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Von knackigen, leicht bekleideten Hochglanzbubis im schnöden Pappeinband

von Stefanie Ippendorf (21.12.2007)


Von knackigen, leicht bekleideten Hochglanzbubis im schnöden Pappeinband

Norbert Biskys Gemälde sind verlockend, denn der 37 jährige Leipziger ist ein Maler, der sein Handwerk beherrscht. In freundlich schimmernder, bisweilen fast schon kitschiger Farbenpracht gemalt, zeigen seine durch und durch figurativen Bilder oftmals gut gebaute, leicht bekleidete, junge blondhaarige Männer. Die Bildoberfläche ist glatt und sauber, an manchen Stellen blitzt die strahlend weiße Leinwand hervor, die der Künstler absichtlich ausgespart hat - Norbert Bisky betreibt Hochglanzmalerei. So könnte man zumindest auf den ersten Blick meinen. Doch der schöne Schein trügt: Der "Beachboy" vor dem tropisch blauen Himmel hält einen abgerissenen Kopf in der Hand (>David tropical<), der Junge mit den schönen klaren Augen nagt ein einem Herrenbein (>Allesfresser<) und der von ein paar an Caspar David Friedrichs Kompositionen erinnernden Baumwipfeln und Zweigen umgebene Mann im gelb-grünen Sportdress hat sich soeben erhängt (>Freudenstadt-Aschersleben<). Eben jene Ambivalenz ist es letztlich, auf der Biskys malerische Strategie fußt. Ist der Betrachter erst einmal durch die bunten Farben und klaren Formen zur Bildbetrachtung verführt, sieht er sich unmittelbar mit Inhalten konfrontiert, auf die er sich gar nicht hatte einlassen wollen. Doch trotz der zunehmend brutalen Bildinhalte, dem auf der Leinwand gefeierten Körperkult und der bisweilen an den sozialistischen Realismus erinnernden Ästhetik von Biskys Werken, erzielen sie auf dem internationalen Kunstmarkt inzwischen Höchstpreise.

Vielleicht ein Grund, ihm den Erstlingsband einer neuen Buchreihe im Prestel Verlag zu widmen. Diese trägt den Namen >Kunstwerkstatt< und soll zukünftig junge bekannte Künstler vorstellen. In der Reihe geht es darum, „dem Künstler bei der Arbeit im Atelier sozusagen über die Schulter zu schauen, seine Arbeitsmethoden kennen zu lernen und die Entstehung von Kunstwerken zu verfolgen.“ So ist auch der Band zu Bisky nah am Künstler, der selbst drei Doppelseiten des Buches gestaltet konnte. An ein schlichtes Künstlerbuch erinnernd, ist der Einband erfreulich unspektakulär gehalten – aus der groben grauen Pappe ist lediglich ein Sichtfenster ausgestanzt, durch das man ein Detail von Biskys >Riecher< (ein Junge, der an einem Turnschuh schnüffelt) betrachten kann. Das 80 Seiten umfassende Druckwerk ist vorrangig ein Bilderbuch mit vielen sehr guten Abbildungen der Gemälde und einiger Aquarelle (!) sowie ein paar großformatigen Atelieraufnahmen. Zudem gibt es ein vierseitiges Interview mit dem Maler. Den Textbeitrag lieferte der Kurator und Kunstkritiker Christoph Tannert, der in seinem Aufsatz >Fröhliche Metzgerei< vor allem die neueren Arbeiten Biskys untersucht. Ob des Gehaltes an Gewalt vergleicht Tannert Biskys jüngste Bilder spannenderweise mit Quentin Tarantinos >Kill Bill<: „Es ist die eruptive, blitzschnelle Gewalt, mit der Tarantinos Kino unsere Erwartungen unterwandert. Bisky stellt jede Action schockartig still. Im Angesicht dieser Bilder fühlt man den Schlangenbiß im Gesicht nicht an dem ein Mann bei Tarantino qualvoll stirbt.“

Alles in allem ist das Buch über den Künstler, der momentan im Berliner Haus am Waldsee mit einer ersten größeren Ausstellung in deutschen Landen beehrt wird (Norbert Bisky – Ich war´s nicht, 02.11. 2007 – 13.01.2008), eine gelungene Monographie. Einziger Wehrmutstropfen ist das leider etwas kurz geratende Essay, in dem einige Absätze graphisch durch unschöne gelbe Textmarkerunterstreichungen hervorgehoben werden sollen.

Christoph Tannert: >Kunstwerkstatt - Norbert Bisky<
80 Seiten, 65 Abbildungen, davon 50 in Farbe
Prestel Verlag

ISBN: 978-3-7913-3853-8
Preis: 39,95 € / 66,00 sFr

Stefanie Ippendorf

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Zum >Norbert Bisky< Buch aus der neuen Prestel Reihe >Kunstwerkstatt<
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