen Prothesen oder Puppenteilen zusammengesetzte Wesen in obszönen Stellungen zu sehen sind (>Sex Pictures<, 1992 oder >Broken Dolls<, 1999). Auf diesen Bildern scheint das eigentlich Unbelebte belebt und provokativ pornographische Posen wirken unheimlich und abstoßend.

Shermans Photographie feiert die Maskerade und das Rollenspiel und wirkt durch Verfremdung und Irritation. Ihre Arbeiten sind mal still und schön, mal aggressiv und hässlich, oft sind sie witzig, können aber auch schrecklich sein. Manchmal scheinen sie im ersten Moment verlockend, kippen dann jedoch bei näherer Betrachtung ins Abstoßende. Trotz des "Dauerverkleidens" ist Cindy Shermans Kunst weit mehr als nur Karneval und die Lust an der Kostümierung - es lohnt es sich also allemal einen (intensiven) Blick in die Ausstellung im Gropius Bau zu werfen!

Cindy Sherman
15.06.-10.09.2007

Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstraße 7
10963 Berlin
www.gropiusbau.de

Stefanie Ippendorf

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